Wyssegga (3168m) von Jungen aus


Publiziert von Umumba , 7. August 2023 um 23:03.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:20 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von St. Niklaus mit der Luftseilbahn

Schon für 2022 hatte ich nach einer Gipfeltour im Mattertal gesucht, die vom Urlaubsort Grächen gut erreichbar ist und meine Fähigkeiten nicht übersteigt, gleichzeitig aber einigermaßen herausfordernd ist. In meinem Fall bedeutet das keine technischen Schwierigkeiten, keine Steigeisen, nicht zu ausgesetzt, gern etwas eigene Wegfindung. Nach längeren Recherchen bei Hikr kam ich zu dem Schluss, dass einer der Berge auf der westlichen Talseite das Ziel sein müsse, das Schwarzhorn als beliebter Wanderdreitausender kam in Betracht, besser gefiel mir aber die unbekanntere Wyssegga: Hierzu gab es zu dem Zeitpunkt noch keinen eigenständigen Bericht, der Berg wurde nur als einer von mehreren Gipfeln einer Gratüberschreitung genannt, allerdings weckte einer dieser Berichte mein Interesse, in dem ein Abstieg über den SE-Grat ins Jungtal als unschwierig beschrieben wurde. Nun weiß man nie genau, was jemand, der solche Grattouren macht, als unschwierig bezeichnet, aber es schien doch machbar. Leider wurde im letzten Jahr aus familiären und gesundheitlichen Gründen nichts aus der Tour, was aber nur bedeutete, dass ich sie dieses Jahr umso lieber versuchen wollte. Im letzten Jahr erschien dann tatsächlich noch dieser (englische) Bericht zur gleichen Tour https://www.hikr.org/tour/post173832.html, der meine Einschätzung bestätigte, auch wenn er mir nicht endgültig die Schlüsselfrage der Wegfindung beantworten könnte, von welcher Seite man den SE-Grat erreicht. Am unteren Ende schien er mir doch sehr steil und brüchig, so dass man besser von einer der beiden Seiten auf den Grat gelangen sollte.

Das wechselhafte Sommerwetter im Wallis ließ nicht viele Tage für das Vorhaben, so dass ich schon am dritten Urlaubstag mit nur einer 500hm-Wanderung als Training Nägel mit Köpfen mache. Schon um viertel vor sechs nehme ich den ersten Bus aus Grächen nach St. Niklaus und kann so auch die erste Bahn hinauf nach Jungen erwischen, in der außer mir nur Personen sitzen, die zur Arbeit dort hinauffaren. Der Sonnenaufgang in der steilen Jungen-Seilbahn lässt den Tag perfekt beginnen und bereits gegen 6.35 Uhr kann ich meine Tour starten. Der Aufstieg ins Jungtal liegt trotz Sonnenseite zunächst im Schatten von Wald und Fels, bis auf einige Murmeltiere treffe ich im Aufstieg niemanden an. Das Jungtal ist generell nicht allzu viel besucht, weshalb der Weg gelegentlich etwas schlechter sichtbar wird. Das nutze ich an der eingangs des flacheren Tals liegenden Almhütte gleich dazu, den Weg auf die Moräne zu verpassen. Dadurch habe ich zwar zunächst die wunderschöne Atmosphäre des Jungbachs aus der Nähe, muss aber später die verpassten Höhenmeter weglos und ziemlich steil über einen Grashang wieder aufsteigen, so dass die erhoffte Wegfindung schon etwas früher als geplant beginnt.

Online war meine Tendenz eher, von Westen her auf den Grat aufzusteigen, doch auf der Moräne angekommen zeigt sich ein vielversprechendes, von Osten auf den Grat zulaufendes Grasband. Vom Weg aus ist mir zwar nicht an allen Stellen klar, ob nicht vielleicht doch ein Felsriegel den Weg versperren würde, letztlich findet sich aber immer ein Weg mit maximal kleinen Blockklettereien, so dass ich diesen Weg in ähnlicher Form auch wieder gehen würde. Am eigentlichen SE-Grat empfängt mich ein eiskalter Wind, so dass ich erstmal Jacke und Handschuhe anziehen muss. Zudem droht das erste Stück des Grates, das ziemlich rutschig und steil ist, mich zu demoralisieren. Doch nach wenigen Minuten wird das Gelände griffiger und ich habe stellenweise sogar das Gefühl, dass es einen gelegten Weg durch die Blöcke geben könnte – auch wenn das angesichts der wenigen Besuche auf diesem Berg kaum wahrscheinlich scheint. Auch das sogar von Grächen gut sichtbare hellere Blockfeld in der Mitte des Grates ist zwar steil, aber doch gut zu erklettern, insgesamt ist der Grat eher ein breiter Rücken, der an keiner Stelle ausgesetzt ist, sofern man darauf achtet, nicht zu weit in die Flanken zu geraten. Kurz vor dem Gipfel versperrt dann doch eine kleine Felsstufe den Weg, diese kann sicher auch leicht erklettert werden, ich wähle einen kleinen Umweg, so dass ich am Ende doch von Westen (Verbindungsgrat zum Furggwanghorn) auf den Gipfel komme.

Dort ist zum Glück der kalte Wind verschwunden, eine wunderschöne Gipfelrast mit grandioser Aussicht in alle Richtungen ist der Lohn für die Mühen. Der Blickfang schlechthin ist sicher der auf Bishorn und den Nordgrat des Weißhorns, aber auch die Ansicht des gesamten Grächen-Riedgletscher-Mischabel-Komplexes ist sehr attraktiv (gerade wenn man dort schon viele Urlaube verbracht hat). Zudem ist auch die Fernsicht nach Norden und Westen nicht zu verachten. Ich vermute, dass es zudem der erste Punkt ist, von dem ich gleichzeitig die beiden höchsten Berge der Alpen, Mont Blanc und Dufourspitze, sehen konnte.

Der Abstieg über die gleiche Route verläuft problemlos, weiter unten im Jungtal treffe ich die ersten anderen Menschen auf dieser Tour. Ich kann diese weitgehend unbekannte Tour nur allen empfehlen, die gern auf einsamen Wegen unterwegs sind und tolle Aussicht mögen, ohne technische Schwierigkeiten zu suchen. Für mich war es mein erst siebter Dreitausender (einige davon aber mehrfach) und der erste seit 2015, vor allem aber der erste, den ich ohne meinen Vater erstiegen habe, der bei den anderen sechs, zwischen 1991 und 2007, die Verantwortung trug. Überhaupt war es der erste Berg ohne Wanderweg zum Gipfel, den ich allein bestiegen habe.

Just vor Veröffentlichung des Berichts stelle ich fest, dass tatsächlich genau heute jemand einen (französischen) Bericht zur Wyssegga vom Turtmanntal aus veröffentlicht hat.

Tourengänger: Umumba


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Kommentare (2)


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ChristianR hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2023 um 08:21
Hallo Umbumba,

Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Bei meiner Wanderung aus dem Turtmanntal konnte ich das Panorama wegen der Wolken leider nicht genießen. Also werde ich das nächste Mal die Wyssegga vom Juntal aus besteigen :)

Umumba hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2023 um 15:19
Ich wünsche dir für den nächsten Versuch einen Tag ohne Wolken! Anscheinend hattest du ja etwas Pech, die Bilder von weiter unten sind ja recht sonnig.


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