Marschlins, Fracstein, Cyprianspitz: Burgen und Berge um Landquart

Ein guter Katholik geht heute auf den Friedhof. Ein guter Glarner geht heute in Zürich shoppen. Da mich beides nicht reizte, wählte ich als Alternative wieder einmal eine historische Runde.

Erst fuhr ich mit der Bahn nach Landquart und dann mit dem Bike zum Schloss Marschlins. Dieses hat zwar schon HIKR-Nennungen, aber bisher ist keine(r) auf diese ganz besondere Anlage eingegangen.

Das ursprüngliche Schloss Marschlins wurde vermutlich im Auftrag eines Churer Bischofs errichtet, welche ja vom frühen Mittelalter an Herrschaftsrechte in der ganzen Region hatten. Es war ein Wasserschloss. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Damals war Wasser so etwa das Letzte, was man in der Gegend wollte. Weil die Ebene darunter jedes Jahr aufs Neue vom frei fliessenden Rhein geflutet wurde, musste die Anlage erhöht im Schwemmfächer der Landquart gebaut werden.
Der heutige, prunkvolle Bau stammt aus dem 17. Jhd., beim damaligen Umbau wurden die vier bestehenden Rundtürme (Donjons) im Savoyerstil beibehalten.
Das Schloss ist Privatbesitz, es wurde vor wenigen Jahren von einem Verwandten der Liechtensteiner Fürsten gekauft.

Anschliessend fuhr ich in die Klus, welche das Prättigau vom Rheintal trennt. Wenn man auf der alten Landstrasse fährt, ist bei ca. 46.97485, 9.61250 ein Zugang zum Umfahrungstunnel, dort ist auch eine Info-Tafel angebracht. Wenige Schritte westlich davon führt eine Treppe zu einem schmalen Durchlass, wo der Steig hinauf zur Ruine Fracstein beginnt. Die Wegspur ist knapp und rutschig, mindestens ein T3. Grosse Brocken zeigen, dass der dortige Bündnerschiefer ständig "unterwegs" ist.

Fracstein war dem Wesen nach eine Höhlenburg, der Fels darüber deckt sie oben ab. Die Lage der Burg sagt alles aus über den Zweck: den Zugang zum Prättigau zu kontrollieren. Anscheinend waren die Zölle einträglich, die Erbauer leisteten sich sogar eine mit 16 x 6 m Grundfläche stattliche Kirche mit dem eigenartigen Patrozinium St. Aper. Und ein mehrstöckiges Pfarrhaus mit einem „Burgpfaffen“, also einem festangestellten Priester.
Aufgrund der Lage zwischen Steilhang und Fels war eine Stürmung dieser Burg praktisch unmöglich. Sonst ist die Lage wenig erfreulich, im Winter dürfte dort monatelang keine Sonne scheinen.
Sie wurde wie Solavers und andere Burgen der Region Mitte des 15. Jhds. von Siegmund von Tirol aufgekauft, nicht um sie zu nutzen, sondern um sie - und allfällig damit verbundene Herrschaftsrechte - an das Haus Österreich zu binden.

Zu Fracstein gab es bisher keine HIKR-Nennungen, ich habe den Wegpunkt neu erfasst.

Nach diesem Besuch fuhr ich, bei heftigem Gegenwind, weiter die Klus hinauf bis zur Verzweigung bei P. 591. Das Strässchen durch das Mülitobel ist für Motorfahrzeuge (mit Schranken!) gesperrt und landschaftlich sehr reizvoll. Dann gings weiter via Valzeina zum Sendeturm Valzeina bezw. zur Mittag(s)platte (P. 1371).
Die Aussicht ist besch*eiden, dafür hat es jede Menge an Verbotstafeln. Als Quasi-Mitbesitzer (= Swisscom-Aktionär) hätte ich von meinem Teileigentum gerne etwas mehr gehabt.

Dann fuhr ich weiter ins Tal hinein, und nach einigen Irrungen endlich auf dem richtigen Weg hinauf Richtung Cyprianspitz. Die Strasse ist bis zum obersten Gaden für einmal deutlich besser, als es die Kartensignatur erwarten lässt.
Ab hier folgte ich der Nordostkante bis zum höchsten Punkt (T2). Hier liess die Aussicht nichts zu wünschen übrig.
Leider war das Wetter schlechter als vorhergesagt. Schon ab 10 Uhr war es meist bedeckt, und in der Höhe ging ein böiger Westwind.

Abgestiegen bin ich ungefähr der eingezeichneten, aber im Gelände nicht ersichtlichen Wegspur nach.