Tagestour aufs Bietschhorn 3934m
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Als Kind verbrachte ich zahlreiche Ferienwochen in der Augstbordregion. Vom Balkon betrachtete und bewunderte jeweils die ganze Familie das gegenüberliegende Bietschhorn: so dominant, so formschön, so elegant. Das ist etwas für richtige Bergsteiger, dachte ich damals, und habe den Berg für über drei Jahrzehnte aus den Augen verloren. Erst vor kurzem habe ich realisiert: Das kann ich auch! Und so habe ich den vergessenen Traumgipfel in meiner üblichen Manier bestiegen: als Tagestour aus dem Tal, leicht und zügig. Ich rechnete mit zwei Herausforderungen. Da war einerseits die Kletterei an der Schlüsselstelle (Roter Turm), wobei sich der Fels als bombenfest erwies. Schmieriger Raureif erforderte jedoch erhöhte Vorsicht und Konzentration. Andererseits war da das grosse Fragezeichen um die Routenfindung; hier erwies sich mein T6-Hintergrund für einmal als Fluch und Segen zugleich. Denn das brüchige Gelände in den Flanken mochte mich nicht abschrecken und ich bin einfach drauflos gestiegen, statt die einfachste Route zu suchen.
Der erste Autozug um 5:12 bringt mich durch den Lötschberg, so dass ich kurz vor sechs Uhr vom Parkplatz in Ried (1486m) loslaufen kann. Ich fühle mich gut und mache mich im zügigen, aber nicht stürmischen Tempo an die 1700Hm bis ins Joch. Bei der Hütte, welche ich ohne Pause passiere, endet der offizielle Wanderweg, aber weisse Markierungen leiten recht zielsicher ins Bietschjoch (3179m) hoch. Zumal ich - im Gegensatz zu den Hüttenstartern - im Tageslicht unterwegs bin. Eigentlich beginnt die richtige Bergtour erst jetzt. Ich quere südlich vom Schafbärg (alternativ auch oben drüber. s. meinen Rückweg) über mickrige Firnreste, Pickel oder Steigeisen sind hierfür nicht nötig. Dennoch nimmt die Querung an den Fuss des Westgrats im Blockgelände mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Hier deponiere ich etwas Material - und los geht's!
Bis P. 3408 verbleibt man im rauen Gehgelände, dann beginnt endlich der richtige Gratspass. Über die Route möchte ich gar nicht viele Worte verlieren und verweise auf die zahlreichen Berichte und vor allem das SAC-Tourenportal. Schlussendlich muss man einfach den Roten Turm erreichen... Hierfür gibt es idealere und weniger idealere Varianten. Am Grat ist es zwar am schönsten (und das Gestein fest), doch immer wieder erfordern scharfe Türme ein Ausweichen in die brüchigen Flanken. Als erfahrenem T6-Gänger liegt mir solches Gelände, was - die Kehrseite der Medaille - zig-Routenvarianten erlaubt. Kurz vor dem Roten Turm, den man schon von P. 3408 problemlos erspähen kann, weicht man einem markanten grauen Turm nach Norden aus (Sicherungen).
Vor der Schlüsselstelle "Roter Turm" (3b gemäss Führer) hatte ich im Vorfeld einigen Respekt und deshalb für den Abstieg sicherheitshalber 30m Seil dabei. Der Fels erweist sich jedoch als bombenfest und wunderbar zu klettern. Man verbleibt direkt auf der Kante oder weicht wenig nach links (N) aus. Heikel war heute jedoch der Raureif im oberen Bereich, welcher just die Schlüsselstelle einschmierte. Folglich musste ganz sauber und konzentriert geklettert werden. Das übliche T6-Hochbescheissen lag nicht drin... Tiefblicke wie am direkt anschliessenden Reitergrat bin ich mir gewohnt, aber auch hier hat man den Kopf besser bei der Sache. Anschliessend steilt das Gelände bis zum "Talspitz" nochmals auf, wobei ein kurzer Aufschwung mit einer Schlinge entschärft wurde. Beim vorliegenden Raureif griff ich nur zu gerne darauf zurück. Der Übergang zum etwas vorgelagerten Gipfelkreuz und weiter zum Bietschhorn (3934m) präsentiert sich wieder gutmütiger. Persönlich würde ich den Berg übrigens nur bei trockenen Verhältnissen besteigen. Mit Schnee und in Steigeisen wird die Sache schnell sehr zeitraubend.
