Grenzwanderung Schweiz * Etappe 73 * Moiry - St-Luc


Publiziert von laurentbor , 26. September 2023 um 15:31.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:16 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 711 m
Abstieg: 1413 m
Strecke:18,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Visp - Sierre - Vissoie - Moiry
Zufahrt zum Ankunftspunkt:St-Luc - Sierre - Visp - Zürich

Mit 27 Kilometern Luftlinie zur Grenze bin ich auf der heutigen Etappe wohl am weitesten entfernt von meinem eigentlichen Ziel der Grenze entlang zu wandern. Die Viertausender des Weisshornmassiv sperren den Durchgang vom Val d'Hérens/Val d'Anniviers ins Mattertal und man muss zwangsläufig einen Umweg in Kauf nehmen wenn man nicht klettern will. 

Daher starte ich heute im hintersten Val de Moiry wo ich letztes Mal geendet habe. Der Blick zum Moiry Gletscher ist wieder atemberaubend. Der zirka fünf Kilometer lange Gletscher fliesst vom Grand Cornier hinab in das liebliche Val de Moiry. Ich steige erst etwas an um auf der linken Talflanke über schöne Wiesen Richtung See zu wandern. Rechterhand führt eine Fahrstrasse durch das Tal welche für den Kraftwerksbau errichtet wurde und nun Privatverkehr und eine Postautolinie bis zur Gletscherzunge zulassen.

Nach gut 45 Minuten erreiche ich den Stausee Lac de Moiry. Der auf 2250 Metern gelegene See wurde 1958 durch die Stauung der Gougra geschaffen. Mein Weg führt linkerhand entlang des türkisblauen Wassers, immer wieder gesäumt von rosa Weidenröschen. Die Staumauer ist nach etwas mehr als einer halben Stunde erreicht und sogleich fällt der Weg steil ab. In Kehren geht es neben der 148 Meter hohen Staumauer hinab und schon bald hat man die Kunstbauten wieder hinter sich.

Nach Überquerung der Talstrasse befinde ich mich auf einer Talebene namens Moretta welche zum Verweilen und Füsse baden einlädt. Der Weg verläuft nun bereits durch den Wald, allerdings ist der Wanderweg teilweise gesperrt. Da ich keine Informationen lese, gehe ich davon aus, dass die Hangrutsche welche zu sehen sind der Grund für die Sperrung ist. Nur kurz muss ich über den Schuttstrom kraxeln, beeile mich jedoch durch das Gefahrengebiet zu kommen.

Bei Le Boccard erreiche ich die Zivilisation und einen ganz mystischen Ort. Die Schalensteine von Grimentz liegen hier auf einer Wiese rund um den Pirra Martera. Dieser grösste (9,5 Meter hoch) ist der Legende nach ein Marterstein auf dem heidnische Opfer dargebracht wurden. Auch eine Verbindung zur prähistorischen  Eisenerzgewinnung ist wahrscheinlich. Jedoch liegen die Ursprünge und die Deutung von solchen Steinen oft im Dunkeln. Auch hier weiss man nicht wer oder weshlab die Steine bearbeitet wurden. Auf jeden Fall sind sie ein mystisches Stück Frühgeschichte auf meinem Weg durch das Tal. 

Grimentz ist das Schmuckstücks des Tal. Die sonnengegerbten Chalet wetteifern um den üppigsten Blumenschmuck. Die sonnige Südlage fördert das Wachstum der Geranien - doch wer giesst hier diese Blumenpracht täglich? Natürlich hat auch der Tourismus das Dorf fest im Griff, neben dem Titel. "schönstes Dorf der Schweiz" gibt es noch einige Kilometer im Skigebiet zu absolvieren. Im ältesten Haus, dem sogenannten Burgerhaus aus dem Jahre 1550 wird eine spezielle Rarität gelagert. Der Gletscherwein welcher früher nur zum bischöflichen Besuch ausgeschenkt wurde reift hier in ausgebauten Lärchenfässern auf über 1500 Meter Meereshöhe. Noch heute gibt es den Tropfen nur hier und da die Fässer nie ganz entleert werden ist der Wein über 125 Jahre alt. 

Nun führt der Weg gemächlich bergab entlang der 3,9 km langen Suone "Grand bisse de St. Jean." Die Dörfer St. Jean und Mayoux bestechen durch ihre nicht touristische Gelassenheit. Aber das historische Bewässerungssystem ist wirklich eine wahre Freude als Wanderbegleiter. Glücklich sprudelt das Wasser neben einem, mal links, mal rechts und dazwischen in kleinen Kaskaden oder Wasserfällen.

Nach Querung der Navisance beim örtlichen Elektrizitätswerk komme ich in den Hauptort Vissoie. Hier liegt das Zentrum des Tales, nicht wegen der Einwohnerzahl sondern wegen der geographischen Lage des Ortes. Mitten im Tal und mit Strassenzugang nach Grimentz sowie nach Zinal. Hier in der bischöflichen Burg schlug einst das historische Herz des Eifischtales. Ich quere den Hauptplatz und steige steil an durch das Dorf in den dunklen Wald. 

Nun geht es entlang des Mühlenbaches erst auf markiertem, dann auf nicht unterhaltenem Pfad hinauf Richtung St-Luc. Der Bach mit diesem Namen führt unweigerlich zu einer Mühle. Hier unterhalb von St-Luc steht jedoch eine der besterhaltenen Mühlenkomplexe der Alpen. Roggen, Weizen, Hanf oder Gerste wurde hier gepresst und gemahlen. Man kann das Ensamble besichtigen, ich muss jedoch weiter. 

Nur noch einige Höhenmeter weiter bis St-Luc. Der sonnenverwöhnte Ski- und Wanderort bildet der Endpunkt meines Streifzuges durch das Val d'Anniviers. Ein überaus abwechslungsreiches und zumindest in der Deutschschweiz eher unbekanntes Tal. 

Hier geht es zur nächsten Etappe:



Tourengänger: laurentbor


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Kommentare (3)


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Umumba hat gesagt:
Gesendet am 26. September 2023 um 22:08
Ich lese immer wieder gespannt die Berichte über dieses lange, lange Unterfangen. Ein wenig grenznäher und mit weniger Umweg wäre vielleicht noch der Weg über den Corne de Sorebois von Moiry direkt nach Zinal und weiter über den Col des Arpettes oder, falls das nicht gut möglich ist, die Forcletta gewesen?

laurentbor hat gesagt: Danke für die schöne Rückmeldung
Gesendet am 27. September 2023 um 07:58
Ja, es gäbe tatsächlich noch südlicheres - da ich jedoch im Mattertal noch näher an die eigentliche Grenze gelange, habe ich darauf verzichtet und dafür einmal einen schönen Talweg entdeckt. Und ja, es ist wirklich ein langes Unterfangen - mal sehen wieviele Jahre ich dafür noch benötigen werde. ;-)

kopfsalat hat gesagt: RE:Danke für die schöne Rückmeldung
Gesendet am 13. November 2023 um 13:14
Über den Col du Pigne führt eine blau-weisse Route von der Moiry-Hütte grenznäher ins Val de Zinal.


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