Fellhorn 1764-66 von Erpfendorf
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Anfahrt mit Nervenkrimi – die Benzinuhr zeigte bereits Reserve am Vortag, in Ebbs wurde aber noch nicht getankt, das sollte in Walchsee geschehen. Doch wie leider festgestellt werden musste, geht das dort erst um 7:30. Bis Kössen reichte der Kraftstoff schon und dass es dort mindestens eine Tankstelle gibt, war auch bekannt. Daher am Smartphone beim M-Preis-Parkplatz mal nachgeschaut, wohin man am besten fährt und ab wann die Zapfsäulen offen sind. 7 Uhr las ich, das war ja positiv, nachdem es nur wenige Minuten Wartezeit bedeutet hätte. Aber zu meiner Freude ging es sofort bei der BP, auch andere Leute tankten bereits.
Äußerst positiv: Der Parkplatz in Erpfendorf wurde auf Anhieb gefunden und kostet nichts. Auf die Uhrzeit beim Start wurde nicht genau geachtet, aber durch das Foto des verwachsenen Wegweisers gleich nach der Brücke konnte das im Nachhinein gut bestimmt werden. Interessant war, dass die Route zuerst dreimal mit schwarzem Punkt ausgewiesen war (von den Touristikern), danach aber nur ein roter Punkt. Die Drehkreuze waren mir sympathisch, das Einschmieren mit Sonnencreme & No Bite wurde weder daheim gemacht noch am Kfz – ein Fehler. Die Bremsen waren derart aggressiv und ließen sich beim Nachholen und danach vom Insektenabwehrspray auf der Haut kaum abhalten. Oft ließen sich die Insekten auch gar nicht direkt auf der Haut nieder, sondern auf der Oberbekleidung.
Zunächst wurde den Wegweisern gefolgt, aber als es nach rechts ab und leicht hinab gehen sollte, weckte das Gelände mit weiterführenden Wegmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Beschreibung „rechts am Bach“ mein Interesse für eine Erkundung. Ein vielversprechendes Jägersteiglein wurde registriert und sich für eine andere Gelegenheit bergauf vorgemerkt. Nach der Umkehr und der Wegweiser-Route folgend befand ich mich unverkennbar am Golf-Panoramaweg, beim Wegweiser hinauf fand ich die optimale Route allerdings nicht. Es wurde dem Schild exakt gefolgt und im Zuge des Höhenmetergewinns zwar eine rote Bank erspäht, aber nicht angesteuert, sondern weiter am Waldrand hinauf gegangen. Bald jedoch kam ein Zaun mit zwei Stacheldrahtspuren und einer Spur mit glattem Draht, an diesem ging ich links entlang weiter. Dann stieß ich auf die markierte Route und weiter oben an der Geländekante der Bachschlucht war im hohen Gras ein heraufkommendes Steiglein zu sehen. Das sollte wohl das Ende des vorgemerkten Jägersteigleins sein.
Beim Abstieg war es trocken genug, um da hinabzugehen, was ich auch tat. Es hat sich sehr gelohnt mit netten Wasserfällen. Zur Zaunüberwindung: Die Stelle ist zwar unverkennbar (siehe Foto), aber für kleine Leute nicht optimal. Idealerweise befand sich im glatten Draht kein Strom. Das Stück Schlauch (Isolierung) ist brüchig, der Draht war ganz gut gespannt. Ich checkte mal ab, ob es mir denn gelänge, den Draht kurz auszufädeln, um ihn runterdrücken zu können und danach wieder einzuhaken - Fehlanzeige. Ein in einem Baum eingewachsenes blaues dünnes Seil wurde gesehen, andere Seilreste auf Schlucht-Seite, was von mir maximal bergauf erkundet werden könnte. An einer anderen Stelle des Zauns wurde ein Autoreifen zwecks Übertritthilfe gesehen. CONCLUSIO: Das attraktive Steiglein bergauf und die markierte Route bergab sind meine Wahl fürs nächste Mal.
Der Bach ist bald mal zu queren, auf einer Rippe geht es weiter. Bei den vielen morschen Balken, dem Dachrinnen-Rest und anderem Metall dachte ich erst an eine längst verfallene Jagdhütte, doch daheim war für mich dann klar, dass es sich um das platte Almgebäude handelt. Im Wanderführer (4. Auflage 2020) steht „die Überreste der verfallenen Gernalm“ und mit der Seehöhe wird es auch übereinstimmen. Koasakrax hat in seinen Berichten von 2011 und 2014 Fotos dabei. Nun mal ein aktuelleres Bild fast zehn Jahre später – so ich nicht irre.
Nach dem nächsten Zaun war das Gelände leider stark von Rindern zertreten, an einer Stelle war ich unkonzentriert und ging in Gedanken geradeaus weiter, es wäre ein Rechtsknick angesagt gewesen. Ohne großen Reibungsverlust war ich wieder in der Spur, die gelben Wegweiser und Markierungen wurden beim Abstieg genau angeschaut.
Am Steig oberhalb der Fahrstraße gibt es einen Hochstand mit kaputter Leiter, die Kreuzanger-Gebäude sind gut erkennbar. Nachdem es einmal scheinbar die Chance gab, dem Weg auf anderer Route Adieu zu sagen – nicht ohne ihn ständig im Blickwinkel zu haben – nutzte ich diese Möglichkeit. Beim Retourweg das markierte Programm, wobei festgestellt wurde, dass die einzige Bank auf der langen Strecke unbrauchbar war. Schade! In der Nähe der Straubinger Hütte dann eine richtige Bank, dort wurde abgeschnitten und zum Gipfel aufgestiegen. Nur einmal wurde ich von 2 Leuten überholt, am Gipfel trafen nach mir bald zwei weitere Paare ein. Gleich nach kurzem Smalltalk weg, zumal es dort keine Rast-Infrastruktur gibt.
