Aiplspitz (1759 m) - von Fischbachau nach Neuhaus


Publiziert von 83_Stefan , 28. November 2023 um 05:40.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 1 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bahnhof Fischbachau
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bahnhof Fischhausen-Neuhaus
Kartennummer:AV-Karte BY 15 Mangfallgebirge Mitte - Spitzingsee, Rotwand; ISBN 978-3-937530-34-5

Gipfelsammler kommen in den Schlierseer Bergen voll auf ihre Kosten. Insbesondere vom hochgelegenen Spitzingsee lassen sich diverse Ziele schnell erreichen und je nach Gusto miteinander kombinieren. Die Kehrseite der Medaille sind überteuerte Parkplätze, volle Wanderwege und überlaufene Bergwirtschaften. Möchte man es ruhiger, bietet sich ein Start im Leitzachtal an, das hervorragend mit der Bahn erschlossen ist. Bei Anreise mit dem Zug muss man nach der Tour nicht mehr zum Ausgangspunkt zurück, sondern kann Heißenplatte, Aiplspitz, Tanzeck, Benzingspitz und Jägerkamp im Rahmen einer Überschreitung von Fischbachau nach Neuhaus angehen.

Los geht es am Bahnhof Fischbachau. Man folgt einem Weg entlang der Gleise nach Nordwesten (Beschilderung "Neuhaus"), bis man eine Straße erreicht. Man hält sich links, überquert die Bahnlinie und wandert entlang der Straße durch Wiesen zum Ortsteil Aurach; ab hier ist zuverlässig der Aiplspitz beschildert. Wo die Straße in die B 307 einmündet, folgt man der Bundesstraße ein paar Meter nach rechts in den Ort hinein, bis auf der anderen Straßenseite die Benzingstraße abzweigt. Auf ihr passiert man den Kletterstadel und marschiert in südlicher Richtung durch Wiesen aus der Ortschaft hinaus.

Die asphaltierte Straße lässt man bald rechts liegen und wandert geradeaus ins Aurachtal hinein. Kurz nach einer Kapelle schnürt es sich zusammen und der Fahrweg leitet im Grund gemütlich bergauf. Lange geht es durch dichten Wald taleinwärts, bis auf rund 1050 Metern endlich der AV-Steig 641 nach links abzweigt (beschildert). Dieser quert den Aurachgraben und führt jenseits in weiten Schleifen bergauf, bis man auf knapp 1300 Metern schließlich den Wald verlässt und kurz darauf eine Verzweigung erreicht. Hier hält man sich links, die Beschilderung zum Aiplspitz gibt die Richtung vor.

Der rutschige Steig gewinnt in der dicht mit Latschen bestandenen Flanke mithilfe zahlreicher enger Kehren an Höhe und quert schließlich in südlicher Richtung zum Sattel zwischen Heißenplatte und Aiplspitz; auf diesem Abschnitt muss man bei feuchtem Untergrund gut aufpassen, dass man nicht unfreiwillig auf dem Hinterteil landet.

Wer den Abstecher zur Heißenplatte machen will, wendet sich am Sattel links und folgt deutlichen, aber nicht bezeichneten Trittspuren am latschenbewachsenen Kamm entlang. Ein kleines Holzkreuz wird passiert, ehe man eine kurze, versicherte Stelle (unteres T3) erreicht; hier hilft ein Seil über eine rutschige Felsplatte nach oben auf eine unbedeutende Zwischenerhebung. Von hier zeigt sich erstmals die langgestreckte Heißenplatte im Nordosten, in der entgegengesetzten Richtung hat man einen instruktiven Blick zum Aiplspitz mit dem imposanten Nordgrat.

Von der Zwischenerhebung geht es nordseitig zunächst durch Latschen bergab, denn führt die deutliche Spur fast eben hinüber zum Gipfelaufbau der Heißenplatte. Durch Wald und Latschenbuschwerk ist es nun nicht mehr weit zum erstaunlich aussichtsreichen Gipfel, auf dem sich ein schönes Holzkreuz aus dem Jahr 2013 befindet. Der Blick über das Leitzachtal zum Wendelstein lässt Wandererherzen höher schlagen, ebenso die Aussicht auf Aipl-, Benzigspitz und Konsorten. Wirklich ein hübsches, kleines Gipfelchen, auf dem es sich hervorragend pausieren lässt. Außerdem ist es hier viel ruhiger als auf den höheren Nachbarn.

Am Kamm geht es anschließend zurück zum Sattel zwischen Heißenplatte und Aiplspitz, wo der Anstieg über den Nordgrat ansetzt (beschildert). Dieser führt sehr kurzweilig und abwechslungsreich am latschendurchsetzten Felsgrat nach oben. Mehrmals muss man kraxeln (bis I+), wirklich schwierig ist es aber nirgends. Im Gipfelbereich wird das Gelände flacher und durch Latschen erreicht man den höchsten Punkt, wo man in den Trubel des Spitzingseegebiets eintaucht. Der Aiplspitz ist nicht umsonst ein beliebtes Ziel, denn das Panorama ist wirklich bemerkenswert und reicht an klaren Tagen von München bis in die Hohen Tauern. Schön ist auch der Blick hinunter zur langgestreckten Heißenplatte.

