Lasörling


Publiziert von Bergmax , 6. Juli 2016 um 00:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:28 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pkw bis Speikbodenhütte (2079 m, Schotterstraße ab St. Veit im Defereggental)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Pkw ab Speikbodenhütte
Unterkunftmöglichkeiten:Speikbodenhütte, Lasörlinghütte
Kartennummer:Kompass Nr. 46: Matrei / Kals 1:50 000

Ein weiter Weg von der Speikbodenhütte.

"In Osttirol muss es ein 3000er sein!"
Nachdem ich immer wieder in dem Buch "Die Dreitausender Osttirols" von Georg Zlöbl gelesen hatte, wollte ich mein neues Wissen natürlich auch praktisch anwenden. Die Wahl fiel auf den Berg mit dem eigenwilligen Namen, denn der ist erstens halbwegs bedeutend (Hauptgipfel der gleichnamigen Gebirgsgruppe), zweitens einigermaßen formschön und hat drittens - vielleicht am wichtigsten - einen südseitigen Normalanstieg, sodass der Schnee erträglich sein würde...

Die Anreise war nicht ganz problemlos. Nach einer langwierigen Anfahrt aus dem fernen Sachsen freute ich mich schon auf mein gebuchtes Bett in Matrei. Doch es kam anders und die erste Schwierigkeit war es, zu später Stunde noch irgendein Quartier aufzutreiben. Schließlich hatte ich aber Erfolg und kam doch noch zu meiner - allerdings etwas kurzen - Nachtruhe!

Der übliche Aufstieg zum Lasörling beginnt bei der Lasörlinghütte. So weit, so gut, aber wie erreiht man diese Hütte?
Der übliche Zustieg beginnt in Virgen / Wetzelach und führt mit 1150 Höhenmetern durch das Mullitztal. Zu weit! Zu langweilig! Also suchte ich einen anderen Ausgangspunkt und fand die Speikbodenhütte. Diese ist von St. Veit in Defereggen aus mit dem Auto erreichbar. Von dort gelangt man über das Virgentörl mit rund 600 Höhenmetern zur Lasörlinghütte. Der kurze Aufstieg wird freilich durch einen Gegenanstieg von über 350 Höhenmetern "erkauft", aber den kann man mindestens bis zum Gipfel einfach aus dem Gedächtnis verdrängen...

Also fuhr ich zur Speikbodenhütte (2079 m). Die Zufahrt ist zwar ungeteert, aber nicht übermäßig schmal / steil / schlecht und das Auto leistete seinen Anteil an der Tour ohne bleibende Schäden.
Dort geht man in Richtung der Gritzer Seen und sollte sich nicht von der Zeitangabe (zwei Stunden) am Wegweiser abschrecken lassen. Anfangs gewinnt man rasch an Höhe, dann folgt eine längere, sehr aussichtsreiche Hangquerung. Der Abzweig zum Gritzer Hörndle (2631 m) wird angesichts der verbleibenden Strecke ignoriert und bald darauf ist mit den sehenswerten Gritzer Seen (2504 m) das erste Zwischenziel erfreulich schnell (T2, 1:15 h) erreicht.
Der Aufsteig zum Virgentörl (2614 m) ist nur ein Katzensprung, doch dahinter erschwert ein Schneefeld den Abstieg. Weil ich dauernd einsinke, umgehe ich das nervige Hindernis. Gleich hinter dem Pass kommt der Lasörling ins Blickfeld - nein, es ist nur die "Säule" (2850 m), aber links daneben steht er (oder zumindest sein SO-Gipfel, wie ich erst später merke) - hoch und steil und noch frustrierend weit weg...
Ohne ernsthafte Hindernisse erreiche ich die Lasörlinghütte (2293 m, T2, 50 min ab den Gritzer Seen), nur der Bach vor der Hütte verlangt etwas Vorsicht beim Überqueren.

Zum Lasörling folgt man dem Pfad ins sogenannte Glauret. Zunächst wandert man mit mäßigem Höhengewinn durch ein Hochtal, das schließlich in ein Kar übergeht. Erst weit hinten trennen sich die Wege zur Neuen Reichenberger Hütte über das Prägrater Törl und zum Lasörling (1:15 h ab Hütte, T2).

