Lenzkirch - Waldshut - Ostvariante


Publiziert von Günter Joos (gringo) , 5. Juli 2023 um 16:33.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 1 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:42 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Bus ab Neustadt nach Lenzkirch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Zug der Hochrheinstrecke
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Vorschläge im Rother Wanderführer "Schwarzwald Fernwanderwege"

                                      
                                  Im Finale des Schwarzwald-Mittelweges
 
Unwirtliche Wetterbedingungen in den Nordalpen, und die vorgesehene Kletterei im Tessin wird abends um 9 zu Fall gebracht. Das Wetter für den Schwarzwald liest sich fürs Wochenende gar nicht so schlecht und so ist geschwind der Ersatzplan aus dem Ärmel geschüttelt: nachdem ich vergangenes Jahr auf der Westvariante des Mittelweg-Finales unterwegs war, soll es jetzt die Ostvariante sein.
 
01.07.2023: Gestärkt von der Einkehr im Bäckereicafé in Lenzkirch ((808 m) verläuft die erste Wanderstunde zunächst identisch, wie vergangenes Jahr, denn erst bei Hinterhäuser (1073 m) verzweigen sich die beiden Varianten. Bis ins Schwarzwälder Biermekka Rothaus (972 m) passiert, offen gesagt, nicht allzu viel. Oft recht triste Forstwege, hin und wieder mal eine offene Wiese, ein paar Gehöfte. Es sind eher Reminiszenzen an ein Langlauf-Wochenende vergangenen Winter mit Andrea, wo wir am Tag 2 auf dem Skiwanderweg Schluchsee unterwegs waren, die mich hier erfreuen.

So sehe ich mein persönliches erstes Highlight in einem Weizenbier alkoholfrei, getrunken am Ort der Herkunft. Das nahe der Brauerei sich befindliche Hüsli, imaginärer Wohnsitz der Fernseh-Arztfamilie Brinkmann, ist inzwischen ein Heimatmuseum. Ich begnüge mich  mit einer kurzen Außenansicht. Sodann, hinab nach Brünlisbach. Am Ortsende nimmt die lange Wanderung durchs Mettmatal ihren Anfang. Das Tal wird nirgends spektakulär, aber beschaulich ist der lange und sanfte Abstieg allemal, stetig entlang des gurgelnden Baches. Für etwa einen Kilometer schickt mich die Markierung auf ein kaum befahrenes Straßenstück, wo sich die Schaffhauser Säge (853 m) ins schluchtenartige Waldtal duckt. Vesper dann an der pittoresken  Klausenmühle (790 m). Der Unterstand dort ist zwar nicht sonderlich gemütlich, schützt aber vor dem wohl vom gestrigen Tief her noch kräftig blasenden Wind, denn ich möchte mir auf meinem Gaskocher einen Kaffee bereiten. Eben der Wind, das nur sporadische Auftreten der Sonne und eine Lufttemperatur im unteren 20er-Bereich schaffen ein zumindest für mich ideales und belebendes Wanderklima. Und abgesehen von ein paar harmlosen Tröpfchen soll es auch den ganzen Tag über trocken bleiben. Hinter der Heidenmühle passiere ich ein Blockhaus mit Brunnen, Feuerstelle und Spielplatz. Die Hütte ist verschlossen,  doch der Platz böte ein ideales Biwak. Um den Tag  zu beenden ist es mir aber noch zu früh.
 
Der Mettmastausee (700 m) zwängt sich wie ein Schlauch ins enge Talkorsett, sehr schön anzusehen. Während sich am Nordende biotopträchtig trübes Brackwasser staut, wird der See weiter unten zunächst glasklar, dann dunkel aufgrund der Tiefe. Nach geraumer Zeit mündet mein Forstweg in die Straße des Schlüchttales (500 m). Die Mettma ergießt sich hier recht unspektakulär in die Schlücht, nämlich unmittelbar nach Unterspülung der Straße.  Nahe dem bei Kletterern bekannten Schwedenfelsen geht es nun steil einen Serpentinenpfad bergan. Nach all den Forstwegen erscheint mr dieser Pfad ein Segen. Mehrere Aussichtspunkte hinab in den Canyon des Schlüchttales werden entweder passiert, oder mittels kleiner Abstecher zur Abbruchkante erreicht. Eine Stelle direkt gegenüber der  imposanten Tannholzwand wird von mir als biwaktauglich auserkoren., denn inzwischen ist es kurz vor Acht, und ich möchte mein Zelt nicht erst in der Dämmerung aufbauen. Wäre ich etwa 500 Meter weitergegangen, dann hätte ich allerdings einen  noch besseren Platz für die Nacht gefunden und zudem festgestellt, dass sich ganz in der Nähe ein kleiner Bachtobel befindet, ich also auch Wasser gehabt hätte. Aber ehrlich gesagt, hatte ich ohnehin keine Lust mehr zum Kochen, und das heute Morgen in Lenzkirch gekaufte Brot ist noch wunderbar  frisch.
Nachts regnet es bisweilen länger anhaltend und in mittlerer Stärke, um morgens wieder aufzuhören.

