Rien à pleurer...


Publiziert von lorenzo , 5. August 2024 um 07:21.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:29 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1945 m
Abstieg: 1945 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Dixence, Le Chargeur oder mit dem Auto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hôtel du Barrage, Dixence; Refuge-Igloo des Pantalons Blancs
Kartennummer:LK 1326 Rosablanche, 1346 Chanrion; M. Brand, Guides des Alpes valaisannes 2, CAS 2001, D. Silbernagel, S. Wullschleger, Walliser Alpen, topo.verlag 2010

Für mich war es zwar kein Schreckgespenst, trotzdem brauchte ich drei Anläufe, bis es endlich klappte. Das erste Mal war ich Anfang diesen Junj von der Route de Mauvoisin mit Ski bis unter La Sâle aufgestiegen, um dann bestätigt zu finden, was ich mir zuhause genau so gut auch an den Fingern hätte abzählen können, nämlich dass das NE-Wändchen noch schneebedeckt, und auf dem Umgehungsband Richtung Le Pleureur der Schnee bereits so stark aufgeweicht war, dass ich auf halbem Weg zum Sattel zwischen den beiden Gipfeln das Handtuch warf. Die Aussicht liess aber schon damals weit blicken und auch die Abfahrt über den Col bis fast hinunter zur Écurie du Vasevay liess sich sehen. Da die Strasse zwischen Champsec und Lourtier nach den Unwettern Ende Juni wegen einem Erdrutsch bis auf Weiteres gesperrt wurde, wählte ich für einen zweiten Versuch Dixence als Ausgangspunkt, was die Überschreitung der beiden Gipfel mit der Zugabe eines dritten, nämlich La Louette, noch bereichern würde. Aber schon kurz nach dem Start auf Le Chargeur Ende letzte Woche machten sich Gelenk- und Muskelschmerzen bemerkbar, die mich zwangen, meine hochfliegenden Pläne gründlich zu redimensionieren. Immerhin schaffte ich es bis zur dunkel über mir aufragenden und unerreichbar scheinenden Staumauer, wo ich für einige Minuten die Stille und Weite des Lac des Dix unter dem funkelnden Firmament einatmete, bevor ich wieder hinunter humpelte und zurück nach Hause fuhr. Dort dökterlete ich herum, bis ich zum Schluss kam, dass es bedauerlich wäre, noch mehr Schönwettertage - die endlich eingetroffen waren - ungenutzt verstreichen zu lassen.

So machte ich mich Anfang diese Woche zum dritten Mal auf den Weg. Diesmal lief es besser, und entlang dem Stausee konnte ich mich bei abnehmendem Mond, der langsam über den Aiguilles Rouges d'Arolla unterging und auf dem Wasser glitzerte, unbeschwert ein- und warmlaufen. Bereits von Le Clocher konnte ich zwar den Aufstieg zu La Sâle verfolgen, die erlösende Durchstiegsrinne zum Glacier de la Sâle gewahrte ich aber erst, als ich den darunter liegenden Glacier du Liapey erreichte. In klassischem Hochtourengelände gelangte ich schliesslich unter das NE-Wändchen von La Sâle. Beim ausgesetzten und kaum Halt bietenden Einstiegsband war ich froh um die Bohrhaken, nach der gutgriffigen 2. SL, die auch schon ungesichert gut zu machen gewesen wäre, packte ich die Reepschnur aber wieder ein, indem die 3. SL und der Ausstieg sicher seilfrei zu bewältigen waren. Beim Felsaufschwung im Le Pleureur N-Grat schien die Tour dann für einen kurzen Moment schon zu Ende zu sein, bis ich auf der linken Seite eine Aufstiegsmöglichkeit fand. Mit Sorgenfalten näherte ich mich beim Abstieg über den SE-Grat dem "ressaut rocheux", das "se contourne par des vires sur le versant SW". Steinmännern folgend schlängelte ich mich mit mulmigem Gefühl durch die brüchige und rutschige Flanke hinunter, bevor ich fast zuunterst doch noch die Reepschnur auspackte, um wenigstens halbwegs gesichert über eine ausgesetzte Stufe abklettern zu können. Der W-Grat zu La Luette war leicht, und sie schenkte mir zum dritten Mal ein einzigartiges Panorama zu Mont Blanc und Grand Combin, Grivola und Gran Paradiso, sowie zur Couronne impériale. Der Spur eines nur noch punktgrossen Alleingängers vor mir folgend, stieg ich über den Glacier de la Luette zum Hüttenweg ab, der mich entlang dem türkis schimmernden Stausee zurück trug. Nun hatte sich das Biest doch noch in eine Beauty verwandelt, und im Hôtel du Barrage kühlte mir der freundliche Barmann, der mir einen feinen Espresso brachte, den im Auto tagsüber von der heissen Sonne aufgekochten Energydrink, den ich, um nicht am Steuer einzuschlafen, für die Rückfahrt auch noch brauchte...

