Remy Klassiker am Salbit - Cloq and Stock


Publiziert von Zoraya , 14. September 2023 um 15:03.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 6b (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 480 m

Drei Jahre ist mein letzter Bericht her...hoppla, die Zeit vergeht. Obwohl ich sehr viel unterwegs bin, schreibe ich nur noch höchst selten Berichte. Das hat verschiedene Gründe. Einer der Hauptgründe ist jedoch, dass ich meine Touren nicht mehr öffentlich publizieren wollte. Die Entwicklung in den Bergen, der Massentourismus, Abfall, Social-Media-Fanatikern etc. finde ich beunruhigend. Jeder soll und darf in die Berge aber bitte mit Respekt und Rücksicht. Es gibt jedoch Touren, die haben einen Bericht verdient (und sind auch nicht für jeden Social-Media-Fanatiker zu erreichen ;-)). Die Klettertour vom 08. September 2023 gehört dazu. 

Die Route Cloq and Stock führt in 16 Seillängen zur Gipfelnadel. Sie startet direkt zwischen den legendären Routen "Jimmy" und "Villiger-Pfeiler". 2019 wurde Cloq and Stock perfekt geputzt und saniert und damit aus dem Dornröschenschlaf geholt. Meine Kollegin und ich hatten uns erst am Abend für diese Route entschieden. Eigentliches Vorhaben war die Route Niedermann, wobei ich immer zur Cloq and Stock tendierte. Wir stiegen also am Vorabend zur Salbithütte auf und entschieden uns nach dem Nachtessen gegen die Niedermann und für Cloq and Stock. Wir wussten, dass vor allem die ersten 3 - 4 Seillängen hart sind, danach legt sich das Gelände zurück. Ab Seillänge 6 befindet man sich in einer riesigen Verschneidung. Das Topo kannten wir natürlich, wussten aber nicht jede Seillänge auswendig. Die Route ist jedoch klar, Routenfindung kein Problem, die Haken sind sogar blau gefärbt. Deshalb sagten wir uns, dass wir während der gesamten Tour das Topo nicht mehr anschauen (ausser es ist unbedingt nötig) und die Seillängen nach unserem Empfinden bewerten. Die untenstehende Bewertung ist aus dem Plaisir Ost, die Bewertung in der Klammer ist unsere.

1. SL 6a (5c): Harter Piazzug zu Beginn. Der Start der Tour zeigt schon mal wo es lang geht. Wer hier bereits Probleme hat, sollte es sich nochmal überlegen.
2. SL 6b (6a+): Sie wird als die Schlüssellänge beschrieben. Da ich die stärkere Vorsteigerin bin, galt mir diese Ehre. Die Crux ist gleich zu Beginn. Einen Riss, den es zu piazzen gilt. Armkraft ist gefragt. Die Seilschaft vor uns, hatte hier schon ordentlich Probleme. Bei uns lief es - wir lieben halt diese Kletterei. Am Ende um eine Kante, rechts ums Eck zum Stand. 
3. SL 6a+ (6b): Diese Seillänge empfand ich als die schwierigste, obwohl sie in allen Führern als leichter eingestuft ist. Sie startet mit einem Faustriss gefolgt von einer leichten Abkletterstelle und mündet in eine steile Verschneidung. Spreizen, klemmen und stemmen ist hier die Devise. Sie erfordert eine gute Klettertechnik, das gelingt mir im Vorstieg nicht ganz optimal, dennoch komme ich onsight und schnaufend am Stand an. Auch meine Kollegin empfand diese Seillänge schwieriger als die zweite. Wer es bis hierhin geschafft hat, schafft auch den Rest.
4. SL 6a (5c+): Wieder ein harter aber kurzer Piazzug in einem Riss vom Stand weg, danach einfacher.
5. SL - Übergangsseillänge
6. SL 5b (5b): Die erste Seillänge in der Riesen-Verschneidung. Gut griffig, super Henkelgriffe zum Ziehen, Spreizen und Stemmen.
7. SL 5c (5c+): Weiter geht's im Spreiz- und Klemmmodus. Eine anspruchsvolle Seillänge, die gutes Stehen und eine gute Psyche erfordert. Top.
8. SL 5c (5b+): Immer noch in der Verschneidung geht es im ähnlichen Stil weiter, jedoch etwas einfacher.
9. SL 4c (5a): An guten Griffen geht es gerade hoch zu einem sehr gemütlichen Stand. Dies ist der letzte Stand in der Verschneidung, danach trennt ein Couloir den Zwillingsturm vom Hauptturm. 
10 SL - Übergangsseillänge durch das Couloir zum Hauptturm.
11. SL 5c (5b): Sehr coole Seillänge. Zu Beginn grossgriffig und steil, gegen oben etwas rechts haltend in einen Riss zum Stand. 
12. SL 5c (5c): Nach ca. 2 Meter kurzer Quergang nach links in eine Verschneidung. 
13 SL 5c (5b): Eine der schönsten Seillängen mit wiederum hauptsächlich Verschneidungskletterei. Sie geht prima auf, tolle Griffe zum hochstemmen. Am Schluss eine kurze und einfache Plattenstelle. 
14. SL 5a (5b): Man hat hier die Wahl zwischen zwei Rissen. Besser links bleiben, super griffig, ein Traum. 
15 SL 4c (5a): Einfacher Start auf Platten, danach führt sie auf den Grat. Kurz vor dem Stand eine letzte Kletterstelle an einem einfachen Riss. Anschliessend Blockgelände zur Gipfelnadel und 16. SL zum höchsten Punkt. 

