Lenzkirch - Waldshut - Westvariante
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Der Schwarzwald-Mittelweg gabelt sich für seine letzten beiden Etappen in eine West- und in eine Ostvariante, mit jeweils um die 45 km Gesamtlänge. Für eine Zweitagestour also genau richtig, ich entscheide mich für die Westvariante.
04.06.2022:
Beginnend in Lenzkirch (808 m) gehen beide Varianten die erste Stunde identisch, erst bei der Wegegabelung „Hinterhäuser“ (1073 m) erfolgt die Trennung. Trotz tiefgrauer Wolken bin ich trocken hier hochgekommen, während der Anreise hatte es noch geregnet. Über Waldhäuser und Vogelberg zum Riesenbühlturm (1097 m) beginnt es schon zusehends aufzuklaren. Jetzt aber hinauf auf diesen Turm, mit Aussicht u.a. über den Schluchsee (930 m) hinweg. Der größte See des Schwarzwaldes wird dann rasch erreicht, mittels Abstieg in den gleichnamigen Ort. Hier herrscht Trubel, zudem finde ich diesen Ort auch nicht sonderlich schön, also gleich weiter. Im Wald finde ich zumindest vorübergehend wieder den Frieden, wenn auch einmal mehr auf einem breiten Forstweg. Dieses Manko ist leider Gottes Gang und Gäbe auf der Distanz von Lenzkirch bis Häusern, Nebenbei bemerkt ist dabei auch der Anteil an Teer nicht zu verachten. Nicht verzagen, das soll sich alles noch ändern …
Auf Seebrugg zu geleitet mich die Mittelwegmarkierung zwar direkt ans Schluchseeufer, dafür ist der Lärm der vielbefahrenen B 500 nicht zu überhören. Noch schlimmer wird es auf dem Teilstück zwischen Jugendherberge und der Staumauer, wo mit dem parallel zur Straße verlaufenden Radweg vorlieb genommen werden muss. Hinter der Staumauer links weg, dann wird’s schlagartig wieder ruhig. Die Schwarza zu meiner Linken wird noch eine Rolle spielen im Verlauf dieser Tour. Doch schon in Eisenbreche ist sie vorererst wieder verschwunden, die Schwarza. Das nun folgende Teilstück durch die Ortsteile von Blasiwald verläuft ständig ansteigend und permanent auf Teer. Nahezu ohne Verkehr allerdings, dennoch würde ich mir gerade sehnlichst einen Fahrradsattel unter dem Hintern wünschen. Indes, die folgenden Weiler Sommerseite, Straß und Althütte entzücken ob ihrer Entlegenheit. Die klassischen Schwarzwaldhöfe sind hier nicht so schmuck, wie an vielen anderen Orten, um nicht zu sagen, teils fast schon etwas vernachlässigt. Doch genau das verleiht ihnen wieder einen besonderen Charme, zumindest meiner Meinung nach. Ein mit Getränken gefüllter Brunnen hinter Althütten (1126 m) ist mir hochwillkommen, denn bis über Höchenschwand hinaus ist Wassermangel tatsächlich ein Thema, zumindest wenn man hierfür nicht an der Tür eines der am Wege liegenden Höfe anklopfen möchte.
Nachdem hinter Althütten der höchste Punkt meiner Wanderung erreicht ist, geht es vorerst auf dem alten Blasiwalderweg abwärts. Rechterhand erhasche ich bald einen Blick auf den tiefen Taleinschnitt der Alb, auch ein Stück vom ins Albtal gequetschten St. Blasien ist erkennbar. Unter mir schließlich Häusern (880 m), darüber auf der Höhe kann der Kirchturm von Höchenschwand (1008 m) erspäht werden. Die Wassertretstelle kurz vor Häusern ignoriere ich zugunsten einer kleinen Einkehr in der Ortschaft. Das Gasthaus „Kamino“ scheint das einzige im Ort mit Außenbestuhlung zu sein. Was ein Cappuccino und ein kalter Apfelsaftschorle doch bewirken können! Vorbei an den Scheibenfelsen, der Albsteig lässt grüßen. Dieser begleitet mich auch noch ein Stück weit auf meinem Wiederanstieg nach Höchenschwand. Bislang empfand ich das Klima als sehr angenehm. Sonne und Wolken im Wechsel, nicht übermäßig warm , mit angenehmer Abkühlung durch ein laues Lüftchen. Bis zum Spätnachmittag hat sich jedoch wieder reichlich Wärme in der Atmosphäre gestaut, und ich bin vorerst froh, dass in Höchenschwand das Bergauf erst mal ein Ende hat. Die Einkehrmöglichkeiten sind in diesem sympathischen Luftkurort üppiger, als in Häusern. Zudem ist dort die Aussicht zu den Alpen legendär, wenn sie denn gegeben ist. Aber irgendwie schießt mir beim Durchwandern des Ortes das Unwort „Rollatorendorf“ durch den Kopf – man möge mir vergeben, aber der Altersdurchschnitt der hier angetroffenen Menschen dürfte tatsächlich gegen die 80 gehen.
