Vom Eggishorn nach Brig

Traumtrails am Aletschgletscher an einem perfekten Tag

Eigentlich war der Ausflug zum Aletschgletscher als Arbeitstag ausgelegt. Aber wenn die Arbeit auf dem Eis in ca. 2 Minuten abgeschlossen ist, kann man das (1) nicht ganz als Arbeitstag durchgehen lassen, und (2) lohnt es sich auch nicht nur dafür anzureisen. Also beschloss ich den An- und Rückweg zur Messstation etwas aufzupeppen und kam in den Genuss von einem wunderschönen Trailrun am grössten Gletscher der Schweiz. Was für ein Kontrast nach der gestrigen Wanderung in Regen und Nebel zum kleinsten Gletscher der Schweiz (Pizol)!

Nachdem ich Büromaterial in Brig im Schliessfach deponiert habe, nehme ich ziemlich faul und energiesparend die Bahnen via Bettmeralp zum Bettmergrat. Dort geht’s bei sehr angenehmen Temperaturen los. Den blauweissen Wanderweg über den Bettmergrat mit logischerweise grossartigen Ausblicken wollte ich schon länger einmal machen, bin bislang aber nicht dazugekommen. Die Überschreitung des Kammes ist einfach und wird häufig gemacht. Sämtliche etwas exponierteren Passagen sind mit Stahlseilen oder Geländern gesichert. Wenn man rennen will, braucht’s im blockigen Gelände aber doch Aufmerksamkeit. Beim Eggishorn kann man dann definitiv in die Menschenmassen eintauchen, aber an diesem Ausichtspunkt, von dem der Aletschgletscher noch eindrücklicher wirkt, muss man einfach mal gewesen sein! Auf den Wanderwegen steige ich zum Märjelensee und zum Gletscherrand ab und montiere dort die Grödel auf die Laufschuhe. Die sind günstig, da das Eis bis zur Gletschermitte teils doch ziemlich uneben ist. Bald ist die Station lokalisiert, die Arbeit erledigt und ich jogge wieder an den Gletscherrand. Bevor es weitergeht erkunde ich noch eine neue Eishöhle rechts des ehemaligen Lochs, in welche man ohne Probleme recht tief absteigen kann.

Bis hierhier habe ich länger gebraucht als erwartet und ich bin etwas skeptisch, ob mein Plan bis runter nach Brig zu laufen ins Zeitbudget passt. Das Laufgelände entlang des Gletschers ist aber einfach genial und man kommt sehr effizient vorwärts, obwohl es unglaublich viel Gegenverkehr gibt. Zu meinem Erstaunen auch von Dutzenden Trailrunnern, die aber ausnahmslos gemütlich zu wandern scheinen. Erst später merke ich, dass dies das Mittelfeld des Eiger Ultratrails 250 km war – bei den Distanzen also wohl das absolut richtige Tempo… Beste Aussichten gibt’s auf dem ganzen Weg über die Moosflue, die Hohflue bis zur Riederfurka. Von dort wird der Weg schmaler und einsamer und fällt durch den idyllischen Aletschwald (da gerade noch ohne Rauchschwaden!) steil gegen den Gibidum-See ab. Ab dort ist Auslaufen angesagt, doch die Landschaft im Blindtäli unterhalb Blatten ist nochmals sehr eindrücklich. Bei grosser Hitze erreiche ich Brig und kann in letzter Sekunde (ziemlich verschwitzt) in den Zug springen.

Durchgangszeiten:
Bettmergrat Station: 9.21
Eggishorn (via Bettmerhorn): 10.15
Gletscherrand Märjelen ab: 11.58
Riederfurka: 13.20
Brig: 14.45