Totenfalk Normalweg - nicht nur als Zweitgipfel reizvoll


Publiziert von Herr_Hase , 25. November 2023 um 16:13.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:18 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1180 m
Abstieg: 1180 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto, dem Rad oder dem Bergsteigerbus zum Parkplatz P4 ca. 2,5 bis 3 km östlich von Hinterriss

Neben dem Kleinen Falk steht auch der Totenfalk sehr im Schatten seiner großen "Geschwister". Ganz so spannend, verwinkelt und weit wie bei den Aufstiegen auf den Laliderer und den Risser Falk geht es hier auch nicht zu. Trotzdem: Der Kommentar eines Freundes, es sei eine "Hammer Tour" da hinauf gewesen, der Umstand, dass ich heute im Alpenvereinsführer nichts Sinnvolles zu diesem Berg finden konnte, jedenfalls nichts zum Normalweg, und die Tatsache, dass dieser Berg auch für sich alleine ein lohnendes Gipfelziel ist, aber nirgends als solches beschrieben wird, veranlassen mich zu folgendem Tourenbericht:
 
Der Totenfalk ist der am einfachsten zu erreichende Gipfel vom Falkenkar aus. Die Kletterschwierigkeiten gehen nicht über I-II hinaus, wenn man den richtigen Weg findet. Beherrschen sollte man ferner den Auf- und Abstieg über steile Graspolster und über manchmal recht brüchige Schrofen. Es folgt nun überwiegend copy + paste aus meinen beiden anderen Tourenberichten aus der Falkengruppe. Die untere Hälfte des Aufstiegs zum Kleinen Falk, dann den mittleren Teil des Abstiegs vom Laliderer Falk in Gegenrichtung, zwei Sätze zum Rest, einmal umrühren und kurz aufkochen, schon ist man oben ;-) Dennoch eine mit fast 1200 Höhenmetern stattliche und (von den ersten 30 Minuten Fahrweg abgesehen) von unten bis oben wilde Tour durch eine ursprüngliche Felslandschaft. Kein einziger Eisenstift, kein einziges Seil, nur einige Steinmänner. 
 
Daher der obligatorische Kommentar: unmarkierte Tour in steilem, brüchigem Felsgelände. Alpine Erfahrung, sehr gute Trittsicherheit und sehr gutes Orientierungsvermögen erforderlich. Eine Tour nur für sicher trockenes Wetter. Allein schon der untere Teil des Weges durch das Falkenkar ist in nassem Zustand ziemlich unangenehm, und bis man im Abstieg wieder dort ankommt, ist die Konzentration oft nicht mehr die beste. Beschreibung nach bestem Wissen und Gewissen, Wiederholung auf eigene Gefahr!

Wegbeschreibung:

Vom Parkplatz P4 über die Brücke und dahinter links dem Fahrweg folgen. Nach ein paar hundert Metern beginnt dieser anzusteigen. Bei einer Y-Kreuzung hält man sich rechts, weiter bergauf. Unter einem markanten Jägersitz folgt man dem Weg weiter geradeaus unbeschildert ins Falkenkar, rechts ginge es ins Johannestal, beschildert mit "Karwendelhaus / Falkenhütte". Bald biegt der Weg nach rechts / Süden und der Blick ins Falkenkar wird frei. Einen auffallenden Pfad lässt man rechts liegen, dieser führt nur zu zwei versteckten Jägersitzen. Man quert die Talsohle auf dem Fahrweg und zweigt unmittelbar danach rechts auf einen weiteren Fahrweg ab. An dessen Ende hält man sich halbrechts durch hohes Gras und zwischen großen Baumstammresten hindurch, die wohl den Eindruck erwecken sollen, hier ginge es nicht weiter. 


Nach ca. 15 m am Bachbett entlang steht der erste Steinmann, nach weiteren ca. 25 linker Hand der zweite und dort beginnt ein tief schottriger Pfad links den Hang hinauf. Ca. 50 hm weiter oben wendet er sich allmählich nach rechts / Süden und quert mehr oder weniger waagrecht zwei Rinnen, bevor er auf einer Felsrippe nochmals etwas Höhe gewinnt und schließlich nach rechts in die große Mulde unterhalb des Wasserfalls leitet. Auf der gegenüberliegenden Seite verläuft er rechts weiter aufwärts und leitet über die folgenden ca. 500 hm hinauf ins Falkenkar, meist gut mit Steinmännern markiert und von Latschen flankiert. Bei einer weiteren Besteigung des Totenfalk am 11. Oktober 2023 war der Weg sogar frisch ausgeschnitten, nachdem ich zuvor gewohnt war, vielfach unter Latschen hindurchturnen zu müssen.

