Cima Capezzone (2421 m) - Überschreitung von der Montagna Ronda zur Cima Lago


Publiziert von 83_Stefan , 20. September 2024 um 16:08.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:22 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Omegna durch das Val Strona bis nach Campello Monti im Talschluss. Kostenfreie Parkmöglichkeiten am Anfang des Dorfs.
Unterkunftmöglichkeiten:Biwakhütte Abele Traglio (CAI Sezione Omegna, 2100 m).
Kartennummer:Geo4Map 16 - Val Strona; ISBN 987-88-9960-617-6

In der Umrahmung des Valle Strona sind Cima Capezzone, Montagna Ronda und Cima Lago die höchsten Berge. Im Rahmen einer Rundtour von Campello Monti können alle drei in einem Aufwasch besucht werden, was den Gipfelsammler freut. Die Unternehmung ist auf weiten Strecken landschaftlich sehr reizvoll, ruhig und rustikal und bietet beim Abstieg mit dem Lago di Capezzone ein Juwel, das bereits für sich genommen einen Besuch wert wäre. Einziger Haken an der Sache ist, dass man streckenweise nur auf dürftigen Steigspuren unterwegs ist, man braucht also unbedingt gute Sicht und eine ordentliche Portion Spürsinn.

Die Wanderung beginnt am Parkplatz direkt vor der alten Walsersiedlung Campello Monti. Man wandert auf der gepflasterten Straße in den Ort hinein, passiert ein Café, überquert den Rio Chigno und erreicht nach der ehemaligen Grundschule die Kirche. Über Treppenstufen gelangt man hinauf zum Maultierweg und wandert auf diesem nach links aus dem Ort hinaus. Bald wird ein wunderschöner Ahorn passiert und man erreicht eine Verzweigung, an der sich später die Runde schließen wird. Hier verlässt man den Hauptweg und zweigt auf den Steig zur Alpe Fornale ab, auch das erste Gipfelziel Montagna Ronda ist bereits ausgeschildert.

Durch einen Waldgürtel gelangt man hinauf zur Alpe Orlo, von der nur noch ein altes Steingebäude übrig ist. Bald darauf hält man sich an einer beschilderten Verzweigung links und folgt dem Steig ins Weidegelände der Alpe Fornale di sotto. Hier wird der Wald verlassen und nach nach der Überquerung des Rio Fornale geht es in der Grasflanke aufwärts. Vorsicht: Eine deutliche Steigspur führt bald wieder an den Bach heran und folgt diesem weiter aufwärts, das ist aber nicht der richtige Aufstiegsweg. Stattdessen ist etwas Spürsinn gefragt, denn man kämpft sich nahezu weglos durch die recht üppige Botanik aus hohem Gras, Sauerampfer und fast mannshohen Brennnesseln auf einem schwach ausgeprägten Rücken hinauf zur Ruine der Alpe Fornale di sotto. Nur hin und wieder findet man eine alte Farbmarkierung unter dem Gras. Neben dem verfallenen Almgebäude befindet sich ein Wegweiser, von einer Verzweigung ist aber längst nichts mehr zu sehen.

Ab der Alpe wird die Orientierung wieder einfacher, schwache Spuren und Markierungen weisen den Weg durch die Grasflanke bergauf. Oberhalb eines Abbruchs quert der Steig schließlich wieder in den Graben des Rio Fornale und führt auf die andere Seite, hier muss man bei feuchtem Gras gut aufpassen. Der Bach erfreut durch einige sehenswerte Wasserfälle und der Blumenreichtum in den Bergwiesen ist enorm. Auf der anderen Seite leiten die Markierung aufwärts, eine quer führende Spur wird passiert und man erreicht eine beschilderte Verzweigung knapp unterhalb der Alpe Fornale di sopra. Der Beschilderung zur Montagna Ronda folgend, gelangt man in wenigen Minuten durch eine fast ebene, mit üppigen Beständen an Wiesen-Knöterich bewachsene Wiese zum verfallenen Almgebäude, an dem sich bereits die nächste Verzweigung befindet. Hier bietet sich eine aussichtsreiche Rast mit Blicken auf die andere Talseite an. Schön ist es hier oben!

An der Alpe Fornale di sopra ist die Montagna Ronda nicht beschildert, der Steig dorthin ist aber weiterhin zuverlässig markiert. Er leitet durch die im unteren Bereich mit Alpenrosen bewachsene Flanke bergauf, passiert eine Ruine und ein Blockfeld und erreicht schließlich einen kleinen See in einer Senke. Der Anstieg ist begleitet von freien Blicken bis in die Poebene, die sich wirklich sehen lassen können. Ab dem See wird es etwas anspruchsvoller: Oberhalb eines Abbruchs führt der Steig hinauf zu einer Verzweigung nahe der Kammhöhe mit abgebrochenen Wegweisern.

Hier beginnt der Abstecher zum Gipfel der Montagna Ronda. Man hält sich rechts und folgt dem mit Gras bewachsenen Kamm unschwierig auf den Gipfelaufbau zu. Hier geht es für ein paar Meter in eine sehr steile Grasflanke hinein, die unten steil abbricht (Schlüsselstelle). Dann wird das Gelände wieder flacher und man erreicht den Gipfelbereich, der von einem Meer aus Felsblöcken gebildet wird. Am höchsten Punkt findet sich ein seltsames Gipfelkreuz. Die Rundumsicht ist herrlich und reicht bei klarer Sicht von Mailand bis zum Monte-Rosa-Massiv. Auch einen schönen Blick hinunter ins Val d'Ossola und zu den im weiteren Tourenverlauf folgenden Gipfeln hat man.

