Tour de Biasca 1+2: Motta d'Osogna 2524 m + Cima di Biasca 2574 m


Publiziert von basodino , 16. August 2023 um 13:34.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:12 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Torrone Alto   CH-TI   Gruppo Pizzo di Claro 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:15
Aufstieg: 2340 m
Abstieg: 540 m
Strecke:15,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Osogna ist erreichbar mit dem Bus von Biasca, welches wir mit dem Zug erreichten
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Alpe di Vöisc 1575 m, 6 Plätze, Selbstversorgerhütte nur mit Schlüssel vom Patriziato in Osogna, neue, komfortable Ausstattung, Wasser am Brunnen, kein Strom, einfaches Außenklo, Rif. Alpe di Casned 1980 m, 3-4 Plätze, Selbstversorgerhütte nur mit Schlüssel vom Patriziato in Osogna, Wasser am Brunnen, einfaches Außenklo, Capanna Cava UTOE, im Sommer bewartet, 36 Plätze in 2 Zimmern, Halbpension verfügbar, Dusche, Strom

Warum macht man eine Hüttentour über 4 Tage, die die meisten Hikr hier in 2 oder 3 Tagen machen würden? Nun gut, erst einmal kommen 6 Stunden Anreise hinzu, die aufgrund der Sperrung des Gotthard-Basis-Tunnels nach Unfall unumgänglich waren, aber es gibt auch eine andere Antwort. Doch dazu später. 

Wir kamen zunächst einmal mit einer Stunde Verspätung in Biasca an, nahmen den Bus nach Osogna und holten uns dort am Patriziato den Schlüssel zur Alpe di Vöisc. Es ist schade, dass das Valle Osogna mit seinen 9 (!) Hütten eine Tessiner Ausnahme bildet und die Hütten verschlossen hält. Das machen sie aber wett, indem der Kontakt mit dem Patriziato sehr angenehm war und wir den Schlüssel später auch zurückschicken durften. 

Der Wanderweg geht über eine Brücke nach rechts und dann in einem Bogen von links nach rechts bis über das Dorf. Dort biegt man bald am Wegweiser nach links ab. In Kürze erreicht man eine Kreuzung, wo man links die flache oder geradeaus die direkte Route wählen kann, nach rechts ging es wieder hinab. Knapp 150 m höher treffen sich die beiden Wege wieder. Der Weg - wir nahmen den flachen linken - bleibt auch in der Folge sehr angenehm bis nach Pönt. T2, 1 h 35 min

Der Weg führt nun nach einer Kurve nach rechts flach ins das Tal hinein bis zu einer ersten Brücke. An dieser hatten wir von Bildern eine Schwimmstelle vermutet. Das Bachbett war aber komplett trocken. Weiter hinten gibt es einen Wasserfall und es wäre zu vermuten, dass man sich unter ihm in einem Becken abkühlen könnte. T2, 25 min

Nach der Brücke beginnt eine aussichtsreiche Passage, da der Weg mit vielen, vielen Granitstufen durch das nun sehr schmale und sehr steile Tal hinaufführt. Der Weg ist hier auch für Menschen mit Höhenangst evtl. eine Herausforderung. Auf 950 m kommt man noch über eine kleine Brücke. Erst auf 1110 m endet dieser steile Abschnitt. T3-, 45 min

Am oberen Ende der Materialseilbahn gibt es zwei Bänke, die sehr willkommen waren. In der Folge steigt der Weg nur mehr mäßig an, ist auch zeitweilig flach und führt immer näher an den Fluss Nala heran. Dabei kamen wir an vielen kleinen Häusern vorbei, die jetzt in den Sommerferien auch überwiegend bewohnt schienen. In Merisciolo wurden wir auch freundlich gegrüßt und eine Dame bot uns etwas zu trinken an. Wir gingen aber schnell weiter. Etwa 100 m höher als Merisciolo fanden wir zwei weitere Häuser und links unterhalb ein herrliches Becken unter einem niedrigen Wasserfall. Tourinette konnte nicht widerstehen und nahm hier ein ziemlich kühles Bad. T2, 40 min

Hier begann ich mich auch wieder zu wundern, wie schlecht die Schweizer Landeskarten geworden sind bzw. wie ungenau. Oberhalb des Schwimmbeckens befindet sich eine Brücke, und wohl auch ein Weg nach links, der in den Karten nicht eingezeichnet ist. Leider sollte das ein Thema auch für morgen bleiben. 

