Le Biolet 2293m: Oops!…I Did It Again


Publiziert von Bergamotte , 1. September 2023 um 15:33.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Alpen
Tour Datum:31 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD   CH-BE 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1880 m
Abstieg: 1880 m
Strecke:15km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Parkplatz Pierreuse (P. 1104)
Kartennummer:1265 Les Mosses

Irgendwie habe ich den Narren gefressen am Biolet, es ist bereits mein dritter Besuch im 2023. Doch ich wollte unbedingt noch eine weitere Route auf der wilden Nordseite "erschliessen". Damit wäre der Berg nun sehr gut dokumentiert (Übersicht). Mit einem Massenandrang dürfte dennoch nicht zu rechnen sein, selbst die harmlose Normalroute wird nur gelegentlich begangen. Ob's an der Gummfluh liegt, dem höheren, formschönen und dominanten Nachbargipfel?

Um 9:45 geht's los vom Wanderwarkplatz Pierreuse (P. 1104) oberhalb von Gérignoz. Der Auftakt über die brutal steile Alpstrasse lässt wie immer keinen Raum zum Aufwärmen. Auf dem Programm steht heute R. 751 des SAC-Führers (2011): "Par le versant W et la face N". Die Orientierung sollte auch für Biolet-Debütanten keine grössere Herausforderung darstellen. Selber kenne ich den Berg ohnehin von allen Seiten in- und auswendig. Zunächst gilt es das riesige Geröllfeld auf dessen Westseite zu erreichen. Hierfür benutzt man den Wanderweg, man kann dabei rechts oder links von der Tête de la Minaude aufsteigen, das dauert etwa gleich lange.

Ich muss Euch vorwarnen: Der weitere, weglose Aufstieg über das Geröllfed ist kein Zuckerschleck. Harmlos zwar, aber im rauen, rutschigen Gelände kommt man kaum vom Fleck. So bin ich mehr als froh, auf ca. 1870m endlich den Gras-Fels-Sporn gewinnen zu können. Damit betrete ich offiziell den massigen Biolet-Körper. Am Sporn, welcher auch auf der LK gut zu erkennen ist, erreicht man den unteren T6-Grad, meist etwas einfacher. Es sind verschiedene Varianten möglich, man wähle die präferierte Unterlage: Fels, Gras, Mix. Auch Wildspuren können behilflich sein. Derart gewinne ich recht zügig an Höhe.

Zwischenziel ist die dem Berg nördlich vorgelagerte, markante Terrasse (s. LK), wo sich die Route mit derjenigen von Osten (Potse di Gaule) vereinigt (s. *Abenteuerliche Routen am Biolet 2293m). Wobei, man kann schon frühzeitig in die abschliessende Nordflanke hochziehen. Diese ist gut gestuft, gehobenes Gehgelände im Wechsel mit Kraxelei, ca. T5+. Die einfachste Linie verläuft auf der Ostseite, was vor Ort offensichtlich ist. Nach knapp zwei Stunden habe ich den Biolet (2293m) erreicht.

Nächstes Ziel ist die Brecaca. Das bedeutet zunächst kurzer Abstieg nach Süden in den Sattel (Normalroute) und anschliessend Fortsetzung über den teils zerrissenen Grat nach Osten. Bei Bedarf können Schwierigkeiten kleinräumig in der Südflanke Flanken umgangen werden (m.E. nicht zwingend), unter einer T5 kommt man aber nicht durch. Der Schlussaufstieg über die Grasflanke zur Brecaca (2319m) ist dann Gehgelände, bloss am vorgelagerten, leicht ausgesetzten Gipfelkopf werden nochmals die Hände benötigt. Und da ich schon mal hier bin, darf ein Abstecher zur nahen Gummfluh (2458m) nicht fehlen. Auch dort bin ich bereits zwei Routen gegangen, nicht aber den Normalweg - geht gar nicht! Also wiederum über den Gratkamm ostwärts bis an den Fuss der Gummfluh-Südwand, welche dank einem Drahtseil auch dem Bergwanderer offensteht.

Kurze Gipfelpause und gleichzeitig rollende Tourenplanung: Ursprünglich wollte ich zurück Richtung Brecaca, um via Grand Crau die Querung nach Potse di Gaule zu erreichen. Das ist der einzige verbleibende "Missing Link" in der riesigen Nordflanke. Aber schlussendlich hatte ich (noch) keine Lust auf Abstieg und wollte stattdessen weiter Grate begehen. Also mache ich mich in umgekehrter Richtung an meine *Juni-Begehung. Der sichere T6-Gänger kann die Gummfluh-Nordroute guten Gewissens auch im Abstieg begehen. Gerade der obere Teil (einzelne Haken) ist sehr gut gestuft und häufig eher im gehobenen Gehgelände zu verorten. Etwas unangenehmer ist der anschliessende Abstieg durch die schrofige Rinne, insbesondere bei Restnässe wie heute. Im kurzen Gegenanstieg zur Pointe de Tso y Bots (2178m) wird ebenfalls nochmals die T6 erreicht.

Nun sind die Schwierigkeiten vorerst geschafft. Im Gegensatz zum letzten Mal erspare ich mir heute die strikte Linie dem Gratkamm entlang und folge stattdessen einer schwachen Wegspur, welche die Pointe de la Videman westseitig umgeht. Kurzer Gegenanstieg Richtung Videmanette, dann in den kleinen Kessel runter, um den Wanderweg ins Tal (via Creux du Palet) zu erreichen. Aber noch erwartet mich ein kleiner Höhepunkt in Form einer Hikr-Erstbegehung. Gut, mit dem Rocher Pourri (2008m) gewinnt man keine alpinistischen Meriten. Seine Begehung mag aber durchaus zu gefallen. An passender Stelle verlasse ich den Wanderweg und steige von Osten in den Sattel P. 1958 hoch (Wildspuren). Der Gipfelaufbau wirkt zunächst recht abweisend. Tatsächlich kann man der Kante entlang hochklettern (II+) oder, deutlich einfacher (T5), etwas gegen Westen ausholen. Am Gipfelkopf muss ganz kurz eine III geklettert werden - oder man gewinnt den Felsklotz ganz harmlos von hinten.

Der weglose 700Hm-Schlussabstieg vom Sattel nach Westen zurück ins Gérine-Tal lag mir zunächst sauer auf, eigentlich eine Zumutung für meine Lotterknie. Aber es ging weiter besser als erwartet, auch wenn das Gelände durchaus wild, rau und steil ist. Oben erleichtern verschiedene Geröllfelder den Abstieg, auch Steilgras lässt sich recht sanft begehen. Und unterhalb von 1500m erreiche ich harmlose Gefilde inklusive alter Wegspur. Der Rückweg über die Forststrasse zurück zum Ausgangspunkt ist dann schnell erledigt.


Zeiten (kum, inkl. Pausen)
1:55  Le Biolet
2:35  Brecaca
3:15  Gummfluh
4:40  Rocher Pourri
5:15  Parkplatz Pierreuse

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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