Lasörling Höhenweg - Seiner weltalten Majestät gegenüber


Publiziert von Grimbart , 27. Mai 2021 um 23:19.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:19 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 810 m
Strecke:ca. 12,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anreise nach Osttirol (von Norden): Inntalautobahn (A12) bis Ausfahrt Wörgl Ost. Sodann auf der B178 nach St. Johann i. Tirol, dort auf die B161 und via Kitzbühel nach Mittersill. Bei Mittersill auf die B 108 und über den Felbertauern (Mautpflichtig!) nach Osttirol. Bei Matrei i. Osttirol. auf der Virgentalstraße nach Virgen. Mit dem Hüttentaxi von Virgen zur Wetterkreuzhütte
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthöfe/Pensionen in Virgen; Zupalseehütte (privat); Lasörlinghütte (privat)
Kartennummer:Kompass WK-Nr. 46 (Matrei i.O./ Kals); ÖK-25V Nr. 3102 West (Innervillgraten) und Nr. 3226 West (Großvenediger)

Zur Venedigergruppe zählend, bildet die Lasörlinggruppe die südliche Grenze des Nationalparks Hohe Tauern und trennt das Virgental vom Defreggental. Weniger spektakulär als das (Gletscher-)Reich der gegenüber liegenden weltalten Majestät, mangelt es der Lasörlinggruppe durchaus nicht an wilder Bergnatur. Schmale Grate, rauhe Felsreviere, stille Kare, verträumte Bergseen und weite Almböden, finden sich zuhauf in dieser im Schatten des Venedigers stehenden Gebirgsgruppe. Sie müssen nur erkundet werden! Am Besten durch Begehen des Lasörling-Höhenwegs, dessen größter Trumpf zweifellos die grandiosen Ausblicke in die Gletscherwelt jenseits des Virgentals sind.

Dieser in weiten Bereichen durchaus stille Weitwanderweg, führt – je nach Routenwahl – in fünf oder sechs Etappen vom Matreier Becken durch die gesamte Nordfront der Lasörlinggruppe bis ins tief eingeschnittene Umbaltal. Bis auf die Neue Reichenberger Hütte (ÖAV) und der Clarahütte (DAV) gibt’s nur privat betriebene Hütten am Höhenweg. Ein Umstand der den Bestand des Höhenwegs gefährdet. Im Ostteil ist dies durch die (dauerhafte) Schließung von Zunigalm, Arnitzalm und Wetterkreuzhütte bereits der Fall. Konnte man bis 2020 diesen Wegabschnitt noch auf zwei Tage aufteilen, hat man nun gute 1.600 Höhenmeter in einer Tagesetappe von etwa neun Stunden zu bewältigen.

Wer sich damit aber nicht so recht anfreunden will, für den gibt es zum Glück mit Virgen auch noch eine Alternative, die sich wunderbar als Auftakt eignet. Je nachdem wie man den ersten Tag gestalten möchte bieten sich für den Zustieg zur Zupalseehütte mehrere Varianten an. Zur Auswahl stehen ein langer Steigerungslauf durch das Steinkastal oder – Dank eines Hüttentaxis – Panoramawege ab der Wetterkreuzhütte. Letztere gibt’s wiederum in einer direkten 1 ½ Stunden dauernden „Aufwärmrunde (T2)“ oder auch schon mit anspruchsvolleren Gratwegen (T3) über Legerle und Zupalkogel.

 

So einfach der kurze Zustieg von der Wetterkreuzhütte über die Achsel zur Zupalseehütte auch ist, die Ausblicke in den Talschluss zu Simonyspitzen & Co sind von Beginn an so famos, dass man fast auf das Wandern vergessen würde. Da kommt es sehr gelegen, dass man zu Beginn einen breiten Fahrweg vorfindet, der einen über die Graskuppe der Höllerhöhe hinweg bequem an den Fuß des Legerles heran führt. Sich bei der Weggabelung rechts haltend, folgt nun eine schöne Traverse hinüber zur Grasschulter namens Achsel, wo sich nach Süden hin, das weite Kar der Zupalalm öffnet. Die Hälfte des Zustiegs wär damit auch schon geschafft. Der weitere Weg durch die Westflanke des Legerles wartet schließlich noch mit einem kurzen (steinigen) Anstieg auf, bevor man das Kar auslaufend die Zupalseehütte erreicht. Seiner weltalten Majestät gegenüber, thront diese aussichtsreich über dem Steinkastal und strahlt ein besonderes Flair aus, dass durch den gleichnamigen See noch verstärkt wird.

Nach dem einfachen Auftakt sorgen am zweiten Tag weite mit Bergseen geschmückte Almböden, stille Kare und ein aussichtsreicher Bergkamm nicht nur für reichlich Abwechslung, sondern auch dafür, dass der Übergang von der Zupalsee- zur Lasörlinghütte zu den reizvollsten Abschnitten des Lasörling-Höhenwegs gezählt werden darf. Mit der Kammwanderung über Griften, Donnerstein und Speikboden (T3) hat er eine Variante in petto bei der Gipfelsammler auf ihre Kosten kommen. Aber um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, der ein Stockwerk tiefer verlaufende Höhenweg mit seinen Almböden und Lacken ist landschaftlich ebenso reizvoll und – wie wir am eigenen Leib erfahren mussten – bei aufziehendem Regenwetter als kürzere Alternative vorzuziehen.

