Zimba Westgrat


Publiziert von quacamozza , 2. Oktober 2023 um 19:42.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 1 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1200 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderbus Rellstal, Abfahrt an der Golmerbahn 07.45 Uhr oder ab Bahnhof Vandans 07.55 Uhr (letzte Saisonfahrten 2023 am Wochenende 07./08.10.)
Unterkunftmöglichkeiten:Heinrich-Hueter-Hütte, ÖAV, 1766m

Es ist schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal auf der Zimba stand. Grund genug also für einen erneuten Besuch, diesmal als Variante mit Auf- und Abstieg über den Westgrat.

Vor 175 Jahren wurde die Zimba zum ersten Mal bestiegen. Dieses Jubiläum wurde heuer mit allerlei Events gefeiert. Unter anderem wurde im August ein neues Gipfelkreuz aufgestellt. In den vergangenen Jahrzehnten waren ja die Gipfelkreuze auf dem majestätischen Berg nicht gerade eine optische Augenweide. Die massive Holzkonstruktion und der in die aktuelle Zeit passende Schriftzug mit Friedenswunsch machen dagegen etwas her.
Auch wenn sich die Saison nun dem Ende zuneigt: Am heutigen Sonntag ist noch einiges los, zwar weniger, als ich befürchtet hatte, aber auf den Tag verteilt schon an die 30 Gipfelstürmer. Zunächst sieht es aber gar nicht danach aus. Von den wenigen Fahrgästen im Bus hat sonst keiner die Zimba auf dem Programm, und auch nach der Hütte bis ins Zimbajoch bin ich alleine unterwegs. Nach einem Überholmanöver kurz nach der Sohmplatte treffe ich erst auf dem Gipfel auf zwei geführte Einheimischen-Gruppen.
Da viele Begeher auch in den leichteren Passagen Seilsicherung nutzen oder abseilen, muss man generell auf Steinschlag und auf Seile, die gerade abgezogen werden, aufpassen. Der Westgrat ist viel begangen, aber der Hauptdolomit erfordert Vorsicht, selbst auf der Idealroute. 

Da die Route sehr gut auf der Hüttenhomepage, im AVF und auch in bisherigen hikr-Berichten (zuletzt von der Claudia *hier) beschrieben ist, muss ich dazu nicht viele Worte verlieren, sondern beschränke mich auf meinen heutigen Ablauf.
Allerdings: Obwohl es zahlreiche gute Infos gibt, verlassen viele die Ideallinie und finden sich wenige Meter abseits der Route im heiklen Bruchfels wieder. Es ist also tatsächlich ein bisschen wie am Original-Matterhorn. Dort ist das Gelände aber viel unübersichtlicher. 
Mit dem Bus, der ab Mitte September nur noch an Wochenenden fährt, bis zur Endhaltestelle an der Rellstalkapelle. Dort beginnt auch der kurze Hüttenaufstieg, den man in einer halben bis Dreiviertelstunde absolviert. Der letzte Bus fährt um 16.30 Uhr, so dass man gut 8 Stunden für die Tour zur Verfügung hat. Wer das nicht schafft, muss einen 2-stündigen Talhatscher bei meist großer Wärme in Kauf nehmen oder steigt vom Zimbajoch auf die andere Seite ab, was aber ebenfalls langwierig ist und zudem den organisatorischen Zusatzaufwand einer Streckentour erfordert. An der Heinrich-Hueter-Hütte gönne ich mir eine kleine Pause. Aufgrund der gemäßigten Temperaturen kann ich mir auf dem Weg ins Zimbajoch einen ersten Zeitpuffer erwandern. Ich erinnere mich an meine Zimbatour im heißen Sommer 2003, als ich schon morgens beim Heraustreten aus der Hütte geschwitzt habe. Der südseitige Steilhangschinder kann dann anstrengend und zeitintensiv werden.
Die Sohmplatte ist für Solokletterer eine echte Mutprobe, denn es ist höllisch ausgesetzt, es gibt nur wenige Trittleisten, und ich empfinde die Stelle jedes Mal als klettertechnischen "Kaltstart". Ich versuche es diesmal zuerst in direktem Anstieg rechts des ersten Hakens, aber man kommt leider an der Oberkante der Platte wegen des abdrängenden Felsvorsprungs nicht gut nach links rüber, so dass ich wieder zurück klettere und den üblichen Weg nehme. Oben kann ich mich kaum in den Spalt zwängen. Habe ich schon eine Bierwampe? Oder ist der Rucksack durch mein Seil und die Abseilausrüstung zu voluminös? Hm...Ich kraxele auf jeden Fall außen rum an der Wand entlang, immer den Haken folgend. Das ist ausgesetzt, aber nach Insider-Infos der Standardweg und nicht schwerer als II+ bei festem Fels. 
Nach den senkrecht aufgestellten Platten (für mich die schönste Kletterpassage des Westgrates) geht's direkt am steilen Grat weiter auf das Mini-Plateau, etwas schwerer (III-) als die Originalroute, die rechts nebenan in einer Rinne verläuft, aber viel sicherer.
Unterhalb des Roten Turms wähle ich diesmal die südseitige Umgehung. Die Querung, der kurze Zwischenabstieg und das Schrofengelände sind allesamt schlecht absicherbar und daher sowieso besser ohne Seil zu gehen. Ich sehe einige rostige, nicht sehr Vertrauen erweckende Ringhaken. Sollte diese Passage nass sein, wird's sofort heikel und gefährlich, dann besser durch die Verschneidung und über die Steilstufe in die Scharte hinter dem Roten Turm klettern.
Um 11.00 Uhr erreiche ich nach brutto 2 Std 45 min den Gipfel der Zimba und habe jetzt viiiiel Zeit. Nachdem die beiden geführten Gruppen den Gipfel verlassen haben, darf ich die tolle Rundumsicht über eine halbe Stunde lang in absoluter Ruhe genießen. Momentan gibt es außer dem neuen Kreuz zwei Gipfelbücher. Ich bleibe eine gute Stunde lang oben.
 
Beim Abstieg klettere ich bis auf den Felskopf mit der Sohmplatte alles ab, was ja bekanntermaßen auch die Hütten-Crew empfiehlt und am Westgrat entspannter funktioniert als am Nordostgrat. Die senkrechten Platten sind ein Genuss und eine gute Übung. Da kann man auch richtig geile Fotos machen. 60 Meter Seil passen genau für die Abseilstrecke. Auf dem Zwischenabsatz gibt es zwar einen Ringhaken, aber im ausgesetzten Gelände ohne viel Platz das Seil abziehen, neu fädeln usw. Ich finde das unnötigen Stress, wenn oben schon die Nächsten runter wollen oder gar ein Seil schmeißen, während man selber noch in der Wand hängt. Lieber ein Kilo mehr im Rucksack schleppen.

Weil ich noch Zeit habe, gehe ich ein Stückchen in die andere Richtung. An der Kleinen Zimba wartet schlimmer Bruchfels, aber ein toller Nahblick auf das Matterhorn Vorarlbergs. Selbst bei vorsichtigem Steigen purzeln einige Steine runter.
Die Hueter-Hütte ist schnell erreicht. Trotz der happigen Preise muss die Einkehr sein. Meine Gangart kann man zwar mittlerweile eher als schlendern denn als wandern bezeichnen, dennoch warte ich unten noch eine knappe halbe Stunde auf den Bus. Gute Laune beim Busfahrer und den Fahrgästen: Ein perfekter Tag geht viel zu früh zu Ende. 
 
 

Tourengänger: quacamozza


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