La Sâle

Aufstieg NNW-Grat-NE-Wändchen: von Dixence, Le Chargeur (2138m) gelben Markierungen folgend auf dem Wanderweg (verschiedene Varianten) zur Barrage de la Dixence (ca. 2365m) und weiter auf dem Fahrweg, einige Tunnels passierend und E vorbei am Refuge La Barme (2458m) am W-Ufer des Lac des Dix bis zum Bachgraben bei P. 2389. Über Loutaret und den NE-Rücken (Gras, Schotter) auf Le Clocher (2810m) und Abstieg über den W-Grat (Blöcke) in den Sattel ca. 2785m, T3. Nach S horizontal (Geröll) zum Glacier du Liapey und auf diesem nach SSW bis ca. 2900m. Nach WNW zur südlichsten von 3 Bachrinnen, durch diese (Geröll, Firn) zum unteren Glacier de la Sâle, und, Spalten umgehend, an dessen N Rand zum Col du Vasevay (3224m). Entlang dem NNW-Grat (Firn, Fels, I) über P. 3367 und über den oberen Glacier de la Sâle zum NE-Wändchen des felsigen Gipfelaufbaus. 1. SL nach NW über das Einstiegsband (15m, Bh, II, abschüssig und rutschig) zu 1. Stand, 2. SL schräg links hinauf (15m, Bh, II-III) zu 2. Stand, 3. SL gerade hinauf (10m, Bh, II) zu 3. Stand, dann über leichte Felsen (Bh, I) NW ausholend zum Gipfel (3646m), WS. 5-6h.

Abstieg SSW-Grat: vom Gipfel (3646m) zuerst über das obere Gratdrittel (leichte Felsen), dann auf der E-Seite abklettern (15m, Bh, II), und über das mittlere und untere Gratdrittel (leichte Felsen, Schotter, Pfadspuren) einfach zum Sattel 3539, 30min, WS. 

Le Pleureur
Aufstieg N-Grat: vom Sattel 3539 E ausholend und über einen Rücken (Firn) zum Felsaufschwung bei ca. 3615m. An dessen linker Seite (brüchig, rutschig, I-II)  hinauf zum Gipfelgrat, und über diesen (Firn, Fels, zuletzt Stufe, I) auf den Gipfel (3704m), WS, 30min-1h.

Abstieg SE-Grat: vom Gipfel (3704m) auf dem Gipfelgrat (Firn) bis zum Abschwung bei ca. 3580m. Auf der SW-Seite über Bänder und Stufen (Geröll, rutschig, Steinmänner, Pfadspuren, I-II, bei letzter Stufe Knotenschlinge für gesichertes Abklettern an Reepschnur eingerichtet) hinunter und zurück zum Grat. Weiter über diesen (Firn, leichte Felsen) zu P. 3501, wo NE-seitig über Bänder und Stufen abgestiegen werden kann (I). Über den nun leichten Grat (Firn, Schotter, Pfadspuren) zum Col de la Luette (3369m), 1h-1h30min, WS.

La Luette
Aufstieg W-Grat: vom Col de la Luette (3369m) dem Grat folgend (Firn, Schotter, Pfadspuren, I), Felshindernisse ggf. S umgehend, zum Gipfel (3548m), 30min, L.

Abstieg SSE-Grat-E-Flanke: vom Gipfel (3548m) auf dem SSE-Grat (Pfadspuren) bis zum Sattel vor P. 3465m, dann über die E-Flanke hinunter zum Glacier de la Luette, und nach NE auf diesem (Spalten, ggf. Blankeis), dem Gletschervorfeld (Schotter) und Gras, N vorbei an P. 2782 zum weiss-rot markierten Hüttenweg der Cabane des Dix CAS (2928m), L. Auf diesem hinunter zu P. 2545 und entweder direkt über den Pas du Chat (2479m), oder über P. 2371 (weiss-rot, gelb) zu P. 2384. Weiter auf dem Fahrweg (gelb) dem Lac des Dix entlang zurück zur Barrage de la Dixence (2365m) und auf dem Wanderweg wieder hinunter nach Le Chargeur (2141m), T2. 3h-3h 30min.

Insgesamt 10h 30min-13h.

Verhältnisse: bei leichter Bise sonnig mit nur wenig Quellwolken und warm. Wege, Gras und Felsen weitgehend trocken. Firnreste bis ca. 2900m, Gletscher noch gut eingeschneit, dort und auf den Graten noch kaum Blankeis. An den 3 Gipfeln alte Spuren, auf dem Glacier de la Luette auch frische.

Material: Stirnlampe, Leichthelm, Pickel, Leichtsteigeisen, Leichtklettergurt, 30m 6mm Reepschnur, 4 Express, 3 Schlingen, 1. Eisschraube, 1 Satz Rocks.

Fahrplan: 4 Uhr Start, 6.30 Le Clocher, 10 Uhr La Sâle, 11.30 Le Pleureur, 13.15 La Luette, 14.30 Hüttenweg, 17 Uhr retour.

Hinweis: beim Abstieg über den La Luette SSE-Grat fand ich eine noch funktionstüchtige Garmin Fénix 6X Pro Solar Smartwatch. Wer sie dort verloren hat, kann sich bei mir melden.

Tourengänger: lorenzo


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