Unders Tatelishore, 2497m - kein guter Tag


Publiziert von Linard03 , 9. Februar 2023 um 07:30.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 4 Februar 2023
Ski Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 833 m
Abstieg: 725 m
Strecke:Sunnbüel - Tatelishore - Schwarenbach
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kandersteg, per Seilbahn nach Sunnbüel

Seit langem wieder mal eine Skitour. Aber das Unternehmen stand von Anfang an unter einem ungünstigen Stern. Eigentlich war ein Skitouren-Wochenende im Gebiet GL/SG geplant. Es war jedoch bald klar, dass es bereits am Samstag den ganzen Tag schneien würde, die Niederschlagsmengen zu hoch sein würden, viel Wind angesagt war und das SLF «erheblich» auch nicht zu einer guten Ausgangslage verhelfen wird.
Bedingungen, wo ich selber keine Bergtour planen würde. Noch etwas grippegeschwächt kam mir diese Wetterlage nicht ungelegen; ich rechnete fest mit einer Absage – und ich war offensichtlich nicht der Einzige mit dieser Annahme.
 
Aber wie das halt so ist bei Gruppentouren einer Bergschule: es gab keine Absage, sondern eine «Gebietsverlegung». Im Berner Oberland soll es besser sein. Neuer Plan war Tatelishore am Samstag und Rote Totz am Sonntag. Mein Blick auf diverse Wetter-Apps bestätigten mir: nein, zumindest am Samstag wird es auch dort schneien, am Sonntag gibt es Chancen auf Aufhellungen.
 
Mit gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Weg nach Kandersteg, wo ich den BF und die anderen Teilnehmer traf. Wir waren 5 Splitboarder und 3 Skitourengeher – eine eher ungewöhnliche Zusammensetzung für die geplanten Touren. Mit der Seilbahn ging’s hinauf nach Sunnbüel; Sicht gleich Null. Also zuerst mal gemütlich Kaffee trinken, dann machten wir uns trotzdem auf.
 
Nach einer kurzen Abfahrt erst mal anfellen, dann ging’s hoch in Richtung Tatelishore. Wie erwartet schneite es, allerdings nicht so heftig. So lange wir uns noch im Schutz der Bäume befanden, war’s noch ok. Danach legte der Wind zu – auch nicht wirklich überraschend … Zunehmend wurde dann die Sicht schlechter und im Gipfelhang befanden wir uns im Whiteout.
 
Schliesslich erreichten wir das Gipfelkreuz des Under Tatelishore (2497m). Selbstredend gab es bei den garstigen Verhältnissen keine Rast, sondern lediglich das Umrüsten auf «Abfahrt». Es war aufgrund der Situation jedoch mehr ein Abrutschen; für mich eigentlich ein Blindflug. Da bewundere ich jeweils den Orientierungssinn der Bergführer …
 
Ich durfte gleich hinter dem BF fahren; das machte es für mich etwas leichter. Abrutschend oder im Stemmbogen; mehr lag nicht drin – zumal die Unterlage auch mehr aus Steinen als Schnee bestand … Es lag vermutlich schon vorher wenig Schnee; das Wenige wurde vom Wind weggeblasen.
Deshalb konnte man kaum fahren, es wurden Spitzkehren erforderlich, um den vielen Steinen auszuweichen. Und bei einer dieser Spitzkehren passierte es: ich wollte wohl etwas zu hastig mit dem zweiten Bein umsteigen, als ich einhängte und umfiel. Eigentlich nicht weiter tragisch, aber ich muss mir dabei (trotz Skischuh) das Fussgelenk etwas verdreht haben.
 
Jedenfalls spürte ich den Fuss von nun an bei jeder Kurve. Über weitere Steine und durch Gestrüpp, zwischendurch auch über genügend Schnee gelangten wir hinunter auf die Ebene, wo wir wieder anfellten. Der Fahrstrasse (bzw. Winterwanderweg) entlang ging es nun hinauf zum Berghotel Schwarenbach (2060m). Trotz garstigem Wetter war das Berghotel heute gut besucht. Wir verbrachten einen kurzweiligen und gemütlichen Abend.
 