Ein, wenn nicht gar der Höhepunkt der Wanderung nimmt dann hinter Höchenschwand seinen Anfang. Leider gibt der Felsenweg zunächst kaum mal Tiefblicke in die Schlucht der Schwarza preis, und vom Bach selbst ist auch nie mal was zu hören. Dennoch ist der von der Schwarza eingegrabene Canyon wahrlich imposant und schenkt den vergleichbaren Nachbarn, wie Alb, Murg oder Wehra, diesbezüglich gar nichts. Der eigentliche Felsenweg misst allerdings nur mal 2 km und kann gegebenenfalls auch umgangen werden. Fakt ist jedenfalls, dass die wenigen und kurzen drahtseilgesicherten Stellen tatsächlich ihre Berechtigung haben. Hier, und nur hier, läuft meine Tour vorübergehend zu einer T3 auf. Stetig wird nun in der rechten Flanke der Schwarzahalde verblieben, der Pfad schlängelt sich durch mystischen Bannwald. Die Dumrighütte (780 m) wird seit Ausmarkierung des Wolfspfades (weitgehend identisch mit dem Mittelweg ab Höchenschwand) auch Wolfshütte genannt. Infotafeln geben Auskunft über die inzwischen auch hier im Südschwarzwald wieder angekommenen Wölfe. Inzwischen ist es fast 19 Uhr geworden. Ich beschließe den Tag nach mehr als 30 km mit einer warmen Mahlzeit und packe mich bald unters Vordach der Hütte. Bereits in der Dämmerung zucken die ersten Blitze …
05.06.2022:
Ein krachendes Erwachen morgens um 5.30. Ich koche mir einen Kaffee, schaufle dazu mein Müsli und schaue unter dem sicheren Vordach dem Gewitter zu. Dieses gebärdet sich nicht allzu wild und zieht auch bald weiter. Die regnerische Witterung bleibt, ganz wie vorhergesagt, und war mit ein Grund, warum ich am gestrigen Tag so weit als möglich kommen wollte. Gemäß dem Wegweiser bei der Hütte verbleiben mir noch 14,5 km. Die zurückliegende Strecke bis Lenzkirch wird hier mit 30 km angegeben und differiert leicht zu den Angaben des Rother-Wanderführers. Erklärbar ist dies mit Unstimmigkeiten der von mir mitgeführten Absteig-Wanderkarte, welche auch den Wolfssteig inkludiert. Ich vermute, dass der Mittelweg in jüngster Zeit eine Wegoptimierung vorwiegend im Bereich der Schwarzaschlucht erfahren hat. Im Übrigen war die Wegbeschreibung des Rother-Wanderführers „Schwarzwald-Fernwanderwege“ oft hilfreich, denn an gar mancher entscheidenden Abzweigung fehlten Wegmarkierungen für den Mittelweg.
6.45 h.: jetzt aber weiter, hinab über einen wilden Serpentinenpfad, das Thema Schwarzatal ist noch nicht ausgestanden! Wenn schon die Schwarza unter mir nicht rauschen will, so tun dies vorerst mehrere Seitentobel, die immer wieder mal überquert werden. Und zum guten Schluss dann doch noch, unter mir vernehme ich ein tiefes Rauschen. Der Haldenpfad spuckt mich schließlich bei der idyllisch in den Schluchtengrund geklemmten Fohrenbachmühle (581 m) aus. Doch dem nicht genug, denn mit dem Aufstieg gen Nöggenschwiel (712 m) werde ich vom fröhlichen Plätschern des Fohrenbachs begleitet. In Nöggenschwiel ist das Thema Schlucht vorerst abgeschlossen, hier befinde ich mich wieder auf dem Hochplateau des Hotzenwaldes. Das „Rosendorf“ Nöggenschwiel hinterlässt bei mir den Eindruck, als hätten sich sämtliche Bewohner des Dorfes auf einen Wettstreit eingelassen: „wer hat das schmuckeste Häuschen und den schönsten Garten?“. Dies gilt erfreulicherweise sowohl für die traditionellen Häuser, als auch für die neu gebauten.
Dampfiger Nebel zieht über die Felder hinweg, die Häuschen des Weilers Heubach sind gar gänzlich darin eingetaucht. Abermals folgt ein wildes Teilstück am Heubach entlang hinab durch üppige Vegetation.. Der Haselbachwasserfall liegt nicht direkt am Weg, lässt sich aber mit einem kurzen Abstecher erreichen – und ist ein Muss, siehe Fotos! Hinauf geht´s nach Indlekofen (540 m), wo oberhalb des Dorfes zum malerisch in den Hang gebauten Weilheim hinübergewunken werden kann. Zwischen Feldern hindurch über die Hochfläche hinweg nähere ich mich dem Waldshuter Wildgehege. Erneut haben sich in nicht allzu großer Entfernung düstere Gewitterwolken formiert. Kaum mal den Wildpark hinter mir gelassen, prasselt auch schon ein kräftiger Schauer herab. Die dichte Belaubung über meinem schönen Zickzackpfad halten jedoch vorerst das Ärgste von mir fern. Ich harre ein wenig aus, bis es sich halbwegs ausgeregnet hat, bevor ich den letzten Abwärtskilometer nach Waldshut unter die Sohlen nehme.
Tourengänger:
Günter Joos (gringo)

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