Tipp: Bild 2 am besten in Originalgröße anzeigen lassen durch Klick auf den Link rechts vom Bild, dann ist der Wegverlauf mit den Ziffern 1 bis 7 auch deutlich zu erkennen! (https://f.hikr.org/files/3853065.jpg)

Wenn sich oben im Kar die Latschen allmählich lichten und man die Bergflanke wie in Bild 2 erkennen kann, hält man sich halblinks auf den Einstieg zu. Ob man den ersten Steinmann (Ziffer 1 im Bild) findet oder nicht, ist letztlich zweitrangig. Man folgt jedenfalls den deutlichen Spuren durch das kleine Schuttfeld waagrecht nach Norden und passiert dabei den zweiten (2), bevor man über eine kleine Felsstufe wenige Meter aufsteigend die Spitze eines Latschenfeldes erreicht, an dem der Pfad rechts vorbeiführt. Etwas hinter der Kuppe, noch direkt neben den Latschen, steht linker Hand der dritte Steinmann (3). Auch wenn hier Wegspuren geradeaus führen, geht es auf folgende Weise einfacher bergauf:

1. Scharf rechts abbiegen (ca. Südost) und eine Rampe ca. 5 m ansteigen. Dort nach links (ca. Nordost) wenden und an Felsschuppen (kurz I-II, siehe Bild 3) auf eine Art Band klettern, das in einer Rechtskurve auf den darüberliegenden Felskopf leitet. Dort steht wieder ein Steinmann (Ziffer 4 in Bild 2).

2. Wieder links abbiegen (ca. Nordost). In wenigen Metern Entfernung steht ein weiterer Steinmann auf dem Rand einer Rinne, in die man dort hineinsteigt. Dabei steht der Steinmann mehr oder weniger im Weg, bitte Vorsicht, er wird vor allem im Abstieg noch gebraucht!

3. Aufstieg entlang der Rinne, in der zwei weitere Steinmänner stehen, Wechsel auf die im Aufstiegssinn linke (nördliche) Seite, weiterer Aufstieg bis zu einem etwas steileren Stück, wo die Rinne leicht nach rechts versetzt. Dort Querung der Rinne nach rechts (Süden) über eine etwas plattige Felsstelle (kurz I-II, Ziffer 5 in Bild 2, das Foto dazu ist Bild 4). In der Rinne ein Steinmann, der allerdings nicht jeden Winter überlebt.

4. Nachdem man die Rinne überquert hat, befindet sich ca. 3 bis 4 m oberhalb der Beginn einer Pfadspur, die ca. 30 m nach Süden bergauf zieht bis zum unteren Ende eines Latschenfeldes. Dort angekommen (Ziffer 6 in Bild 2), biegt man scharf links ab und folgt nun dem linken Rand dieses Latschenfeldes bergauf (zunächst in nordöstlicher, später eher in östlicher Richtung). Einen Eindruck davon vermittelt Bild 5. Jetzt befindet man sich bereits in jener Rinne, der man über ca. 250 Höhenmeter bis zur Scharte südlich des Totenfalk-Gipfels folgt. Nach ca. 50 hm kommt zur Linken eine einladende Wiesenschulter (7), ein guter Rastplatz. Sie ist Teil jenes Bandes bzw. jener Verwerfung, die nach Süden aufsteigend die Bergflanke durchzieht und über die der Weg zum Turmfalk und zum Laliderer Falk verläuft. Heute aber geht's weiter bergauf entlang der Rinne, oberhalb des Rastplatzes am besten über Graspolster links von ihr, oben dann auf deutlicher Spur durch ein Schotterfeld bis zur Scharte, zuletzt in 5 Minuten links (nördlich) zum Gipfel des Totenfalk.

Abstieg auf gleichem Weg. Wenn man zurück beim ersten Steinmann ist, peilt man mitten im Kar einen auffallenden Felsblock an, daneben steht eine Lärche. Dort trifft man wieder auf den mit Steinmännern markierten Weg durchs Falkenkar. Ein Stück weiter unten muss man einmal vermeiden, einer einladenden Wiesenrinne nordostwärts (weiter) zu folgen statt dem deutlich mit Steinmännern markierten Pfad nach halblinks (Nord) in die Latschen. Also immer Augen auf!

Viel Spaß!

Stefan


P.S.: Über Verbesserungsvorschläge und Rückmeldungen generell freu' ich mich!

Tourengänger: Herr_Hase


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Kommentare (3)


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Nic hat gesagt: Klasse Tour
Gesendet am 26. November 2023 um 00:21
Bei deinem Aufstieg handelt es sich zumindest im unteren Teil um den "Weg" zum Lalider Falk aus dem Falkenkar oder? Diesen Anstieg kenne ich bereits. Erst etwas weiter oben verlässt man die Route und steigt über besagte Rinne hinauf zum Grat? Diese Tour werde ich bei Gelegenheit auch mal machen. Danke für die Eindrücke.


Gruß Nico

Herr_Hase hat gesagt: RE:Klasse Tour
Gesendet am 26. November 2023 um 13:57
Hallo Nico,

danke Dir! Richtig, der untere Teil des Aufstiegs ab dem Falkenkar führt genauso zum Lalider Falk. Erst oben auf dem Band trennen sich die beiden Anstiege: zum Totenfalk geradeaus die Rinne hoch, zum LF nach rechts / Süden dem Band folgen.

Die für Dich spannendere Tour würde ich auf der anderen Seite des Falkenkars vermuten, durch die Ostflanke auf den Kleinen Falk rauf, siehe mein anderer Bericht.

Gruß Stefan

Nic hat gesagt:
Gesendet am 26. November 2023 um 21:24
Sicher spannend, ja. Mal schauen. Das Falkenkar ist ist definitiv eine tolle Ecke. Danke für deine tollen Berichte aus dieser Gegend. Gruß Nico


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