Brisi & Zuestoll

Den Brisi mit dem breiten Gipfelgrat und den Zuestoll - den vielleicht ästhetischsten aller Churfirsten-Gipfel - habe ich erstmals im Jahre 1978 ab Schrina Hochrugg über den Sitzstein und die Palisnideri bestiegen, und später immer wieder. Da ich nun doch schon einige Jahre nicht mehr oben war, besuchte ich beim heutigen Prachtstag wieder mal die beiden attraktiven Churfirstengipfel in einer Bike & Hike Tour ab Wildhaus. 

Die weniger schroffe, "hintere Seite" der Churfirsten ist ideal zum Biken. Ab Wildhaus erreichte ich auf mehrheitlich asphaltierten Alpstrassen über Weiden und wunderschöne lichte Wälder das Rügglizimmer, wo ich mein Velo parkierte. Dem rotweiss markierten Wanderweg entlang gings dann auf der östlichen Seite zum Brisi mit dem Steinmannli. Im Gespräch mit einem weiteren Wanderer verpassten wir vorher prompt die Abzweigung auf 1797m. Nach etwa 500m dämmerte es mir, dass wir auf dem Weg ins Frümseltal waren, wo wir beide nicht unbedingt hinwollten. Nach diesem kurzen Verhauer fanden wir dann doch noch den richtigen Weg zum gut besuchten Gipfel (T3, ca. ein Dutzend Personen unterwegs). Ich besuchte noch den lohnenden West- und und den Ostgipfel des Brisi. Der Westgipfel gibt sehr schönen Einblick auf die Ostseite des Frümsels, vom Brisi-Ostgipfel sieht man die ganze Westseite des Zuestolls. Bei sehr angenehmen Temperaturen und kaum Wind verweilte ich etwa eine Stunde auf dem aussichtsreichen Gipfelgrat. Kletterer stiegen während meiner Mittagsrast keine auf. Die Routen an der Brisi-Südwand, wo von Zeit zu Zeit immer wieder grössere Felsausbrüche stattfinden, sind allgemein schwierig und werden nicht allzu häufig frequentiert.

Dann stieg ich auf dem Wanderweg runter bis ca. Kote 1750m. Dort zweigt ein deutliches, nicht markiertes  Weglein in Richtung Brisital nach Südosten. Ich folgte dem Weglein, das sich manchmal verliert, bis etwa Pt. 1836. Ganz in der Nähe befindet sich ein tiefes Karstloch, das im Winter bei Nebel sehr heimtückisch sein könnte. In einem Bogen immer dem wieder deutlichen Weglein folgend erreichte ich den Sattel 1839m. Von dort wanderte ich entlang dem blauweiss markierten Wanderweg hinauf zum Zuestoll. Anfänglich hatte ich den Gipel mit dem defekten Holzkreuz - vermutlich durch Blitzschlag - für mich allein. Plötzlich hörte ich eine Frauenstimme "Stand" rufen. Der Standplatz der Kletterin war etwa 8m direkt unter dem Gipfelsteinmannli, die Seilschaft dürfte daher die Route Baustop (7-, 11 Seillängen, siehe hier) geklettert haben. Über die Zuestoll-Südwand führen wohl die attraktivsten Kletterrouten an den Churfirsten. Da nun Nebel aufgezogen war, stieg ich nach etwa 20 Minuten bereits wieder talwärts. Über das Rügglizimmer erreichte ich querend wieder das Brisizimmer, wo mein Bike wartete. Über die Auffahrtsroute bequem wieder zurück nach Wildhaus, wo mich spätsommerlich warme Temperaturen um 28° C erwarteten. Leider war es mir nicht vergönnt, Gemsen oder Steinböcke zu beobachten. Diese dürften wegen dem kürzlichen Schneefall auf die Südseite der Churfirsten ausgewichen sein und wurden von Barbara am Tag zuvor in grosser Zahl auf Schrina Obersäss beobachtet. 

Übrigens war im Jahre 2016 eine 540m lange Highline zwischen dem Zuestoll und dem Schibenstoll gespannt. Im Sept. 2016 hat der Zürcher Samuel Volery die komplette Distanz ohne einen Sturz auf dem 2 cm breiten Band in 40 Minuten barfuss durchgelaufen, nachdem am Vorjahr ein Blitz das Band zerstörte. Da das wenn auch nur kurzzeitig gespannte Band für den Flugverkehr eine erhebliche Gefährdung darstellte, benötigte der Extremsportler für sein Projekt eine kantonale Bewilligung.