Aggenstein, der Lemmingshügel von Pfronten


Publiziert von klemi74 , 10. Juni 2023 um 11:23.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 2 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 1210 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz in Pfronten an der Talstation der Breitenbergbahn
Unterkunftmöglichkeiten:Kissinger Hütte, Hochalpe

Lemminge sind kleine possierliche Nagetiere, die uns Mitteleuropäern vor allem aus dem Norden Skandinaviens bekannt sind. Sie sind dafür bekannt, dass sie sich ab und an massenhaft vermehren und dann auf große Wanderschaft gehen. Dass sie sich dabei in Todesverachtung gemeinsam über Klippen stürzen und dabei kollektiven Suizid begehen, ist zwar wissenschaftlich widerlegt, der Mythos hält sich aber, nicht zuletzt Dank einer saudummen Produktion aus dem Hause Disney, trotzdem. Fakt ist nur, dass die völlig entkräfteten Tierchen bei der Wanderung durchaus zu Tode kommen können…
Nun begehen Wanderer natürlich keinen Suizid, in Massen tauchen sie aber auch immer wieder mal auf, und wenn man die Probleme sieht, die sie bei leichten Kraxeleien haben und trotzdem ihren Weg fortsetzen, nun, eine gewisse Todesverachtung scheint manchmal schon dabei zu sein…

Wie dem auch sei, der Aggenstein bei Pfronten ist aus dem Alpenvorland gesehen eine absolut markante Gestalt, aus der Nähe schaut er noch dazu recht unnahbar aus. Da dies nicht so ist und es neben den nicht übermäßig langen Anstiegen aus dem Tal auch noch zwei Varianten mit Liftunterstützung gibt, ist der Berg natürlich sehr beliebt. Das weiß man zum Glück vorher, also mache ich mich auf eine Menge an Gleichgesinnten gefasst.
Und auf lemmingsgleich dahinziehende Wanderer, die oben am Gipfelaufbau in arge Probleme geraten (und natürlich ihren Weg fortsetzen…)

Um die Runde zu verkürzen, fahre ich mit der Seilbahn hoch und spare mir so den etwas langweiligen Weg durch den Wald. Oben passiere ich die Hochalpe und steige im Skigebiet langsam an. Anfangs gewinnt man kaum an Höhe, da der breite Weg zwischenzeitlich einige Höhenmeter verliert. Nach der letzten Piste quert man - jetzt auf einem Bergsteig - unterhalb der Ostschulter des Aggensteines und erreicht nach einem steileren Absatz ein kleines Hüttchen.
Nach diesem gewinnt man zügig an Höhe, der Weg in Richtung der Kissinger Hütte wird teilweise gut steil, dazu führt er mehrfach über glatte Felsplatten mit ein paar Stahlkrampen. Am Grat trifft man die Wanderer, die vom Füssener Jöchl kommen, dann diejenigen, die in Lumberg gestartet sind und zieht fast schon karawanenartig zur Kissinger Hütte. Auf der Terrasse gibt es ein Getränk und danach steige ich dem Berg aufs Dach.
Dabei präsentiert sich das Gelände nicht so steil wie es von der Ferne wirkt und auch der steinige Weg bleibt noch harmlos. Kurz unter dem Gipfel trifft man auf die Route aus nördlicher Richtung und nun beginnt der für alle Ausgangspunkte gemeinsame Weg durch den Gipfelaufbau.
Dieser ist nicht mehr wirklich einfach, aber mit einem Seil gesichert. Direkt am Seil kann man sich festhalten, etwas weiter links ist es weniger speckig und man braucht auch nur gelegentlich die Hände. Alles easy? Nein, denn bergab will fast jeder am Seil bleiben und wenn Begegnungen mit unsicheren aufsteigenden Wamderern ansehen, dann entsteht halt Stau und einer von beiden muss zu seinem Entsetzen ausweichen. Auch mindestens zwei waren dabei, die über längere Strecken massive Unterstützung brauchten. Trotzdem komme ich - neben dem Weg - flott nach oben und herab schlängele ich mich auch durch.

Der weitere Abstieg erfolgt auf der bekannten Rampe auf der Nordseite, wo es in endlosen kleinen Kehren ohne Probleme (eine Stelle mit Seil) hinab in den tiefsten Sattel geht. Jenseits steige ich auf breiterem Weg zur Bergstation auf und es geht auf breiten Wegen mit überraschend rutschigem Schotter hinab zur Hochalpe, Einkehr.
Für den Abstieg ins Tal wähle ich die Forststraße, es ist schon oben die Reichenbachklamm ausgeschildert. Erstmal steht aber ein Stück auf der breiten Schotterpiste an, die man auf einem etwas kleineren Weg zwischendurch abkürzt. Dann steht die kleine Klamm an: hier ist der Weg teilweise sehr steil, ein paar wenige Stellen sind auch gesichert, was bei dem talnahen Steig mit feuchten Steinen durchaus Sinn macht. Nach der Klamm ist bald der breite Talboden erreicht, auf dem es immer beschildert leicht fallend zurück zur Talstation der Breitenbergbahn geht.

Fazit:
Schöne Tour, wegen der Passagen im Skigeblet und des doch arg hohen Andranges muss man aber Abstriche machen. Kurze Abschnitte am Gipfel und am Bösen Tritt können als T3 bewertet werden, auch der etwas rutschige Abstieg in der Klamm erfordert Vorsicht.

Gehzeiten:
Zur Kissinger Hütte 1h
Zum Gipfel 25min
Zur Hochalm 55min
Abstieg 1h10

Anmerkung:
Bin ich nicht selbst auch ein Lemming? Naja, teilweise schon, jedenfalls bin ich Teil der Massenwanderung. Im Gegensatz zum "klassischen" Lemming, von denen es grad an Seilbahnbergen mit etwas schwierigerem Gipfel so einige gibt, kann ich VOR den Hochklettern einschätzen, ob ich ohne fremde Hilfe heil wieder herunterkommen werde... Ein besserer Bergsteiger oder gar Kletterer werde ich deshalb trotzdem nicht...

Tourengänger: klemi74


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