Durch den Himmel nach Liechtenstein


Publiziert von schwarzert , 5. Oktober 2023 um 23:25.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 1 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: FL   A   CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2700 m
Abstieg: 2700 m

Was kommt nach dem Himmel? Vor Jahren stellte ich diese Frage einem jungen Astrophysiker. Was jenseits des Universums, so seine lapidare Antwort, sei nicht Gegenstand der Astrophysik. Dabei ist die Antwort so einfach: Wer den Himmel durchschritten hat, kommt nach Liechtenstein. Vorausgesetzt, es handelt sich um den Nenzinger Himmel. Aber immer der Reihe nach…
 
1.Tag
Anfahrt morgens mit dem wunderbar pünktlichen Railjet der ÖBB aus dem deutschen Südwesten nach Bludenz. Von dort mit dem ebenfalls pünktlichen Landbus 580 (Lünersee) ins Brandner Tal, Haltestelle Palüd-Bahn. Von dort starte ich um 12.15 Uhr - viel zu spät für die 1900 hm, die vor mir liegen, aber wenn drei Tagesetappen zu zwei (oder 1,5) Tagen zusammengefasst werden, geht es halt nicht anders. Das Ganze ist eine Vortour für eine Männergruppe, die hier 2024 drei Tage unterwegs sein soll.
Aufstieg im gleißenden Mittagslicht durch das wunderschöne Oberzalimtal - die Hütte hat einen Tag vorher zugemacht, das Team ist gerade in der Abreise begriffen, vor der Hütte liegen die letzten Kehrichthaufen. Ab der Hütte ist der Weg über die Spusagänge zur Oberzalimscharte weiß-blau markiert - allerdings bleibt es unschwierig bis auf die letzten Meter unterhalb der Scharte. Dann wird es steil und bröselig. Den alten roten Markierungen folgend versteige ich mich doch glatt für einen Augenblick. Doch die Richtung ist eigentlich klar und nach wenigen Metern durch gut begehbaren Fels gelange ich zurück auf den Weg und bin praktisch schon an der Scharte. Auf der anderen Seite geht es zunächst auch steil bergab, Vorsicht ist angezeigt, geröllig bleibt es eine ganze Weile, bis der Steilhang durchschritten ist (im Rückblick erscheint es fast unmöglich, dass hier ein Normalweg verläuft). Nun geht es mit schnellen Schritten dem Talgrund zu und kurz darauf bin ich im (Nenzinger) Himmel angekommen. Kurze Rast beim Gasthof Gamperdona, dann geht es wieder hinauf und unschwierig zur Pfälzerhütte. Unterwegs absonderliche Tiergeräusche, die ich ohne weiteres Bären zutrauen würde (allerdings habe ich nichts davon gelesen, dass sich ein Braunbär im Rätikon herumtriebe). Auf der Hütte erfahre ich dann: Es waren Rothirsche in der Brunft - die habe ich tatsächlich noch in freier Wildbahn röhren gehört: beeindruckend bis beängstigend (was vermutlich daran liegt, dass solche Laute die Vorbilder für die großen Fleischfresser in den Jurassic-Park-Filmen abgaben).
Mit den letzten Sonnenstrahlen komme ich auf der Hütte und damit auf liechtensteinischem Territorium an (die Grenze zu Österreich verläuft ein paar Meter daneben). Die Suppe ist schon aufgetragen, ein ausnehmend nettes Team begrüßt mich. Die Stimmung ist allerdings gedrückt: Am Nachmittag ist unweit der Hütte ein 76-jähriger Wanderer tödlich abgestürzt. In den Gesprächen abends kommen wir immer wieder darauf zurück.

Brand - Oberzalimhütte: 1:30h
Nenzinger Himmel: 2:15h
Pfälzerhütte 1:45h
Summa 5:30h
Aufstieg 1900 hm, Abstieg 850 hm
T3+
 
2. Tag
Nach einer mondhellen Nacht ist der Morgen so mild, dass man gut und gerne draußen frühstücken könnte. Ich verabschiede mich und schlage den Liechtensteiner Weg ein, der in einem großen Bogen um den Talabschluss herumführt (z.T. etwas ausgesetzt) und zur großen Furka leitet. Von dort leicht absteigend zum Salarueljoch querend und Abstieg (steil, schuttig) hinab Richtung Nenzinger Himmel. Kurz nach dem Hirschsee dann der Abzweigung Alpe Setsch / Amatschonjoch folgend geht es zunächst eine bequeme Fahrstraße bis zur Alpe. Von dort gewinnt ein Wanderweg zwischen Windeggerspitze und Fundelkopf langsam an Höhe und führt, z.T. leicht ausgesetzt, hinauf zum Amatschonjoch, wo ein Schild davor warnt, Altschneefelder könnten bis in den Sommer hinein zum Einbrechen und Abrutschen führen.
Jetzt beginnt der lange Spaziergang hinab ins Tal, immer Zimba & Co vor Augen. Die Beschilderung ist wie immer ausgezeichnet. Der Bus kommt wieder pünktlich, so dass ich gut den Railjet erreiche, der mich am selben Abend nach Hause bringt.
 
6:30h
Aufstieg: 800 hm, Abstieg 1850 hm
T3


Tourengänger: schwarzert


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