Erster deutschsprachiger Bericht über die Besteigung des Corno di Ban (über SW-Flanke und Südgrat)


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 14. August 2023 um 13:55.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum: 7 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Somma Lombardo

An diesem Tag wollte ich mich vormittags ausruhen. Nachmittags brach ich dann etwas unterhalb des Lago di Morasco auf, wo wild geparkt wird. Zuerst geht es zur Staumauer hinauf, dann am Ostufer des Sees entlang zum Abzweig Richtung Lago del Sabbione. Der Anstieg über den unschwierigen Steig zum Rifugio Cesare Mores, das oberhalb dieses Stausees liegt, soll 2h10min. dauern. Wenn ich meine Pausen abziehe, brauchte ich etwa 15min. weniger zu dieser Hütte. Diese ist jedoch geschlossen. Von dort wanderte ich noch ein Stück bergan zum Rifugio Somma Lombardo. Es war so spät geworden, dass eine ungeplante Übernachtung erforderlich wurde.

Gleich darauf, nachdem ich gefragt hatte, ob ich dort übernachten könne, verließ ich sie wieder, um den Corno di Ban zu erklimmen. Es ging bereits auf den Abend zu, als ich aufbrach, nichts ahnend, was dieser Berg von mir fordern würde! Ich hatte bei "hikr.org" nur registriert, dass "ciolly" (der offenbar nie Schwierigkeitsangaben macht) dort war.

Der Südgrat zeigte sich von der über Wegspuren erreichten Scharte (Passo di Ban Nord) gesehen als zu schwierig, als dass ich über ihn hätte hinaufklettern können. So suchte ich mir eine Route in der SW-Flanke (T6). Über eine kurze Passage mit sehr steilen, teils brüchigen Felsen (II,T6) erreicht man einen steilen Hang, über den man auf festem Untergrund aufsteigt, in dem es viele Felsplatten gibt. Loser Schutt, auf dem man ausrutschen könnte, findet man eher nicht. Unterhalb der fast senkrechten Felsen, die vom Südgrat zum begangenen Hang abfallen und die sich für mich als unüberwindlich erwiesen, entdeckte ich flankenquerende Pfadspuren, die allerdings eher von Steinböcken als von Menschen herrühren. Nach einer Querung mit geringem Höhenverlust folgt ein Überklettern von Felsen schräg nach rechts oben (II). Dahinter fand ich eine Möglichkeit, über einen steilen Hang mit Lockermaterial zur Scharte vor dem obersten Südgrat des Corno di Ban aufzusteigen. Zuerst steuerte ich die südliche Erhebung an, von der ich gut den sehr steilen Felsaufschwung zum Gipfel sehen konnte. Ich war mir nicht sicher, ob ich da hinaufklettern könnte, versuchte es aber. Die Felsen zeigten sich bei Überprüfung als überwiegend fest, obwohl zwischen den Felsen reichlich Feinschutt lag. Außerordentlich steil führen sie mit guten Griffen u. Tritten zum höchsten Punkt, überschreiten dabei nicht II+. Mit viel Luft hinter meinem Rücken erreichte ich schließlich den Gipfel, an dem eine Abseilschlinge angebracht ist.

Vor dem Abklettern hatte ich ziemlich Angst, zögerte eine zeitlang, brauchte mehr als 5min. zum Abchecken, wie und wo ich am besten damit anfange. Seil zum Abseilen hatte ich ja keines dabei. Es ging dann einfacher als gedacht! Nur einen wackligen Brocken, den ich beim Hinaufklettern vorgefunden hatte, durfte ich nicht anfassen. Über die Flanke stieg ich wieder ab, aber etwas anders. Die längere Querung der Flanke nahm ich weiter unterhalb vor, da es dort etwas einfacher ist. Erst bei einsetzender Dämmerung kam ich an der Hütte an, wo ich nach der anspruchsvollen Tour zuerst einmal ein Bier trank!




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Kommentare (1)


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ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 14. August 2023 um 18:24
Schön das du es geschafft hast und diesem Corno einen deutschsprachigen Bericht gewidmet hast. Ich hatte damals genug als ich an der Scharte stand, da ich auch schon auf anderen Gipfeln war. Schade mit den verpassten Bildern aus dem Gipfelbereich, aber ich kenn das, man ist schon beschäftigt genug mit wieder heil runterkommen.
Gruß Günter


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