Ich pausiere eine Viertelstunde, gemeinsam mit einer sympathischen italienischen 2er Seilschaft. Eine Begegnung mit einer Führergruppe zuvor war etwas weniger herzlich verlaufen, für mich nur ein weiteres in einer ganzen Reihe solcher Erlebnisse. So mancher Schweizer Bergführer scheint sich durch Alleingänger provoziert zu fühlen. Sein Gast könnte ja noch auf dumme Gedanken kommen... Item. Im Aufstieg war ich durch die schmierige Schlüsselstelle zunächst etwas verunsichert und wollte im Abstieg aufs Seil zurückgreifen. Das war dann doch nicht nötig, runter ging's erstaunlicherweise ganz entspannt. Im weiteren Abstieg ist dann der T6-Gänger in mir durchgegangen und ich habe mich längere Zeit durch die brüchige Südflanke bewegt. Ich mag solches Gelände, aber dem typischen Alpinisten möchte ich es nicht weiterempfehlen.
Beim Materialdepot wird umgeladen, um anschliessend den First des Schafbärgs (3240m) zu überschreiten. Das kostet im Gegensatz zur Traverse nur wenige Minuten. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, vom Gipfel direkt die wenig markante NW-Rippe Richtung Hütte runterzusteigen. Schwierig ist das nicht, aber Knochenbrechergelände, und für die langsam ermatteten Beine (und meine Lotterknie) wär's ne Zumutung gewesen. Die Vernunft obsiegt und brav steige ich via Joch zur Bietschhornhütte (2564m) ab. Ich lasse mir ein Stück Aprikosenkuchen einpacken, man braucht schliesslich Wegzehrung für die lange Reise durch den Lötschbergtunnel. Die verbleibenden 1100Hm Talabstieg lassen sich nicht schönreden. Immerhin ist der Weg gut und unten raus schattig. Das lässt sich vom Ausgangspunkt Lötschental nicht gerade behaupten - Hitzealarm! Das kann ja heiter werden die nächsten Tage.
Zeiten (kum)
1:35 Bietschhornhütte
2:30 Bietschjoch
5:00 Bietschhorn
6:40 Schafbärg
8:15 Ried
Der erste Autozug um 5:12 bringt mich durch den Lötschberg, so dass ich kurz vor sechs Uhr vom Parkplatz in Ried (1486m) loslaufen kann. Ich fühle mich gut und mache mich im zügigen, aber nicht stürmischen Tempo an die 1700Hm bis ins Joch. Bei der Hütte, welche ich ohne Pause passiere, endet der offizielle Wanderweg, aber weisse Markierungen leiten recht zielsicher ins Bietschjoch (3179m) hoch. Zumal ich - im Gegensatz zu den Hüttenstartern - im Tageslicht unterwegs bin. Eigentlich beginnt die richtige Bergtour erst jetzt. Ich quere südlich vom Schafbärg (alternativ auch oben drüber. s. meinen Rückweg) über mickrige Firnreste, Pickel oder Steigeisen sind hierfür nicht nötig. Dennoch nimmt die Querung an den Fuss des Westgrats im Blockgelände mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Hier deponiere ich etwas Material - und los geht's!