Die Nacht war für mich eher unruhig, denn der Fuss machte sich bemerkbar. Am Morgen war’s rund um den Knöchel geschwollen und das Gehen schmerzte. Ich kam nur knapp in den Skischuh und habe dann entschieden: so macht’s keinen Sinn. Spätestens beim Abfahren würde der Druck auf den Fuss zunehmen und die Belastung womöglich zu gross sein.
 
Der Entscheid fiel mir nicht leicht, zumal das Wetter heute tatsächlich viel besser war und die Sonne bereits hervorlugte. Aber die Vernunft musste obsiegen, weshalb ich mich von der Gruppe verabschiedete und wieder zurück zur Bergstation Sunnbüel abfuhr bzw. wieder aufstieg.
 
Wenigstens durfte ich noch die fast leeren Züge auf der Heimfahrt geniessen und war bereits um 13.30 Uhr wieder zu Hause, wo ich dann den Fuss pflegen und hochlagern konnte.
 
Mit waren (nebst BF Christoph):
Anna-Barbara, Ariane, David, Janine, Manuel, Manuela & Noel
 
Fazit:
Eine Tour bei schlechten Verhältnissen: kaum Schnee, wenig bis null Sicht, Wind & Schneefall.
Der von Steinen zerkratzte Belag ist das eine. Eine Verletzung hätte jedoch nicht sein müssen, auch wenn es nichts Tragisches ist (vermutlich ein Band überdehnt).
Normalerweise wäre ich zu Hause geblieben. Aber die Bergschulen zwingen einem trotz widriger Umstände teilzunehmen, weil ja sonst der bereits einbezahlte Betrag verfällt ("Grundsätzlich findet jede Tour und jeder Kurs mit genügend Teilnehmer statt").
Jedenfalls ein weiteres Erlebnis, welches nicht dazu beitragen wird, dass ich irgendwann mal noch ein Fan von Skitouren werde …

Bemerkungen:
diese Tour ist nicht wirklich Boarder-freundlich; Skistöcke werden auch in der Abfahrt bei Traversen und kleinen Gegenanstiegen benötigt ...

Tourengänger: Linard03


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Geodaten
 59024.gpx Tatelishore

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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

Umumba hat gesagt:
Gesendet am 9. Februar 2023 um 10:44
Gute Besserung!

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Februar 2023 um 19:13
Danke!

Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 9. Februar 2023 um 22:56
Im Leben geht so mancher Schuss daneben. Kopf hoch, die nächste Tour wird dafür umso lohnender.

Ich enthalte mich einem (unflätigen) Kommentar zum diesbezüglichen, wohlbekannten Verhalten der Bergschulen. Mit ihnen und Bergführern ganz allgemein habe ich nach verschiedenen leidigen Erfahrungen schon vor Jahren abgeschlossen. Mittlerweile verzichte ich lieber auf einen Traumgipfel; es gibt genug, die ich alleine stemmen kann.

Wärst Du mit SAC-Touren nicht besser bedient?

Gruss
Gabriel

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Februar 2023 um 23:23
Hoi Gabriel,

merci für Deine Rückmeldung.

Wegen mir musst Du Dich nicht zurückhalten mit unflätigen Kommentaren ... ;-)
Ja, es ist ein leidiges Thema. Und doch - manchmal habe ich Lust auf Gruppentouren, weil man fast immer interessante Leute kennenlernt. Aber wenn die Verhältnisse nicht passen und dann die Tour trotzdem "durchgeboxt" wird; das macht einfach keinen Sinn.

Du bist natürlich sportlicher unterwegs und kannst wohl die meisten Touren selber stemmen.
Mit dem SAC habe ich leider auch meistens negative Erfahrungen gemacht: die Tourenleiter nehmen meistens nur Personen mit, welche sie von diversen Touren schon kennen. In einen solchen Kreis reinzukommen, ist eher schwierig.
Und einfachere Touren kann ich selber unternehmen, da brauche ich auch kein SAC.

Gruss,
Richard


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