Einsame Tour auf die Pize Arpiglia (2764 m) und Murtiröl (2660 m)


Publiziert von Uli_CH , 23. Januar 2024 um 18:05.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:22 Januar 2024
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1220 m
Abstieg: 1220 m
Strecke:ca. 13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Engadin zwischen Samedan und Zernez auf der Höhe des Abzweigs nach Zuoz auf die andere Seite zur Fraktion Resgia abbiegen. Dort kostenfreier Parkplatz (24 h) direkt neben der Langlaufloipe.
Kartennummer:https://map.geo.admin.ch, 1:20'000 zum Selberdrucken; Swisstopo-App

Nachdem ich in den letztjährigen Winterferien meine Schneeschuhe noch auf den *Muott'Ota getragen hatte, kamen sie auf der heutigen Tour auf zwei Gipfel ausgiebig zum Einsatz.

Ich starte bei klirrenden -14°. Die Sonne scheint auf die gegenüberliegenden Hänge, am Himmel hat es ein paar Schleierwolken. Ich folge der Strasse bergwärts, die Schneeschuhe auf den Rucksack geschnallt. Kurz darauf wendet sich der Fahrweg nach schräg links. Der Anstieg durch die Schlucht, den Stani™ in *seinem Bericht beschrieben hat, ist gesperrt. Als ich am Fuss der möglichen Aufstiegsschneise durch die Gemarkung Nüd ankomme, die wie eine Skipiste ausschaut, beschliesse ich, weiter über den Fahrweg aufzusteigen. Die Finger, die beim Zusammenpacken beim Start ganz klamm wurden, werden langsam warm. Ich entledige mich schliesslich des Hemdes und schreite in T-Shirt und Jacke rasch voran.

Nach einer knappen Stunde komme ich oberhalb der Schneise an, schnalle die Skischuhe an und verlasse den Fahrweg kurz vor einer Linkskurve. Es geht einen steilen Hang hinauf. Weiter oben flacht das Gelände ab und die Route wendet sich nach links. Ich entdecke eine Aufstiegsspur und folge dieser. Hier muss sogar jemand ohne Sportgerät am Fuss gegangen sein: ab und zu sehe ich einen Stiefelabdruck, der in den Schnee eingebrochen ist.

Bei Plaun d'Arpschellas wird das Gelände noch einmal flacher und ich kann gut den Grat überblicken, der zum Piz Arpiglia ansteigt. Etwas höher, als auf der Karte eingezeichnet, zweigen die Spuren zum Piz Murtiröl ab. Hier werde ich auf meinem Rückweg ankommen.

Jetzt geht es steil den Grat empor. Es sah nicht so wild aus, ist aber ziemlich anstrengend und stellenweise recht steil. Manchmal halten die Krallen der Schneeschuhe gut im Harsch, manchmal sinke ich ein und rutsche zurück. Von einem Felsen kann ich den Grat bis zu einem Gupf überblicken. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass es nur 90 Höhenmeter sind. Dies war aber wohl der längste direkt zu überblickende Gratabschnitt. Weiter oben folgen die Gupfe in motivierenderer kürzerer Folge.

Bei einem kleinen Plateau auf 2600 m Höhe wechsle ich zu einem anderen Grat hinüber. Ein starker Wind ist aufgekommen. Unten auf der Plaun d'Arpschellas sehe ich drei Tourengänger. Mir scheint es, dass sie aus dem Tal kommen und momentan Rast halten. Später sehe ich sie nicht mehr wieder. Die Gegend wird felsiger. Ich erreiche den P. 2665. Ich lasse die Felsen hinter mir und steige sanft zum Vorgipfel bei P. 2748 auf. Von hier geht es fast eben auf einem breiten Grat bis zur höchsten Erhebung bei P.2765. Der Wind bläst so stark, dass er auch meinen Rucksack, den ich zur Gipfelrast ausgezogen habe, ein paar Meter mitnimmt.

Knapp dreieinhalb Stunden habe ich für den Anstieg auf den Piz Arpiglia benötigt. Da das Wetter unwirtlich ist, begrenze ich die Gipfelrast auf das Nötigste und mache mich bald drauf auf den Rückweg zum Vorgipfel bei P. 2748. Von hier gehe ich steil hinunter in eine erste Senke, von wo es recht eben zur eigentlichen Fuorcla weitergeht. Beim Abstieg habe ich eine Person am Gipfel des Piz Murtiröl gesehen. Auch diese werde ich später nicht mehr sehen. Von der Fuorcla ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel des Piz Murtiröl. Für den Weg zwischen den beiden Gipfeln habe ich 40 Minuten gebraucht.

Nach kurzer Gipfelrast trete ich den Rückweg an. Von der Fuorcla geht es ziemlich steil das Gelände hinunter. Die meisten Spuren queren schon relativ früh über den Bach in die Flanke des Piz Arpiglia. Ich folge einer einsamen Spur und wechsle erst auf 2400 m die Talseite. Jetzt geht es am Hang entlang zur Plaun d'Arpschellas. Ich quere zwei Rinnen, die der Skitourenguru als Lawinengelände ausweist. Heute kommt aber nichts runter und so gelange ich wieder auf den Aufstiegsweg.

Ich folge der Aufstiegsspur bis zum Steilhang bei 2050 m und stehe kurze Zeit später wieder auf dem Fahrweg. Ich habe keine Lust mehr auf ein Einsinken im Schnee und folge daher auch im Abstieg – jetzt mit angeschnallten Skischuhen – dem Fahrweg. Als ich wieder zurück am Parkplatz ankomme, merke ich, dass man von dort sogar den Piz Murtiröl im Blick hat. Für den Abstieg vom Gipfel habe ich 1:50 Stunden benötigt, davon eine gute halbe Stunde auf dem Fahrweg.

Es war eine erlebnisreiche, aber aufgrund der zahlreichen Höhenmeter auch anstrengende Tour.
 
Orientierung: Einfach. Ski- und Schneeschuhspuren bis zum Vorgipfel des Piz Arpiglia (P. 2748) sowie ab der Fuorcla (P. 2616) ins Tal.  Achtung: Der erste Teil der Route (bis P. 1939) liegt in einer Wildruhezone. Schneesport darf dort nur auf den auf der Landeskarte markierten Routen ausgeübt werden.
 
Lawinengefahr: 2= – mässig, Skitourenguru: 0.34 (Piz Arpiglia) bzw. 0.83 (Piz Murtiröl)

Ausrüstung: Schneeschuhe, Teleskopstöcke.

Führer: David Coulin, Schneeschuhtouren Graubünden Süd, SAC-Verlag, 2013, Tour 34
 
(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit und diejenige allfälliger Schutzbefohlener verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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