Die Route ab dem beschilderten Abzweig zur Hochtritt-Alm wurde es, Markierungen gibt es auch. Einen falschen Tritt hatte ich mir leider geleistet, was in einem Sturz in Saltoform resultierte. Glück im Unglück war, dass ich selbst nur eine lange dünne Schramme abbekam und in erster Linie die rausgeschleuderte geschlossene Getränkedose, die beiden nur noch zu einem Drittel gefüllten Getränkeflaschen und das No-Bite-Spray eingesammelt und verstaut werden mussten. Doch auch eine leichte Beschädigung eines Ausrüstungsgerätes war zu beklagen, nämlich das Display des Smartphones. Shit!
Zu meiner Freude war nach der Gipfelrunde die Bank in Alm- und Schutzhüttennähe frei, dort wurde die Jause verzehrt. Eine Überlegung vor dem Endspurt zum Gipfel war gewesen, über Hochtritt aufzusteigen und eventuell auch den Eggenalmkogel mit Winterwegroute mitzunehmen, doch die Abschneide-Möglichkeit ließ anders entscheiden. Auch ohne Sturz wäre auf den Eggenalmkogel, wo ich am 26. Mai war, verzichtet worden, das angesagte Gewitter und die Vielzahl an Gelegenheiten im Rahmen anderer zukünftiger Touren machten mir die Entscheidung relativ leicht. Andererseits war es nicht so heiß, es gab oft Wolken, optimale Bedingung eigentlich. Nicht der innere Schweinehund hat obsiegt, sondern die Vernunft angesichts des steilen Abstiegsgeländes, von dem im Wanderführer steht, dass trockene Bedingungen erforderlich sind. Die Bank beim Schuhmacherkreuz wäre ein Anreiz gewesen, doch das Glück war mir hold an diesem Donnerstag und ich hatte die gewünschte und im Zielbereich einzige verfügbare gute Sitzgelegenheit für mich.
Nach dem Einschmieren mit Sonnencreme wurde das No Bite höher dosiert, es schien sich auszuzahlen. Eine einzige Bremse hat mich ganz unten noch gestochen. Am Beginn der Wanderung war es echt ein Horrortrip mit den Insekten. Während des Aufstiegs und auch beim Abstieg gab es einen Mückenschwarm. Der Regen vom Vortag bedeutete beim Aufstieg leider eine Absolutely Soaking Wet – Reprise.
Einen Schönheitsfehler gilt es noch zu erwähnen: Durch einen umgestürzten Baum ist ein Ausweichen erforderlich, beim Abstieg hatte ich zunächst darauf vergessen. Die Umgehung war von den meisten Wanderern und auch mir in beide Richtungen talseitig absolviert worden, speziell bergab ist nochmal die Konzentration und umsichtiges Agieren gefordert.
In der Tour des Wanderführers sind 1215 Höhenmeter angegeben, beim Abstieg wird allerdings die Variante über ein Stück auf der Fahrstraße zur Kreuzangerhütte gegangen. Die Differenz von 70 Höhenmetern zwischen den beiden Wegpunkten muss aber nicht zur Gänze abgezogen werden – so wie ich gegangen bin, sind die 1175 vom Tourenkopf sicher nicht zu viel.
In der KOMPASS-Karte 09 St.Johann etc. ist gerade mal der Parkplatz des Ausgangspunktes am Rand zu sehen, beide XL MAYR Druckwerke vom selben Verlag (460 Kaiserwinkl, Ausgabe 2016 und die 452 Kitzbüheler Alpen St. Johann Oberndorf Kirchdorf Erpfendorf zeigen den von mir im Abstieg genutzten Steig, verwachsenen mit viel langem Gras als roten Weg, die bayerische Alpenvereinskarte BY 18 Chiemgauer Alpen Mitte – Hochgern, Hochfelln hat auf der Nebenkarte im linken unteren Eck (Maßstab 1:50.000) den Steig ebenfalls gleichwertig in roter Farbe abgebildet. Beim 1:50.000 Kartenausschnitt im Wanderführer als auch der beiliegenden Extra-Tourenkarte 1:35.000 ist zwar schwarz strichliert ein Weg abgebildet, aber Otto Normalverbraucher folgt sowohl mit dem Wanderführer als auch ohne vermutlich der Beschilderung, manche kehren eventuell beim Elektrozaun um. Dieser Steig ist sicher ein wahres Zecken-Eldorado, trotz No Bite musste ich mit zwei Stück am Abend bilanzieren. Meine AV-Karte ist von 2017, die jüngere XL Mayr von 2019. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Gernalm in der jüngsten Karte mit einem fetten Gebäudesymbol zu sehen ist und in der ältesten nur noch mit einem kleinen Punkt.
In einem meiner Bücher ist das FELLHORN mit 1766 m drin, In der AV-Karte mit 1764 m – ebenso im KOMPASS Wanderführer und einer MAYR XL-Edition Karte. Die andere MAYR XL Karte (Kaiserwinkl) hingegen zeigt 1765 m, was die goldene Mitte darstellt und hier auf hikr die Höhe des angelegten Wegpunktes ist. Mit diesem Absatz kann dann die für den Tourentitel gewählte Schreibweise nachvollzogen werden.
Die Bewertung T3 halte ich nicht zuletzt auf Grund eines kurzen Stücks am bergab absolvierten Nebensteig für gerechtfertigt. Trocken genug muss es dafür schon sein, eher noch mehr wie am markierten Wanderweg.
FAZIT:
Die Hausaufgaben wurden gemacht bzw. die Pflicht beim FELLHORN absolviert, idealerweise folgt irgendwann noch die Kür. Ich komme definitiv wieder!

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