Eine weitere Toproute am Salbitschijen ist geschafft. Dies dachten sich wahrscheinlich auch die Gebrüder Remy, als sie diese Route erstbegangen haben. Die Bewertungen fallen nicht ganz geschenkt aus, was an diesem Ort jedoch üblich ist. Die Absicherung ist gut, es steckt dort ein Haken wo nötig. Gegen oben hin wird die Kletterei gemütlicher, die Hakenabstände jedoch deutlich länger (8 - 10 Meter). Die Stellen können jedoch perfekt mit Friends entschärft werden (Cams 0.3 - 2). Pro Seillänge haben wir ein bis zwei Friends benötigt. Für die Kletterei bis auf die Gipfelnadel benötigten wir 6 Stunden. Der Abstieg zur Salbithütte ist gut markiert in teilweise losem Gestein und Geröll, geht aber gut. Konzentration ist jedoch nochmal gefragt. 

Für mich ist und bleibt der Salbitschijen der König des Granits. 2019 kletterte ich den Südgrat und stellte damals fest, wie faszinierend und zugleich auch fordernd die Kletterei war. Seit 2019 sind einige Jahre vergangen und einiges an Erfahrung dazugekommen. Auch wenn es uns nicht primär darum geht, besser zu werden, erfüllt es uns mit Stolz, die Fortschritte zu sehen. Der Salbit hat noch einige Routen und Projekte auf Lager. Wir freuen uns auf jeden einzelnen Kletterzug an diesem Berg, der noch folgen wird. Auf bald. 



Tourengänger: Zoraya


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Kommentare (2)


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georgb hat gesagt:
Gesendet am 15. September 2023 um 11:03
>Einer der Hauptgründe ist jedoch, dass ich meine Touren nicht mehr öffentlich publizieren wollte. Die Entwicklung in den Bergen, der Massentourismus, Abfall, Social-Media-Fanatikern etc. finde ich beunruhigend.

Hoi Zoraya,
da bist du wohl nicht alleine! Trotzdem nett, wieder mal was von dir zu lesen! Und, du weißt ja, die Fans warten immer noch ;-)
Grüße

Cubemaster hat gesagt: Sehr cool!
Gesendet am 7. Oktober 2023 um 14:03
Toller Bericht und spektakuläre Fotos. Habe mich sehr gefreut, mal wieder einen Bericht von dir lesen zu können. Vielleicht kommt ja hin und wieder mal ein Neuer...


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