Es geht weiter in Richtung Benzingspitz und Jägerkamp! Dem Südwestgrat folgt man am gut frequentierten Steig bergab. Nach einer kurzen, versicherten Stelle wird der Gipfel des Tanzecks nordseitig auf einem Band umgangen, ehe man westlich davon wieder den Grat erreicht. Wer noch einen Abstecher auf das unbedeutende Tanzeck machen möchte, der verlässt hier den Steig und folgt einer nicht markierten Spur durch gutmütiges Latschengelände hinauf zum Steinmann. Hier hat man einen lohnenden Blick zurück zum Aiplspitz.

Dem Steig folgt man hinunter in das Gelände der Schnittlauchmoosalm und hält sich an der Verzweigung rechts, um den Kessel zu umgehen. Dann geht es wieder aufwärts, man lässt den Weg zum Spitzingsee links liegen und folgt der Beschilderung zum Jägerkamp durch die Südflanke des Benzingspitz, bis man zwischen den beiden Gipfeln den Kamm erreicht. Wer noch zum Benzingspitz möchte, der gelangt auf unmarkierten Spuren am Kamm durch Latschen hinauf zum Gipfelkreuz. Auch eine Sitzbank findet sich hier. Auch wenn der Ausblick vom Benzingspitz wegen den Latschen nicht mit der seiner Nachbarn mithalten kann, ist der Gipfel charmant, denn hier oben ist es nach wie vor ruhig geblieben. Zurück am offiziellen Steig ist es nur noch ein Katzensprung zum beliebten Jägerkamp, wo sich die Wanderer um das Gipfelkreuz scharen. Genauer gesagt handelt es sich um den Vorgipfel, denn zum höchsten Punkt ist es noch ein Stück am Verbindungskamm nach Südwesten. Hier ist es deutlich ruhiger, aber die Latschen schränken den Blick ein bisschen ein.

Vom höchsten Punkt folgt man dem Steig am Westkamm durch dichte Latschen abwärts. Hier ist es teils recht feucht und rutschig. Der Kamm wird schließlich nach rechts verlassen und im weiten Bogen um einen großen Kessel gelangt man hinüber zur bewirtschafteten Jägerbauernalm. Hier mündet der Direktabstieg vom Jägerkamp-Vorgipfel via Nordkamm ein. 

Die Alm wird passiert und am nördlichen Rand des Kessels führt der gut frequentierte Weg in den Wald hinein. In zahlreichen Kehren und recht monoton geht es abwärts, bis man nach rund 450 Höhenmetern einen Parkplatz erreicht. Der Zufahrt folgt man hinunter zur stark befahrenen Spitzingseestraße, an deren Rand es nun wenige Minuten bergab zu einem weiteren Parkplatz geht. Hier zweigt man auf auf die sogenannte Alte Spitzingseestraße ab, die unter anderem mit "Neuhaus" beschildert ist. Schön, dass die Schotterstraße für den motorisierten Verkehr gesperrt ist!

Durch kleine Wälder und Wiesen schlendert man - der Beschilderung nach Neuhaus folgend - hinunter in den Ortsteil Josephstal und gelangt auf der Josefstaler Straße hinunter zur Hauptstraße. Diese führt nach links in wenigen Minuten zum Bahnhof, wo die Wanderung endet.

Schwierigkeiten:
Vom Bahnhof Fischbachau via Aurachtal zur Heißenplatte: T3 (am Kamm zur Heißenplatte ganz kurz unteres T3; Vorsicht, rutschiger Anstieg!).
Über den Nordgrat zum Aiplspitz: T3+, I+ (kurzweilige Kraxelei, nicht sonderlich ausgesetzt).
Vom Aiplspitz zum Jägerkamp: T3 (stellenweise beim Abstieg am Südwestgrat, sonst T2).
Abstieg vom Jägerkamp nach Neuhaus: T2 (unschwierige Steige, ab Parkplatz T1).

Fazit:
Eine 4*-Wanderung, die insbesondere zwischen Heißenplatte und Jägerkamp sehr kurzweilig und aussichtsreich ist, Highlight ist ganz klar die Kraxelei am Aiplspitz-Nordgrat. Mit Ausnahme der Heißenplatte ist auf den Gipfeln ordentlich was los, die meisten Wanderer starten am Spitzingsee. Wer mag, kann in der Jägerbauernalm einkehren, bevor der monotone Abstieg im Wald beginnt.

Kategorien: Bayerische Voralpen, 4*-Tour, Bus und Bahn, Deutschlandticket, 1700er, T3.

Tourengänger: 83_Stefan


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