Im Kar liegen noch große Schneefelder, sodass die Markierungen zum Lasörling nicht durchgehend sichtbar sind. Die Richtung ist aber klar, es geht über die Südwestflanke hinauf. Die Steilheit nimmt allmählich zu, aber die Hände werden kaum benötigt. In der Mitte der Flanke weisen die Markierungen leicht nach links, jedoch blockiert eine steiles Schneefeld diesen Aufstieg, sodass ich zunächst gerade den Schrofenhang hnaufsteige (harmlose Stellen I) und erst ca. 100 Höhenmeter unter dem Südgrat über dem Schneefeld nach links quere und dann wieder den Markierungen folge. Der direkte Aufstieg über die Schutthalde zum Grat wäre sicher möglich, aber etwas mühsam und rutschig. Auf ca. 3000 m mündet der Nordaufstieg von der Lasenitzenhütte ein und man quert wieder nach rechts zum Südgrat.

Der Südgrat wird von großen, meist stabilen Blöcken gebildet. Wegen der Schneelage halte ich mich leicht links der Gratschneide, obwohl dort die Kletterei etwas schwieriger ist (I, kurze Stellen II, eher wenig ausgesetzt). Der Gipfel (3098 m, 1:05 h ab der Wegverzweigung im Hochtal) bietet eine prächtige Rundsicht auf die Osttiroler Berge, insbesondere zum Großvenediger und zum Hochgall.

Auf dem Gipfel befinden sich gleich zwei Kassetten.In der einen am Gipfelkreuz befindet sich das Gipfelbuch, während man in der anderen einen Stempel samt Zubehör entdeckt. Der Lasörling wird gar nicht sooo oft bestiegen, am ehesten noch im Hochsommer. Ich bin sehr erstaunt, dass meine Besteigung erst die 2. ohne Skier in diesem Jahr ist...

Für den Abstieg benutze ich den bekannten Weg. In der SW-Flanke erleichtert ein Pickel den Abstieg auf dem (zur Zeit) rutschigen Untergrund. Über die flachen Schneefeldern im oberen Glauret fahre ich bequem ab, ohne einzusinken. Dagegen zieht sich der flache Weg zur Lasörlinghütte (2:05 h ab Gipfel)  eine Weile hin.

Auf der gemütlichen Terrasse der Hütte gönne ich mir eine Pause. Schließlich war da noch etwas - nämlich der Gegenanstieg zum Virgentörl!

Die Alternative, über die Merschenhöhe und den Speikboden-(Pass) zu wandern, verwerfe ich wegen der dort erforderlichen Gegensteigung in der Gegensteigung gleich wieder. Schritt für Schritt bringe ich den Anstieg zum Virgentörl hinter mich. Diesmal entdecke ich eine halbwegs tragfähige Spur auf dem Schneefeld und stapfe direkt hinauf zur Scharte (55 min von der Lasörlinghütte).
An den herrlich gelegenen Gritzer Seen mache ich eine letzte Pause, bevor ich die lange, absteigende Querung unter die Füße nehme. Die dauert ihre Zeit, einige weitere kurze Gegenanstiege sind zwar lästig, aber harmlos (ca. 50 Hm, merkt man im Aufstieg gar nicht!), aber die 3 km Strecke dauern eben ihre Zeit. Am Ende der Querung kommt die Speikbodenhütte in Sicht ud der Abstieg dorthin ist dann schnell bewältigt (1:15 h ab dem Virgentörl).

Die freundlichen Wirtsleute der Speikbodenhütte hatten mir bereits am Morgen ein gemütliches Zimmer im Defereggental vermittelt, sodass ich den Abend und das verdiente Bier diesmal stressfrei genießen konnte...

Schwierigkeiten
Speikbodenhütte -> Virgentörl -> Lasörlinghütte -> Glauret: T2
Glauret -> Wegweiser auf 3000 m: bei guten Verhältnissen T3
Wegweiser auf 3000 m -> Lasörling: meine Route leicht links vom Grat T4+ / L /  I - II , entlang der neuen Markierungen ohne Schnee eher nur T4- / I

Gehzeiten
Aufstieg 4:25 h (mit leichten Beinen)
Abstieg 4:15 h (mit schweren Beinen)

Anmerkung zu den Fotos
Beim Skalieren habe ich die Bilder (bis auf die ersten zwei) versehentlich in Schwarz/Weiß abgespeichert. Eigentlich finde ich das Ergebnis ganz hübsch, aber beim nächsten Bericht gibt es wieder Farbfotos!


Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (1)


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MichaelG hat gesagt: Klasse Tour!
Gesendet am 18. Juli 2016 um 19:03
Ein schöne Tour in herrlicher Gegend hast Du da hingelegt!



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