Auf bekanntem Steig geht es wieder hinunter zur Verzweigung nahe der Kammhöhe. Es folgt der schönste Abschnitt der Wanderung: Meist direkt auf dem Scheitel wandert man auf nicht markierter, aber gut erkennbarer Spur auf die Cima Capezzone zu. Die Schwierigkeiten sind auf diesem Abschnitt recht moderat, dafür kann man ausgiebig schauen und staunen. Am Vorgipfel wird es dann deutlich steiler (kurze Stelle I) und die Spur verläuft sich. Wer um diesen herumqueren möchte, muss weglos eine steile Grasflanke passieren, vermutlich ist es besser, den Vorgipfel zu überschreiten. Danach treffen beide Varianten wieder zusammen und es ist nicht mehr weit, bis der markierte Steig zur Cima Capezzone erreicht ist. Hier ist es nur noch ein Katzensprung zum höchsten Punkt der Tour, auf dem sich ein Gipfelkreuz mit -buch befindet. Schaut man zurück zur zuvor besuchten Montagna Ronda, erkennt man gut die steile Grasflanke am Gipfelaufbau. Von der Cima Capezzone blickt man hinunter zum hübschen Lago di Capezzone, neben dem sich die kleine Biwakhütte Abele Traglio befindet.

Am markierten Steig gelangt man bequem hinunter zum Sattel "Colle della Crocetta" zwischen Cima Capezzone und Cima Lago. Wer noch etwas Kraft übrig hat, dem sei der Besuch des dritten Gipfels herzlich angeraten, denn der Aufwand ist mit knapp 100 Höhenmetern Gegenanstieg überschaubar. Der Anstieg ist beschildert und im unteren Bereich markiert. Durch ein Blockfeld geht es an den Gipfelaufbau heran, wo die Markierungen enden. Auf Spuren gelangt man rechts des markanten Gratrückens durch die begrünte Flanke hinauf zum Vorgipfel und von dort, links vorbei am großen Gipfelblockfeld, hinauf zum höchsten Punkt. Ein Gipfelkreuz sucht man hier vergebens, man findet stattdessen ein "Gipfel-T" - entweder ist der obere Teil abgebrochen oder der Gipfelschmuck dient anderen Zwecken. Auf der Cima Lago hat man einen schönen Blick zurück zu Cima Capezzone und Montagna Ronda, auf der anderen Seite stemmt sich die Cima Altemberg in den Himmel. Und - nomen est omen - den schönsten Blick zum Lago di Capezzone gibt es von hier oben. 

Auf der bekannten Route geht es wieder hinunter zum Sattel, wo der Abstieg beginnt. Er ist zwar nicht beschildert, aber markiert und führt durch eine steile Rinne und Blockwerk hinunter zum herrlichen Bergsee. Hier macht man gerne nochmals Pause und nach der Besichtigung der kleinen Biwakhütte steigt man im weiten Bogen bergab in einen Weideboden. Am deutlichen Steig wandert man schließlich durch feuchte Wiesen zur Alpe Capezzone und erreicht wenige Minuten später eine Verzweigung, an der man sich links hält.

Das nächste Ziel ist die Alpe Piana di Via, die auf einer Terrasse hoch über dem Talschluss steht. Den Abzweig zur Alpe Scarpia lässt man rechts liegen und passiert die Alpgebäude in nördlicher Richtung, ehe kurz darauf die Beschilderung nach Campello Monti nach rechts weist. Es folgt ein letzter anstrengender Abschnitt: Über eine Steilstufe geht es ziemlich direkt hinunter zu einem Weidefleck, an dem die Knie endlich aufatmen können. Durch ein kleines Wäldchen und dann entlang des jungen Torrente Strona gelangt man wieder zur Verzweigung oberhalb der Ortschaft, wo sich die Runde schließt. Von hier aus sind es nur noch wenige Minuten zurück zum Ausgangspunkt.

Schwierigkeiten:
Von Campello Monti via Alpe Fornale zur Montagna Ronda: T4 (bis zum kleinen See T2, beim Gipfelanstieg wird kurzzeitig eine sehr steile, nach unten hin abbrechende Grasflanke passiert; insbesondere im Bereich der Alpe Fornale di sotto trotz Markierungen schwierige Orientierung).
Übergang zur Cima Capezzone: T4-, I (bei der Querung des Vorgipfels, sonst leichter; vermutlich kann der Vorgipfel einfacher überschritten werden).
Abstecher zur Cima Lago: T2 (deutliche Spuren, im unteren Bereich markiert).
Abstieg über Lago di Capezzone und Alpe Piana di Via: T3 (kurze Stellen T3; deutlicher, markierter Steig).

Fazit:
Eine landschaftlich herausragende 5*-Tour, die auf weiten Strecken durch freies Gelände führt und freie Ausblicke bietet. Besonders lohnend sind die drei aussichtsreichen Gipfel, die lange, genussreiche Kammüberschreitung und der herrliche Lago di Capezzone. Auf weiten Strecken ist es sehr ruhig, nur beim Abstieg vom Bergsee ist etwas mehr Betrieb. Absolut lohnend!

Kategorien: Walliser Alpen, 5*-Tour, 2400er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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