Hohe Schlechtgaisl, Schlechtgaisl - von der Plätzwiese


Publiziert von Dandl , 1. Juli 2023 um 16:29.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:18 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1420 m
Abstieg: 1420 m
Strecke:14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz auf der Plätzwiese in Prags: 46.656420, 12.175729

Es gibt Berge, die sieht man gar nicht!
Gefühlte unzählige Male und zu jeder Tageszeit war ich bereits auf dem Dürrenstein. Blickt man von dort nach Süden, so sieht man die eindrucksvolle Hohe Gaisl. Die Hohe Schlechtgaisl sieht man zwar auch, wenn man das aber nicht weiß, sieht man sie eben nicht!
Sie bildet keinen eigenständigen, gut sichtbaren Gipfel, sondern erhebt sich als kleine Spitze aus dem Grat nördlich des Vorgipfels der Hohen Gaisl. Auch mir ist sie jahrelang nicht aufgefallen und erst seit ich im Besitz des Buches "Die 3000er der Dolomiten" von Roberto Ciri und Alberto Bernardi bin, hat sie meine Aufmerksamkeit geweckt. 
Zum Thema 3000er: In vielen Karten ist die Hohe Schlechtgaisl mit 2.967 m angegeben, so auch bei Tabacco und Kompass. In der Tabacco Karte ist außerdem - südlich der 2.967 m Marke - ein Punkt mit 3015 angegeben. Auf diesen Punkt bezieht sich das Buch "Die 3000er der Dolomiten" und auch mein Bericht (auch das Gipfelbuch ist dort abgelegt).
Auch der - wie immer hervorragende - Bericht des Bergteufels bezieht sich auf Punkt 3015. Er hat die Hohe Schlechtgaisl von Südwesten bestiegen, ich starte an der Plätzwiese und steige über die Nordflanke auf.
Ob der Gipfel nun rein formell als eigenständiger Gipfel, als 3000er oder nicht 3000er gesehen wird ist für mich zweitrangig. Es geht mir um das Erlebnis und nicht um irgend eine Leistung.
Und ja, auch Geröll kann ein Erlebnis sein ;-)

Ich starte also an der Plätzwiese, gehe am Gasthof Plätzwiese vorbei und beim Hotel Hohe Gaisl rechts weg Richtung Stolla Alm. Dort geht es kurz abwärts, nur, um nach der Alm wieder aufzusteigen. Ich gehe auf dem Steig Nr. 3 weiter Richtung Rossalm. Bevor der Weg jedoch an der (Kleinen) Schlechtgaisl rechts (nordlich) vorbei führt, zweige ich nach links (südlich) in wegloses Gelände ab. Es geht südlich der (Kleinen) Schlechtgaisl entlang. Mehrere Geröllrinnen sind zu überqueren, bevor es über Schutt aufwärts zu den grauen Felsplatten geht. Hier dann der erste Steinmann. Hier ist das Gestein - wenn auch nur kurz - noch relativ fest, später geht es über sehr viel Schutt und Geröll in teilweise extrem brüchigem Gelände weiter. Neben einfachen Kletterstellen besteht der Aufstieg vor allem aus Gehgelände in Geröll, Schutt und noch mehr Geröll. Hin und wieder ist ein Steinmännchen vorhanden, Steigspuren finden sich sehr selten, markiert ist sowieso nichts. So steige ich mühsam weiter auf. Kletterstellen im I. und unteren II. Grad wechseln sich mit brüchigem und mühsam zu gehendem Gelände ab. Es geht nur langsam weiter, die Tritte müssen oft vorsichtig gesetzt werden. Ein kleines Schneefeld umgehe ich und steige über eine Rinne mit roter Erde bis zu einer Scharte am Grat auf. Hier öffnet sich der Blick zur Kleinen Gaisl. Von der Scharte aus geht es links (nach Süden) weg, anfangs ziemlich ausgesetzt aber nicht schwierig über den Grat weiter. Einige Grattürme können überklettert werden, andere umgehe ich im Aufstieg auf der rechten Seite (westseitig, Richtung Ra Montejela). Auch hier teilweise Kletterstellen im unteren II. Grat. Sehr vorsichtig klettere ich auf und ab. Zum Schluss geht es wieder über einfacheres Gelände zum Gipfel.
Am Gipfel angelangt lege ich eine längere Pause ein. Die Aussicht ist sehr gut, spektakulär vor allem der Blick zum roten Gestein der Hohen Gaisl.
Es befindet sich hier auch ein Gipfelbuch (Heft) aus dem Jahr 2016. Ich zähle insgesamt 15 Einträge. Leider hat jemand die Flasche, in welcher das Gipfelbuch aufbewahrt wird verkehrt herum abgelegt. Das Gipfelbuch ist vollständig durchnässt - schade.
Ich mache mich an den Abstieg. Dieser erfolgt zunächst auf dem Aufstiegsweg. Nach unten geht es kaum schneller als nach oben. So steige ich ab, bis zum Grat, welche die Verbindung zur Schlechtgaisl herstellt. Diesem folge ich kurz bis zu einem Steinmann an einer Scharte. Dort ist dann Schluss mit lustig. Ich sehe keine Möglichkeit den Grat weiter zu begehen und drehe wieder um. Ich gehe das kurze Stück zurück und steige auf dem Aufstiegsweg ab, quere an der südöstlichen Seite der Schlechtgaisl den Hang, bis zu einer grasigen Stelle. Dort könnte es gehen. Ich steige auf die rechte (ostseitige) Schulter der Schlechtgaisl im sehr steilen Gelände auf und erreiche dann über den flacher werdenden Rücken problemlos den Gipfel. Dort mache ich Mittagspause. Im Abstieg steige ich weglos nach Norden ab - auch hier wieder Geröll, aber technisch einfach - Gehgelände - und erreiche den markierten Weg. Über diesen zur Stolla Alm, Plätzwiese und zum Parkplatz.

Wer einen wenig begangenen Gipfel sucht, sich im einsamen, weglosen, brüchigen Gelände zurechtfindet, einen guten Orientierungssinn hat und Geröll mag, der ist mit der Hohen Schlechtgaisl gut bedient.
Ach ja: Schwindelfreiheit und rudimentäre Kletterkenntnisse sollten auch vorhanden sein!

Heute gibt es unüblich viele Fotos - von Geröll kann man sich nie satt sehen ;-)

Tourengänger: Dandl


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Kommentare (1)


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Nyn hat gesagt: Geröllschinder
Gesendet am 2. Juli 2023 um 12:28
Der Name "Schlechtgaisl" scheint ja die Felsqualität mehr als deutlich zu beschreiben.
Bei so viel Schotter und Geröll hätte ich bestimmt sehr früh das Handtuch geworfen- deshalb mein Respekt fürs unermüdliche Durchhalten.


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