Crëp dles Neinores 2475m - Im Niemandsland


Publiziert von georgb , 10. Juni 2023 um 00:01.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

Wer an der Fodara Vedla steht, schaut zwangsläufig auch zum Crëp dles Neinores, auf die Idee, hinaufzusteigen kommt aber keiner. Mich dagegen zieht der beeindruckende Felsklotz magisch an, ich bin schon zum zweitenmal auf dem Weg zu ihm und wieder zweige ich noch vor der Hütte ab ins Niemandsland.
Ganz so unberührt ist es natürlich nicht, es gibt Steigspuren und auch das ein oder andere Steinmännchen. Die Orientierung ist aber sowieso einfach, in der Neinoreswand zieht ein augenscheinliches schwarzes Band diagonal nach rechts oben und das gilt es zu erreichen.
Mit ein wenig Hin und Her im steilen Schotter stehe ich unter den dunklen, tropfenden Überhängen und folge frisch geduscht dem Band. Das Ziel ist eine brüchige Rinne mit einem Steinmann darüber, von mir selber einst aufgestellt. Die heikelste Passage ist das erste steile Stück nach der Rinne, danach legt sich der Hang etwas zurück und ich kreuze in einer Rechts-Links-Schleife aufwärts.
Am Vorgipfel steht ein großer Steinmann mit Erinnerungstafeln, also wird der Neinores bis hierher begangen! Zum Hauptgipfel findet sich dagegen kein Hinweis mehr, abgesehen von Gamsspuren. Ich steige durch haltlosen Schotter ab zum zweiten Band von oben und hier gehts meist im Gehgelände dem Gipfel entgegen. Gelegentlich braucht es eine Hand und ein paar Platten und viel Schotter erfordern Umsicht und sichere Tritte.
Ein sehr exklusiver Gipfel im Niemandsland, hier herauf verliert sich wohl selten jemand. Varianten gibt es keine, also muss ich wieder über das Geröllband zurück und durch den Schotter hinauf zum Vorgipfel. Ich klopfe die Steine aus den Schuhen und steige ab bis zu einer haarsträubenden Rinne in der Ostflanke. Hier habe ich mich bei meiner ersten Begehung durchgewühlt, heute weiß ich es besser und lasse sie rechts liegen.
Stattdessen suche ich mir die beste Linie durch den weiten Hang und halte Ausschau nach dem Einstieg auf das Band. Sehr vorsichtig gilt es in die Scharte abzusteigen und dann gibt das Band den Weg vor. Ich bin gut in der Zeit, bleibe noch ein wenig im Niemandsland und gehe unter dem Pice Valun weiter Richtung Forcella Lavinores und Sas dla Para.
Durch verträumte Wiesen und Buckel steige ich ostwärts und knapp unter der Forcella Lavinores quere ich weglos auf den Steig zum Sas dla Para. Während ich so quere, schreckt mich ein Donnerschlag auf, unvermittelt haben sich die Wolken verdichtet und der Himmel hat sich verdunkelt. So früh war das nicht vorhergesagt, also muss das Gewitter gefälligst warten, bis ich auf dem Gipfel gewesen bin.
Ich habe Glück, die Gewitter ziehen ab, der Sas dla Para und ich bleiben verschont, nur der beißend kalte Wind stört sehr. Die Wolken bleiben dicht, von Sommer ist jetzt keine Spur mehr, ich lege die Jacke an und spurte abwärts Richtung Fodara Vedla, in der Hoffnung trockenen Hauptes anzukommen. Kaum sitze ich auf der Terrasse, beginnt es zu tröpfeln. Lorena öffnet die Markise ein Stück als Regenschutz und bringt mir den Kaiserschmarrn, wie im Himmel ;-)
Gegenüber türmt sich der Crep dles Neinores dunkel auf, wieder einmal hatte ich Wetterglück und wie immer, wenn ich an der Fodara Vedla bin, entkomme ich knapp einem Schauer!? Ich höre eine Zeitlang den Regentropfen zu, warte das nächste Sonnenfenster ab und husche zurück nach Pederü ins Jedermannsland.



Tourengänger: georgb


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