Grenzwanderung Schweiz * Etappe 74 * St-Luc - Gruben

Heute betrete ich auf meiner Grenzwanderung das erste Mal wieder Deutschschweizer Boden seit meinem Eintritt in die Westschweiz im Jura. Damit habe ich die gesamte Westschweizer Grenze abgewandert und freue mich auf neue Entdeckungen im Oberwallis. 

Das lange Zeit abgeschiedene Val d'Anniviers ist heute recht touristisch. So starte ich heute im Skigebiet St-Luc mit der Standseilbahn. Diese bringt unsere Wandergruppe auf 2186 Meter nach Tignousa. Das sonnenverwöhnte St-Luc liegt auf der Ostseite des Tals und bietet eine tolle Rundsicht Richtung Grimentz, Weisshorn und Dent Blanche. Wir steigen jedoch auf einem Fahrweg ab zum Chalet Blanc, von wo aus der Weg nicht mehr weit wäre zum historischen Hotel Weisshorn. Das vor über 130 Jahren erbaute Hotel hat einige der ersten Alpinisten Europas beherbergt und sogar den Autor Hergé zu einigen Episoden in seinem "Tim & Struppi" inspiriert. 

Wir steigen jedoch auf Richtung L'Armina wo zwei wunderschöne Bergseen um Aufmerksamkeit buhlen. Der untere bei Punkt 2424 hat nicht einmal einen Namen, während der obere Lac de l'Armina genannt wird. Wir machen einen kleinen Fotostopp steigen jedoch gleich weiter hinauf durch eine Geröllwüste. Nach einem kurzen Plateau kommt der knackige Schlussanstieg zum Meidpass.

Auf dem Meidpass fallen zwei Berge ins Auge. Linkerhand der Meidspitz welcher fast eine kleine Kopie des Matterhorns ist und rechterhand der erste der sogenannten Meidzähne. An seinem Fusse liegt der Übergang vom Val d'Anniviers ins Turtmanntal. Hier auf 2789 Metern schliesse ich also einen Meilenstein meiner Grenztour ab. Die gesamte Landesgrenze der Westschweiz ist bezwungen. ;-)

Der Abstieg nach der Mittagsrast ist gemütlich und nach rund 45 Minuten sind wir am Meidsee. Hier gönnen wir uns gleich noch eine Pause und für einige von uns ein kühles Bad. Das gesamte Meidtälli ist die Sömmerungsweide der Bauern aus dem Turtmanntal. Allerdings ist das Tal nur im Sommer bewohnt und erreichbar. Der Blick Richtung Weisshorn und Turtmanngletscher ist grandios und bei der Oberstaffel sind sogar einige Indianerzelte aufgestellt.

Die folgenden Ortsnammen Oberstaffel, Mittelstaffel und Unterstaffel haben mit der Dreistufenwirtschaft zu tun, welche im Berggebiet praktiziert wird. Auch wenn einige der Ställe heute zu Ferienhäuschen umgewandelt wurden weidet im Sommer immer noch Vieh in den unterschiedlichen Höhenlagen.

Der letzte Abstieg ins Turtmanntal führt durch einen schönen Lärchenwald. Dieser scheint hier besonders gut zu gedeien, da die Waldgrenze mit 2200 Metern ungewöhnlich hoch ist. Nach rund einer Stunde durch den Wald sind wir im Dörfchen Gruben das eigentlich kein Dorf sondern ein Stalden ist. Dies wiederum ist eine Ansammlung von Alpwirtschaften und Ställen für den Sömmerungsbetrieb. Zum Glück heutzutage auch mit Restaurant und kühlem Bier.