Wir nahmen den letzten Abschnitt unter die Füsse und stiegen weiter rechts der Nala auf. Auf 1436 m nahmen wir die Brücke nach links und stiegen weiter auf. Wenn man das Schild Vöisc erreicht, gehe man nach links hinauf in 3 Minuten zu den Hütten. T3-, 50 min

Zunächst schlossen wir die Hütte links auf und waren enttäuscht, da hier zwar 4 Betten, aber keine Matratzen oder Decken waren. Auch fehlte es an einem Herd und anderen Einrichtungen. Dann gingen wir nach rechts und schlossen die zweite Hütte auf und waren total positiv überrascht. Die großzügige und luxuriös ausgestattete Hütte gefiel uns sofort sehr, auch wenn es im Detail noch an ein, zwei Dingen hapert. So ist die Spüle nicht ans Wasser angeschlossen (es gibt aber eine Ausweichlösung über den Brunnen vor der Hütte) und es gibt auch kein Solarpanel und somit keinen Strom. Dafür sind die Matratzen herrlich. Nur konnte ich zu den kratschenden, dünnen Stufen hinauf kein richtiges Vertrauen gewinnen. Es würde mich nicht wundern, wenn die irgendwann brechen. 

Wir ließen nach dem Abendessen in zwei IKEA-Sesseln den Abend auf der Terrasse ausklingen. Schöner kann es kaum sein. 

1. Tag: 8,92 km, 4 h 15 min, 1.319 m Anstieg, 26 m Abstieg

Nach einer sehr guten und bequemen ersten Nacht, wanderten wir aufgrund des Wetterberichtes, der früh Quellwolken angesagt hatte, recht früh an der Hütte los. Es geht 10 Meter hinab zu einer Brücke, an der es auch eine Badestelle gibt. Hinter der Brücke geht es rechts der Nala bis zu einer Verzweigung, wo man sich entscheiden muss ob man via Örz oder Casned aufsteigt. T2, 15 min

Wir bogen links über den Bach ab und fanden einen recht direkten Weg, der aus den Wiesen herausgemäht wurde. Es gibt auch kurze Querpassagen, aber sonst doch ziemlich steil hinauf durch den lichten Wald zur Alpe di Casned. T3-, 1 h 00 min

Nicht an der Hütte, sondern an den vorgelagerten Häusern befindet sich eine ideal positionierte Bank mit herrlicher Aussicht. Hier gab es eine kleine Pause. 
Hinter den Häusern geht der Weg weiter und überquert einen flachen Rücken in den Südhang der Cima di Müscioi. Der Weg geht mehrheitlich von links nach rechts und erreicht ein kleines Tälchen, in dem das Bachbett aber fast ausgetrocknet war. Rechts führt ein kaum wahrnehmbare Spur zum Rifugio Alpe della Motta. T3, 45 min

Auch diese Hütte ist verschlossen, wir fanden auch keinen Brunnen oder sahen eine Toilette. Die Hütte scheint eher basic zu sein. 
Zurück im Tälchen nahmen wir den Weg wieder auf, der nun nach links aufwärts abschwenkt und zwei seichte Rücken erreicht. Ob man auf der Spur bleibt und den zweiten Rücken ein wenig aufsteigt oder ob man das schon über den ersten Rücken macht, dürfte gerade egal sein. Hier setzt eine klar nachvollziehbare Spur an, die die Flanke aufwärts quert um bis zur Motta d'Osogna zu führen. Leicht exponiert und manchmal schmal ist sie eigentlich ohne Schwierigkeiten begehbar, wäre da nicht weiter oben eine brüchige Zone, wo sich die Spur auch teilt, weil sich wohl nicht alle Menschen und Tiere einig waren, wo man am besten durchgeht. Wir gingen zu tief und stiegen zur oberen Spur auf, die dann wieder einfacher zum ersten Gipfel führt. T3+, 1 h 20 min

Ob man der Motta d'Osogna tatsächlich den Status eines Gipfels gibt, kann man diskutieren, besteht doch kaum eine nennenswerte Schartenhöhe zur Cima di Biasca. Dank der Kotierung, des großen Steinmannes und des Eigennamens reihen wir sie als Gipfel ein, obwohl der Weg hinauf zur Cima di Biasca denkbar kurz und einfach ist. T2, 10 min

Leider hatten uns die Wolken inzwischen beinahe erreicht, so dass es zwar ein leckeres Vesper, aber kaum Fernsicht gab. Die etwas schattigere Pause war aber nach der Hitze im Tal doch auch angenehm. 

