Kurzbericht 

Einer stolperte über das Osternest...


Publiziert von lorenzo , 5. Mai 2024 um 12:33.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 4 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1810 m
Abstieg: 1810 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Saxeten, Schulhaus oder mit dem Auto zum Parkplatz Rengggraben (1200m)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Alpenrose
Kartennummer:LK 1228 Lauterbrunnen, Swisstopo Skirouten; D. Anker, R. Schneeg, Skitouren Berner Alpen Ost, SAC 2004

Bei der Fahrt zum alljährlichen Familientreffen am Brienzersee legte mir der Osterhase statt eines hartgesottenen Eis zum Tütschen ein Kuckucksei zum Ausbrüten ins Nest: eine neue Variante durch die Schwalmere N-Flanke westlich der bisher versuchten in Form eines mit Schnee ausgefüllten Couloirs, dass als verlockende weisse Linie direkt zu einer Schulter im NNW-Grat hinauf zieht, von wo aus auch die Querung zur ursprünglich projektierten Route möglich zu sein schien. Nachdem häufiger Föhn und Regen während dem ganzen April einen Versuch verhindert hatten, ging es am ersten Maiwochenende bei angesagt sonnigem Wetter und geringer Lawinengefahr endlich los.

Über Nessleren gelangte ich problemlos zum Einstieg ins Couloir, durch das ich bis unter die felsige Steilstufe sogar ziemlich "bequem" mit Ski aufsteigen konnte. Der Schnee war aber nicht gefroren, ein erster Schneerutsch und Steine kamen herunter, und die z.T. ausgeaperte Steilstufe schien nicht einfach zu sein, so dass ich es gut sein liess und auf passablem Feuchtschnee statt zum Einstieg in die Nesslereschöpf, die auch nicht ganz koscher aussahen, nach Oberberg hinunter kurvte.

Ein ruppiger Aufstieg über die E-Flanke, die nach Grundlawinen  z.T. nur dünn verschneit und zudem von bolligen Nassschneelawinenkegeln durchzogen war, brache mich auf den unteren Schwalmere NNW-Grat, wo mit P. 2134 ein erstes "Gipfelchen" winkte, von dem es  dann zum Rengghoren nicht mehr weit war. Fast im Pulverrausch ging es dann zum Rengglipass hinunter, aber eben: nur fast, und zudem brach mir im unteren Drittel eine Hinterbacke, die 4. oder. 5. von Dynafit, zum Glück aber auch diesmal an einem harmlosen Ort...

"Jo, leck mi do am Oarsch" sagte ich mir, deponierte die Ski, kniff meine beiden Arschbacken zusammen, und machte mich zu Fuss auf den Weg zum Morgenberghorn. Dieser war stellenweise aper, und wo noch Schnee lag, hielt sich die Einsinktiefe meistens in akzeptablen Grenzen. Am oberen SSE-Grat griff ich dann doch noch zu Pickel und Steigeisen, bevor ich das immer wieder bezaubernde Panorama auf die umliegenden Berner Voralpen und Alpen und die Tiefblicke auf den Thuner- und den Brienzersee geniessen konnte. Jedoch gewahrte ich bei der erwähnten Querung in der Schwalmere N-Flanke eine ausgesetzte Engstelle, die einer 2. Schlüsselstelle entsprechen könnte.

Nach einem konzentrierten Abstieg zurück zum Rengglipass fuhr ich in halbem Langlauf- oder Telemarkstil über die sanften Hänge von Innerberg hinunter nach Mittelberg und noch ein Stück der Alpstrasse entlang, bis der Schnee schliesslich endgültig ausging. Zurück im Frühling, und begleitet von einem immer farbigeren Strauss Bergblumen, quirligem Vogelgesang, und dem Rauschen schmelzwasservoller Bäche, führte mich eine anmutige Wanderung über Weiden und durch Wald zurück. Nach Jahren hatte ich wieder einige Puzzleteile der geplanten Route gefunden, und zurück zuhause stellte mir Bächli sogar in Aussicht, dass die Skibindung ersetzt wird.


Versuch Schwalmere N-Flanke
Aufstieg über Underberg: vom Parkplatz Rengggraben (1200m) weiss-roten Markierungen (wr) folgend nach Underberg (1457m) und über Nessleren nach S und SE (bis 30 Grad) zum Einstieg in die Schwalmere N-Flanke beim westlichsten Bach bei ca. 1950m. Durch das NE-Couloir (35-40 Grad) bis ca. 2100m unter eine felsige Steilstufe, 2h 30min, ZS.

Abfahrt nach Oberberg: Abfahrt von ca. 2100m unter der Steilstufe durch das NE-Couloir (35-40 Grad) entlang dem westlichsten Bach und Richtung N (bis 30 Grad) nach Oberberg (1680m), 30min, ZS.

P. 2134-Rengghoren
Aufstieg E-Flanke: von Oberberg (1680m) nach W zur E-Flanke und über diese (bis 35 Grad) hinauf zum unteren Schwalmere NNW-Grat (ca. 2095m). Abstecher zu P. 2134, dann auf dem flachen Gratabschnitt leicht ansteigend zum Rengghoren (2103m), 1h 15min, ZS-.

Abfahrt W-Flanke-NW-Grat: Abfahrt vom Rengghoren (2103m) über die W-Flanke und entlang dem NW-Grad (30 Grad) zum Rengglipass (1879m), ev. Skidepot, 15min, WS+.

Morgenberghorn
Aufstieg SSE-Grat: vom Rengglipass (1879m) weiss-blauen Markierungen folgend bzw. direkt über den SSE-Grat (z.T. ausgesetzt, Stellen I) über P. 2068 auf den Gipfel (2249m), 1h, T4.

Abstieg SSE-Grat und Rückweg über Innerberg: vom Gipfel (2249m) Abstieg oder Abfahrt über die Aufstiegsroute zurück zum Rengglipass (1879m). Abfahrt oder Abstieg wr oder blau über Mittelberg (1632m) bis ca. 1340m bei Ramsermatten, dann N vom Rengggraben nach E über Weide und durch Wald zurück, 1h 45min, WS, T3.

Insgesamt 7-8h.

Verhältnisse: bei leichtem W-Wind sonnig mit Schleierwolken und mild. Schnee oberhalb ca. 1500m, bis ca. 1700m morgens hart, mittags weich, darüber 5-10cm angezogener Pulver auf durchfeuchteter oder angefrorener Unterlage oder Gras. Mehrere alte, z.T. grosse Grund- und Nasschneelawinen. Portage unterhalb 1500m. Morgenberghorn SSE-Grat nach Hinterbackenbruch bei der Abfahrt vom Rengghoren zu Fuss, oberhalb ca. 2150m mit Steigeisen und Pickel.

Material: Stirnlampe, Helm, Steigeisen und 2 Eisgeräte zusätzlich zu üblicher Skitourenausrüstung.

Fahrplan: 5.30 Start, 8 Uhr Umkehr Schwalmere N-Flanke, 10 Uhr Rengghoren, 11.30 Morgenberghorn, 13.30 retour.

Tourengänger: lorenzo


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