In der Früh schien es noch danach aus, dass Petrus uns hold gesonnen war. Doch trübte es schon im Aufstieg zum Zupalkogel (auch Griften genannt) ein, sodass – von Wolken umhüllt – es nix wurde aus der von uns erträumten Rundumsicht. Die angekündigte Schlechtwetterfront hatte uns kalt erwischt, sodass mit fortlaufender Zeit die Sehnsucht nach einer wärmenden Stube wuchs und wuchs. In weiser Voraussicht, dass das trockene Wetterfenster wohl nicht über Mittag hinaus halten würde, entschieden wir uns (wenigstens) für den direkten Anstiegsweg zum Zupalkogel.

Am rechten (= westlichen) Ufer des Zupalsees vorbei, führt der Wanderweg zu Beginn über einen Wiesenhang hinauf zu einem weitläufigen Almboden. Nach Südosten abdrehend windet sich anschließend ein rauher Pfad durch einen Trichter hoch zu einem Absatz. Von dort zieht schließlich ein Steig recht direkt über Geröll und Schutt empor zum Griftesattel. Für den Abstecher zum nahen Zupalkogel braucht man sich sodann nur noch an den Bergkamm zu halten.

Wieder zurück im Griftesattel, hält man sich an den leicht ansteigenden Grat und folgt diesem hinüber zu P. 2.705. Ab hier wird nun die weitere Gratwanderung über den Donnerstein und Speikboden erstmals anspruchsvoller. Zunächst noch links der Gratkante auf erdigem Steig in die tiefste Scharte absteigend, weicht man danach der zunehmend rauher werdenden Schneide mehrmals in die Südflanke aus und quert unterhalb von Schrofenkappen hindurch. Das Gelände wird aber wieder einfacher, sobald man den breiten Ostrücken des Donnersteins erreicht hat. Über dessen Grashänge geht’s letztlich recht bequem hinauf zum geräumigen Gipfel, der mit seinen Grasmatten so gar nicht seinem Namen gerecht wird.

Für den Übergang vom Donnerstein zum Speikboden muss man zunächst wieder ein kurzes Stück nach Osten bis zu einer Weggabelung absteigen. Dort sodann scharf nach rechts und unter dem Gipfel hindurch auf dessen Westseite. Dem schrofigen Westgrat des Donnersteins wird in weiterer Folge durch die steile Südflanke ausgewichen. Auf erdigem Steig durch die abschüssigen Grashänge bergab, traversiert man mit Respektabstand unter der Kammsenke hindurch. Kurz vor dem Speikboden gelangt man schließlich wieder auf den Grat und folgt diesem hinauf zum großen Gipfelkreuz.

Mit dem Speikboden hat das Gipfelsammeln nach gut einer Stunde auch schon wieder sein Ende gefunden und es beginnt der Abstieg in das Steinkas. Zu diesem Zweck hält man sich am Besten an den Westrücken und steigt über diesen ins nahe Speikjoch ab. Zu Beginn noch über alpine Bergmatten, findet man sich aber recht bald zwischen Schrofen und Blöcken wieder. Bei einer Weggabelung sodann geradeaus und vorbei an einer Wetter-Messantenne, steht man wenig später vor einem steilen von Geröll und Felstrümmern übersäten Abhang. Geschickt leiten die Markierungen durch die wüste Steilstufe hinab zu einem Boden. Über diesen hinweg wandernd, trifft man schließlich östlich des Hohen Gangs auf den Lasörling-Höhenweg.

Ab nun findet man wieder gut erhaltene und markierte Wege vor, sodass selbst bei aufziehendem Nebel die Orientierung gewährleistet ist. Um die felsigen Steilabbrüche des Hohen Gangs ins benachbarte Hochkar traversierend, leiten dort die Markierungen über kupiertes Grasgelände der Merschenhöhe entgegen, welche man letztlich von Süden her über einen grasigen Bergkamm erreicht. Noch vor der tiefsten Einsattelung dreht der Steig sodann scharf nach rechts ab und quert in der Folge durch steile Grashänge hinüber in den Sattel südlich des Gosachkofels.

Verborgen von aufsteigenden Nebeln, scheint die wärmende Stube der Lasörlinghütte vermeintlich nah zu sein. Doch man soll sich nicht so leicht von der Karte täuschen lassen. Der Abstieg über die mit Steinen übersäten Bergmatten zieht sich durchaus noch in die Länge. Zumindest war dies das vorherrschende Gefühl bei der nasskalten Witterung. Vom Sattel zunächst in südwestlicher Richtung hinab zu einem Karboden, dreht dort der Wanderweg wieder nach Westen ab und führt über eine Stufe hinunter zu einer Weggabelung. Sich bei dieser weiter talwärts haltend, leiten die Markierungen endlich an die Lasörlinghütte heran, welche man schließlich nach kurzem Gegenanstieg erreicht.
 

Gehzeiten / Hinweise:

Tag 1:  Wetterkreuzhütte – Achsel (ca. 40'') – Zupalseehütte (ca. 40'')
             Höhenmeter: Aufstieg ca. 285m, Abstieg ca. 45m
             Distanz: ca. 3,70 km

Tag 2:  Zupalseehütte – Griftesattel Griften / Zupalkogel (ca. 1' 00'') – Donnerstein (ca. 35'') – 
            Speikboden (ca. 20'') – Speikjoch Steinkas (ca. 35'') Merschenhöhe (ca. 40'')   
            Lasörlinghütte (ca. 50'')
            Höhenmeter: Aufstieg ca. 710m, Abstieg ca. 760m
            Distanz: ca. 8,30 km


Tourengänger: Grimbart


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