Über den Nordgrat ging es dann hinab. Während bisher alle Spuren, wenn auch undeutlich und ohne Markierungen, in der Landeskarte als Weg eingetragen sind, ist es dass eher noch deutlicher Weglein über und an dem Nordgrat dann wieder nicht. Das zum Thema Landeskarte heute. 
Die ersten Meter hinab bleibt man am Grat bis dieser schärfer wird. Dann findet sich links unterhalb ein klares Weglein, zu dem man absteigen kann. Ab hier wird die ganze Sache schon deutlich exponierter, als es noch der Aufstieg war. Wir kehrten auf den Grat zurück und kamen an die Schlüsselstelle. Der Grat bricht hier ca. 10 m senkrecht ab. Links führte eine Kette über gut gestuftes Gelände hinab, um die Kante herum und unter einen kleinen Turm, den wir rechts umgingen. In der Folge wird der Grat breiter und man begeht in bequem über ein Weglein zunächst rechts, dann später links. Allmählich wird die linke Flanke immer steiler und das schmale Weglein immer schmaler, so dass wir uns zur Rückkehr auf den Grat entschieden und rechts im weniger steilen Gelände Wegspuren fanden. Diese verlieren sich auch mal kurzzeitig in der nun üppigeren Vegetation, letztlich kann man aber immer weiter queren, bis man den weiß-rot-weißen Weg von der Forcarella di Lago trifft. Nun bequem und in kurzer Zeit hinab zur Capanna Cava. T4, I, 1 h 25 min

2. Tag: 6,28 km, 4 h 55 min, 1.021 m Anstieg, 511 m Abstieg

Nun könnte man es durchaus schaffen auch die 3. Etappe unserer Tour noch anzuhängen und wenigstens zum Rif. Lago abzusteigen und das Ganze so um einen Tag zu kürzen, denn dann wäre der Abstieg zur Cap. Cava gar nicht nötig. Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, die 4 Tage daraus zu machen, mehr Zeit am Berg und auf den Hütten zu verbringen und einfach nur zu genießen. Und wir wurden reichlich belohnt. Denn nicht nur wurden wir von den Damen auf der Capanna Cava freundlich empfangen, es gab Kuchen und eine warme Dusche, sondern am Abend hatten wir das Privileg ein schönes Naturschauspiel aus Regen und Sonne in Form eines vollständigen Doppelregenbogens mitzuerleben. Es fing mit einem Gewitter und Regen an und als ich den ersten Ansatz des Regenbogens entdeckte, war mir noch nicht klar, welch Schauspiel sich entspinnen würde. Über die nächsten Minuten wurde der Regenbogen immer farbenfroher, kräftiger und vollständiger und wenn sich ein Dutzend Menschen freiwillig draußen in den Regen stellt, um den Himmel zu beobachten, dann weiß man, was gerade los ist. 
Dass es des Nächtens auch noch die Perseiden zu bestaunen gab und wir in kürzester Zeit vom Fenster aus 7 bzw. 3 Sternschnuppen sehen konnten, rundete das Erlebnis nur mehr ab. 

Nach einer gelungenen Nachtruhe ging es dann am kommenden Morgen in den zweiten Teil unserer Tour de Biasca. 

Tourengänger: basodino, tourinette


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Kommentare (2)


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jimmy hat gesagt: Schlüssel Osogna
Gesendet am 18. August 2023 um 17:02
Geht denn der Schlüssel nicht mehr wie früher zu allen 9 Hütten des Patriziato di Osogna?

basodino hat gesagt: RE:Schlüssel Osogna
Gesendet am 18. August 2023 um 21:45
Mir hat ein anderer Wanderer ähnliches gesagt. Mir scheint aber, dass die Alpe Vöisc einen moderneren Schlüssel bzw. Schloss bekommen hat, als es die anderen Hütten haben. Also vielleicht gehen die anderen 8 mit einem Schlüssel und die Vöisc nur mit dem einen. Sicher weiß ich es aber nicht.


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