Chli Rinderhorn 3002m


Publiziert von Bergamotte , 13. April 2024 um 17:16.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 6 April 2024
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:15km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:LSB Kandersteg-Sunnbüel
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Schwarenbach

Altels, Balmhorn, Rinderhorn - die heilige Dreifaltigkeit ab Kandersteg-Sunnbüel, die man einfach mal gemacht haben "muss". Daneben finden sich im schneesicheren Tourengebiet weitere lohnende Ziele und dazu schöne Übernachtungsmöglichkeiten. Bei so prächtigen Nachbarn wird das Chli Rinderhorn, immerhin 3000 Meter hoch, gerne übersehen und erhält kaum Besuch. Oder liegt's an der abweisenden Westflanke? Vom Berghotel gesehen Schwarenbach wirkt sie fast schon senkrecht. So schlimm ist's nicht, aber Können und Lawinenverhältnisse sollten definitiv passen angesichts von ausgesetzten Abschnitten um die 45°. Trotz ihrer Exotik hat die Route glücklicherweise wieder Eingang ins SAC-Tourenportal gefunden.

Um acht Uhr bringt mich die prall gefüllte "Frühfahrt" (die wohl kaum ihren Namen verdient) hoch nach Sunnbüel (1933m). Angesichts der prognostizierten sommerlichen Temperaturen trödle ich nicht rum und stürze mich gleich in die kurze Abfahrt zur Spittelmatte. Meine Sorge wird sich später übrigens als völlig unbegründet herausstellen. Ich blicke hoch zum Altels, meine letzte Skipendenz im Gebiet. Vielleicht kann ich ihn irgendwann gar über die wilde Nordroute begehen. Genug fantasiert, denn schon heute werden Träume erfüllt. Kurze Verschnaufpause beim Berghotel Schwarenbach, um die markante NW-Flanke einzusehen. Huch ist das steil... aber trotz abgeblasener Verhältnisse im Mittelteil meine ich, durchgehende Schneezungen zu erkennen. Also weiter geht's! Ich folge zunächst der Rinderhorn-Route, um dann Richtung Einstieg zu queren. Dieser Übergang in die Flanke (auf ca. 2550m, 45°) markiert die erste Schlüsselstelle. Stürzen verboten, heute bei harten Verhältnissen heikel, aber für mich gerade noch mit Ski vertretbar.

Anschliessend quere ich weiter (ausgesetzt) nordwärts statt (wie im Führer) das erste Felsband direkt durch eine Steilrinne zu überwinden (dies wäre die zweite Schlüsselstelle gewesen). Vorteil meiner Variante: alles mit Ski machbar. Weiter oben quere ich wieder retour zur "Normalroute". Im zweiten Felsband (gut 40°), die dritte und letzte Schlüsselstelle der Tour, liegt wenig Schnee. Trotzdem kann ich mich komplett mit Ski durchmogeln. Das bedingt allerdings einwandfreie Aufstiegstechnik, stürzen ist vielerorts einfach keine Option heute. Wem das zu heikel ist, kann prinzipiell auch effizient zu Fuss aufsteigen. Anschliessend lehnt sich das Gelände langsam zurück und dem SWW-Grat entlang liegt gut Schnee. Ihm folge ich angenehm bis zum Chli Rinderhorn (3002m). Wow, nie hätte gedacht, diesen steilen Gipfel ohne einzige Portage erreichen zu können. Ich hatte sogar die schweren Sommersteigeisen eingepackt!

Ich geniesse das Panorama auf die heilige Dreifaltigkeit und natürlich auch Richtung Gemmi und Wildstrubel. Schade, dass sich erstere bald in die Saisonpause verabschiedet, denn mich "plagt" da ein spannendes 2-Tages-Projekt. Das Problemknie hingegen freut's... Ich könnte glatt zwei Stunden hier oben versitzen, zumal von Sulz weit und breit noch keine Spur. Doch per SMS verabrede ich mich mit Zaza, der gleichzeitig am Innere Fisistock zugange ist, auf einen Kaffee in Kandersteg unten. Also raffe ich mich auf und fahre die Steilflanke ab, erneut ohne einzige Portage. Dabei befahre ich auch die zuvor umgangene Rinne (knapp 45°) durch den unteren Felsgürtel. Ein Vergnügen ist all dies nicht angesichts ruppiger Verhältnisse. Aber an einem solchem Berg sucht man bekanntlich die alpine Herausforderung. Natürlich habe ich die Ski fix arretiert, die würden sich glatt auf Nimmerwiedersehen verabschieden.

Nach der Flankenausfahrt ändern die Verhältnisse schlagartig: Sulz bis runter in den Kessel vor dem Schwarenbach. Obschon sehr kurz lohnt es sich, die Felle für den Gegenanstieg zum Winterwanderweg nochmals anzuziehen. Das ist bekanntlich auch nötig für den Schlussaufstieg zurück zur Bergstation, den ich recht ausgepowert erreiche. Ja, meine Ausdauer hat schon bessere Tage gesehen. Aber zumindest skitechnisch scheine ich mich in der Blütezeit zu befinden... Ist vielleicht der Moment gekommen für ein noch gewagteres Projekt am Berg der Berge?

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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