Bis P. 3408 verbleibt man im rauen Gehgelände, dann beginnt endlich der richtige Gratspass. Über die Route möchte ich gar nicht viele Worte verlieren und verweise auf die zahlreichen Berichte und vor allem das SAC-Tourenportal. Schlussendlich muss man einfach den Roten Turm erreichen... Hierfür gibt es idealere und weniger idealere Varianten. Am Grat ist es zwar am schönsten (und das Gestein fest), doch immer wieder erfordern scharfe Türme ein Ausweichen in die brüchigen Flanken. Als erfahrenem T6-Gänger liegt mir solches Gelände, was - die Kehrseite der Medaille - zig-Routenvarianten erlaubt. Kurz vor dem Roten Turm, den man schon von P. 3408 problemlos erspähen kann, weicht man einem markanten grauen Turm nach Norden aus (Sicherungen).
Vor der Schlüsselstelle "Roter Turm" (3b gemäss Führer) hatte ich im Vorfeld einigen Respekt und deshalb für den Abstieg sicherheitshalber 30m Seil dabei. Der Fels erweist sich jedoch als bombenfest und wunderbar zu klettern. Man verbleibt direkt auf der Kante oder weicht wenig nach links (N) aus. Heikel war heute jedoch der Raureif im oberen Bereich, welcher just die Schlüsselstelle einschmierte. Folglich musste ganz sauber und konzentriert geklettert werden. Das übliche T6-Hochbescheissen lag nicht drin... Tiefblicke wie am direkt anschliessenden Reitergrat bin ich mir gewohnt, aber auch hier hat man den Kopf besser bei der Sache. Anschliessend steilt das Gelände bis zum "Talspitz" nochmals auf, wobei ein kurzer Aufschwung mit einer Schlinge entschärft wurde. Beim vorliegenden Raureif griff ich nur zu gerne darauf zurück. Der Übergang zum etwas vorgelagerten Gipfelkreuz und weiter zum Bietschhorn (3934m) präsentiert sich wieder gutmütiger. Persönlich würde ich den Berg übrigens nur bei trockenen Verhältnissen besteigen. Mit Schnee und in Steigeisen wird die Sache schnell sehr zeitraubend.
Ich pausiere eine Viertelstunde, gemeinsam mit einer sympathischen italienischen 2er Seilschaft. Eine Begegnung mit einer Führergruppe zuvor war etwas weniger herzlich verlaufen, für mich nur ein weiteres in einer ganzen Reihe solcher Erlebnisse. So mancher Schweizer Bergführer scheint sich durch Alleingänger provoziert zu fühlen. Sein Gast könnte ja noch auf dumme Gedanken kommen... Item. Im Aufstieg war ich durch die schmierige Schlüsselstelle zunächst etwas verunsichert und wollte im Abstieg aufs Seil zurückgreifen. Das war dann doch nicht nötig, runter ging's erstaunlicherweise ganz entspannt. Im weiteren Abstieg ist dann der T6-Gänger in mir durchgegangen und ich habe mich längere Zeit durch die brüchige Südflanke bewegt. Ich mag solches Gelände, aber dem typischen Alpinisten möchte ich es nicht weiterempfehlen.
Beim Materialdepot wird umgeladen, um anschliessend den First des Schafbärgs (3240m) zu überschreiten. Das kostet im Gegensatz zur Traverse nur wenige Minuten. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, vom Gipfel direkt die wenig markante NW-Rippe Richtung Hütte runterzusteigen. Schwierig ist das nicht, aber Knochenbrechergelände, und für die langsam ermatteten Beine (und meine Lotterknie) wär's ne Zumutung gewesen. Die Vernunft obsiegt und brav steige ich via Joch zur Bietschhornhütte (2564m) ab. Ich lasse mir ein Stück Aprikosenkuchen einpacken, man braucht schliesslich Wegzehrung für die lange Reise durch den Lötschbergtunnel. Die verbleibenden 1100Hm Talabstieg lassen sich nicht schönreden. Immerhin ist der Weg gut und unten raus schattig. Das lässt sich vom Ausgangspunkt Lötschental nicht gerade behaupten - Hitzealarm! Das kann ja heiter werden die nächsten Tage.
Zeiten (kum)
1:35 Bietschhornhütte
2:30 Bietschjoch
5:00 Bietschhorn
6:40 Schafbärg
8:15 Ried
Tourengänger:
Bergamotte

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