Gumihorn 2099m


Publiziert von Bergamotte , 1. Oktober 2023 um 18:31.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:28 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1:45
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Schynige Platte
Unterkunftmöglichkeiten:Berghotel Schynige Platte
Kartennummer:1228 Lauterbrunnen

Der sonntägliche Berglauf zum Pizzo di Claro erfordert Zurückhaltung diese Woche. Doch ganz auf meinen Bergsport verzichten kann und will ich nicht. Da kommt mir das Gumihorn dank dem "billigen" Zustieg per Zahnradbahn wie gerufen. Obschon mitten im Trubel der Schnyige Platte gelegen, wird der markante Felsgipfel kaum bestiegen. Das Gipfelbuch geht bis 1970 zurück. Der Grund liegt auf der Hand: selbst an seiner schwächsten Stelle ist Kletterei zwingend (2 SL). Diese mag mit II-III nicht besonders anspruchsvoll sein, aber die Ausgesetztheit belastet arg. So habe ich im Abstieg seit langem wieder mal abgeseilt. Als Vorbereitung möchte ich vorab den Bericht von hb9dqm empfehlen; den einzigen Begehungsnachweis, den ich online gefunden habe.

Jede Faser in meinem Körper sträubt sich, als ich in Wilderswil mit einer Horde von Touristen die elektrische Zahnradbahn zur Schynige Platte (1967m) besteige. Zudem ist Geduld gefragt während der knapp einstündigen Fahrt, auch nicht meine Stärke. Auf dem Perron verabschiede ich mich rasch vom Trubel und steuere - den Alpengarten umgehend - zunächst das Oberberghorn (2069m) an. Natürlich belasse ich es nicht beim "Terrassengipfel", sondern schaue auch beim kotierten Ostgipfel vorbei. Gemäss Führer verlässt man bei der ersten Leiter den Wanderweg, um über ein ausgesetztes Band zu queren. Kann man machen, habe ich auch gemacht. Tatsächlich bin ich auf allen Vieren gekrochen. Das wäre alles nicht nötig, man die Passage durch eine von zwei Rinnen umgehen. Anschliessend über steiles Fels-Gras-Gelände (T5) in den Sattel zwischen den beiden Gipfel und dann einfacher zum Ostgipfel. 

Zurück auf dem Wanderweg geht's im permanenten Verkehr hoch zur Daube (2076m), wo ich ohne Pause weiterziehe. Das Gumihorn wird nun zunächst über den ost- oder den westseitigen Wanderweg umgangen, um später weglos in die Scharte auf der Südseite hochzusteigen. Ich wähle die westseitige Variante, unten etwas verwachsen. Man erkennt nun gut die einzige Schwachstelle des Gumihorns in der Südflanke. Ich klettere ein kurzes Einstiegswändchen hoch, gut griffig, aber gefühlt bereits unangenehm. Kurzes Durchatmen auf einem kleinen Absatz. Es geht weiter ausgesetzt einen Riss hoch (vorbei an einer roten Schlinge) bis zum Grat. Hier befindet sich ein improvisierter Stand bestehend aus zwei alten, aber soliden Haken und einer neueren Schlinge. Ab hier weiterhin sehr ausgesetzt direkt dem Grat entlang (oder links davon einen fast vertikalen Riss hoch) - was mir persönlich deutlich besser liegt als Wandkletterei - bis zum grasigen Gipfelplateau vom Gumihorn (2099m).

Ein schönes Fleckchen Erde. Man kann den Trubel rundum beobachten und ist trotzdem ganz für sich. Vergnügen bereitet auch das Stöbern im Gipfelbuch von 1970. Der Berg erhält nicht mal jedes Jahr Besuch. Nach einem Snack mache ich mich an den Abstieg. Angesichts der erwarteten Schwierigkeiten zog ich für einmal mit der vollen Abseilausrüstung los. Hierzu verwende ich einen Abseilstand (mit verschiedenen Schlingen) in Gipfelnähe sowie den bereits erwähnten Schlingenstand. hb9dqm hatte damals mit einem 60m-Seil ohne Zwischenstation abgelassen. In diesem Fall heisst es aber aufpassen, dass sich das Seil im zerrissenen Fels nicht verhakt. Zum Abschluss folge ich dem Gratrücken in gut zehn Minuten via "Geiss" (P. 2068) zurück zur Schynige Platte. Im Gegensatz zur vorherigen Sardinenbüchse komme ich während der Talfahrt gar in den Genuss eines eigenen Abteils.

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (1)


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mb4 hat gesagt: Hikr ist inspirierend
Gesendet am 1. Oktober 2023 um 22:43
Hikr ist inspirierend
Immer wieder.
Ein Gipfel der so wenig besucht wird. Interessant.
Zusammen mit Rhabarber *Hors-Saison auf die Schynige Platte und Felix lässt sich bestimmt etwas kombinieren.
Und ein Besuch des Gartens ist angebracht. Mal schauen, ob Nadia noch dort arbeitet.
Vielen Dank für die Idee!
Fredi


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