Über den Abendberg zum Morgenberghorn


Publiziert von dani_ , 23. Juli 2023 um 21:03.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:22 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m

Wilderswil - Abendberg - Därliggrat - Leissiggrat - Morgenberghorn. Zweimal hatte ich es versucht (1, 2). Nun wollte ich diese bestechende Linie zum dritten Mal probieren. Diesmal mit den richtigen Schuhen, dem passenden Wetter und genügend Kondition.

Wilderswil - Abendberg - Oberbodeweid  T1

Von Wilderswil Büel über Wanderweg zum Aabeberg. Das Gerüst vom letzten Jahr steht immer noch am Gebäude (siehe). Auf dem Wanderweg kann man schnell Höhenmeter überwinden. Im Unterschied zum Jahr davor war ich voll fit, als ich beim Abendberg ankam, von Kräftezehrung keine Spur.

Auf 1210 m verliess ich den markierten Wanderweg und ging über einen unmarkierten Wanderweg und die Fahrstrasse bis Oberbodeweid.

Oberbodeweid - See-Egg - Birchizand - Rotenegg - p.1825 (Därliggrat)  T4 I

Auf 1350 m verliess ich die Fahrstrasse und stieg durch den Wald zum Grat auf. Nach wenigen Höhenmetern traf ich auf eine Wegspur, der ich über den gesamten Därliggrat folgte. Auf 1402 m steht auf dem Grat der kleine Holzfällerunterstand See-Egg. Die richtige Wegspur führt an ihm, etwas versteckt, links vorbei.

Hernach folgt die Wegspur dem Grat und weicht nur an wenigen Stellen nach Osten ab, zum Beispiel zum Ausweichen von versperrenden Bäumen. Der Därliggrat ist nicht technisch schwierig oder gar heikel, jedoch durch die ungleichmässige Steigung anstrengend. Im unteren Teil wechseln steile mit flachen Abschnitten ab. Im oberen Teil ist es ein Wechsel zwischen steil aufwärts und abwärts Abschnitten.

p.1825 - Gross-Schiffli - Morgenberghorn (Leisiggrat)  T5 I

Nun erreichte ich mit dem Aufschwung zu p.1935 (Leissiggrat Nordgipfel) die Stelle, bei der ich letztes Jahr abgebrochen hatte. Diesmal drohte kein Regen und ich war viel fitter. Der Aufschwung kam mir nun viel leichter vor. Nach wenigen Metern und kurzer Zeit war die Kletterstelle überwunden.

Bis p.1975 gibt es wenig zu klettern, jedoch hat es ein paar kurze, sehr ausgesetzte Stellen auf dem Grat, die nicht einfach umgangen werden können. Ich behalf mir mit dem Reitersitz, um die Sicherheit zu erhöhen. Meine Sicherheitsgefühl erhöhte auch, dass es auf dem langen Grat viele Möglichkeiten des Abbruchs und Ausstiegs über die Ostflanke gibt.

Kurz vor dem Gipfelaufschwung wich ich für einige Meter in die Ostflanke aus (siehe GPS Track), weil mir das leichter schien, als dem Grat zu folgen. Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob es das wirklich ist.

Der Gipfelaufschwung ab 2020 m ist der anspruchsvollste Abschnitt der Tour. Ab hier muss bis zum Gipfel steil und oft ausgesetzt aufgestiegen werden und es gibt keine Möglichkeit des Ausstiegs über die Ostflanke mehr. Trotz der Exponiertheit hatte ich nie das Gefühl, in T6 Gelände unterwegs zu sein. Beispielsweise ist die in einem Bericht als "Schlüsselstelle" bezeichnete Stelle durch einen schmalen Spalt technisch einfach und kurz (weniger als 2 m). Sie ist gewiss nicht der Ort mit der grössten Schwierigkeit. Herausfordernd würde es nur werden, wenn man wegen Leibesfülle nicht durch den Spalt passen würde.

Sehr gross war meine Freude, als ich den vernebelten Gipfel erreichte. Einen Jubelschrei verkniff ich mir, weil zwei Personen auf dem Gipfel standen, die in die Richtung schauten, aus der alle anderen Wanderer kamen, und sicher nicht mit mir rechneten.

Morgenberghorn - Rengglipass  T3

Auf weiss-blau-weiss markiertem Wanderweg zum Rengglipass. wbw bedeutet, dass die Schwierigkeit mindestens bei T4 liegt. Das kommt mir übertrieben vor. Es hat wenige exponierte Stellen, die mit Ketten gesichert sind. Was in der Erläuterung der Wanderskala bei T3 steht, passt perfekt zu dem Weg.

Rengglipass - Saxeten  T2

Bis auf 1225 m folge ich der weiss-rot-weissen Wanderwegsignalisation. Hier biege ich auf die Strasse ab und folge ihr bis Hüüsi (1175 m). Mein Plan war, weglos nach Chatzeschwand zu queren und dadurch Saxeten oberhalb zu umgehen. Der Bach ist jedoch auf dieser Höhe noch tief eingeschnitten. Es ist wohl möglich, den Hang weglos hinunter und auf der anderen Seite weglos hochzukommen. Das schien mir aber zu anstregend. Daher stieg ich am Rand einer Wiese bis zur Strassenbrücke auf 1130 m ab und erreichte in der Folge Saxeten.

Saxeten - Wilderswil  T1

Dem Wanderweg durch den Sytiwald folgend nach Wilderswil. Es geht romantisch nahe dem wilden Saxetbach abwärts.

Hurra, geschafft! Nach sechs Jahren diese herausfordernde Tour bewältigt und die bestechende Linie Därliggrat-Leissiggrat-Morgenberghorn gegangen.

Schwierigkeitsbewertung der Tour: Also T5-, lieber spitz, finde ich doch recht untertrieben. Die T6 Bewertungen vieler anderer finde ich hingegen übertrieben. Ich halte T5 oder T5+ für angemessen. Ich habe mich für T5 entschieden, weil ich die T5 Schwierigkeiten nicht besonders ausgeprägt oder grenzwertig fand. Das "Raues Steilgelände. Einfache Kletterpassagen (I–II). Exponiertes Gelände, über längere Strecken Absturzgefahr.", was in der Erläuterung der Wanderskala bei T5 steht, finde ich sehr passend. "Längere Kletterstellen (II)", wie es in der Erläuterung für T6 heisst, hat es definitiv nicht.


Zeiten
07:32  Wilderswil
08:27  Abendberg
09:05  See-Egg 1402
09:46  Birchizand
13:44  Morgenberghorn (los 14:29)
15:10  Rengglipass
16:30  Saxeten 1130
17:32  Wilderswil

Tourengänger: dani_


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