Bereits um 6 stehe ich auf, um 7 geht´s wieder auf die Walz. Die Dramatik, welche gestern mit Eintritt ins Schlüchttal  ihren Anfang genommen hatte, setzt sich fort, auch wenn der Wald und das dichte Blätterwerk  Tief- und Fernsichten doch sehr einschränken. Steil schlängelt sich ein Pfädlein nun hinab nach Witznau (430 m), einem mitten in die Schlucht hineingepressten Weiler mit Sägewerk und Getreidemühle. Weltvergessen und abgelegen, könnte man meinen, doch ist mir als Schlüchttalkletterer der Verkehr dort und vor allem die Lärmbelästungung durch Motorradfahrer bestens bekannt. Nur heute eben nicht, denn die Straße ist aktuell ab Wiznau gesperrt. 

Der Mittelweg wechselt nun auf den Gegenhang, zunächst einem steilen Bergsträßchen folgend, dann löst sich der Hutpfad aus einer Kurve. Als schmaler, und durchaus ausgesetzter Steig trippelt dieser in einigem Auf und Ab durch den steilen Schluchtenhang. Der Hutpfad, zusammen mit dem vorhergehenden Wegstück über die Felsköpfe des Schlüchttal- Westhanges,  ist sicher das Glanzstück der Tour. Der Hutpfad mündest schließlich in ein Teersträßchen. Via Gutenberger Höfe (440 m). schlendert der Mittelweg jetzt bis zum Campingplatz am Ortseingang von Gurtweil (372 m) und begibt sich hier auch mal aufs Niveau der nun direkt neben dem Weg rauschenden Schlücht.

Für ein Frühstück im Restaurant des Campingplatzes ist es noch etwas zu früh und der Mittelweg meidet in seinem weiteren Verlauf den Ortskern. Im Endspurt hinüber nach Waldshut (341 m) erwartet mich nochmals ein kleiner Gegenanstieg hinauf zum Aarberg (431 m). Vorbei am Friedhof wird die Kalvarienkapelle erreicht und ein steiler Serpentinenabstieg geleitet mich hinunter ins schmucke Städtle am Hochrhein. Kurz nach 11 treffe ich dort ein und lasse mir im mittelalterlichen Flair der Altstadt ein herzhaftes Frühstück angedeihen.

Fakten zur Tour: Streckenlänge 42 km, Aufstieg 700 hm, Abstieg 1150 m. Gewamtgehtzeit ca. 11 h. Schwierigkeiten: Mettmamündung - Witznau T3, Hutpfad T3, sonst T1 und T2. Literatur: Rother-Wanderführer "Schwarzwald Fernwanderwege" von Martin Kuhnle. Verwendete Karten: Wanderkarten des Schwarzwaldvereins 1:35.000 "Hotzenwald" und "Wutachschlucht".

Tourengänger: Günter Joos (gringo)


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Kommentare (3)


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gstuermer hat gesagt:
Gesendet am 18. Dezember 2023 um 10:09
Hallo Günther,

hab die Tour spontan am Freitag in umgekehrter Richtung gemacht bevor wieder alles verschneit ist. Der Hutpfad war wirklich der beste Teil, allerdings musste ich über etliche umgestürzte Bäume kraxeln (einmal recht schwierig, da alles sehr glitschig war). Abseits der Ortschaften war ich komplett allein, schön um mal wieder unterwegs gewesen zu sein. Danke für den Bericht.

Bis bald in der Halle,
Thorsten

gstuermer hat gesagt:
Gesendet am 18. Dezember 2023 um 10:22
Hier noch der Link zu den Bildern meiner "Winterbegegung" ;-)
https://photos.app.goo.gl/HtDP1ExxKhF19feT7

Günter Joos (gringo) hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Dezember 2023 um 19:59
Hallo Thorsten, vielen Dank und Grüße vom Muellerthal-Trail in Luxemburg..


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