Vitamin D tanken - 2 kleine Ausflüge ins Tessin

Die graue Suppe geht mir so gehörig auf den Geist, dass ich mittlerweile auch über 6h Zug fahren in Betracht ziehe, um etwas Sonne zu erheischen.


Sa, 28.01.2023: Motto Bruciato

Ähnlich wie hier von johnny68 beschrieben nur in der anderen Richtung. Aufstieg von Pasquerino auf dem ehemaligen - aber immer noch gut markierten - Bergweg bis zum Motto Bruciato Pt. 837. Von den von johnny68 beschriebenen Schwierigkeiten merke ich nichts. Alles gut trassiert und markiert. Möglicherweise ist's im Abstieg schwieriger. (T2)

Da es noch früh ist und ich noch viel Zeit habe, beschliesse ich dem, auf dem Geländerücken eingezeichneten, Weg zu folgen. Leichter gesagt als getan, denn es hat meist nicht nur einen Weg, sondern zahlreiche mehr oder weniger ausgetretene Wegspuren. Bald merke ich aber, dass sich hier jemand die Mühe gemacht hat, den richtigen Weg mit blauen Markierungen zu kennzeichnen. Stellenweise steht "Pian" auf den Felsen, was vermutlich auf einen Aufstieg zur Capanna Pian d'Alpe hindeutet. (T3)

Auf ca. 1040müm nehme ich den Weg der horizontal Richtung Conzanengo eingezeichnet ist. Hier gibts keinerlei Markierungen und ein gutes Pfadfinder-Auge ist gefragt. Die einzige sonstige Schwierigkeit ist das viele trockene Laub unter dem sich immer wieder grössere oder kleinere Steinbrocken verstecken. Hier hilft die "Alpenlanze" sehr. (T3)

Ab Conzanengo ist der Weg hinunter zur Strada Alta auf 764müm dann wieder markiert, wenn auch stellenweise etwas stotzig. Nun unschwierig hinunter nach Pollegio, wo das Postauto fährt. (T2)


Di, 31.01.2023: Ponte Tibetano Carasc

Von Bellinzona mit dem Bus bis Sementina. Den Wegweisern folgend über Pizzorin, Ramoli bis auf 754m, wo der Weg zu den Monti Bassi abzweigt. Ab hier wieder abwärts bis zum Ponte Tibetano und über diesen auf die andere Talseite, wo ich eine längere Sonnenpause einlege. (T1/2)

Auf dem extra wegen der Brücke erbauten Weg hinauf bis auf 780müm. Hier verlasse ich den Grüeziweg (*) und erkunde den nach Westen ansteigenden Pfad, welcher gleich zu Beginn von eine paar umgestürzten Bäumen (absichtlich?) gesperrt scheint. Dahinter herrlich wildes Tessin. Auch wenn es allenthalben ein paar blaue Farbkleckse hat, so ist das Trassee meist gut erkennbar. Nichtsdestotrotz brauchts Trittsicherheit, denn der Weg ist stellenweise doch etwas exponiert. Schliesslich erreiche ich die Stelle, wo der Weg von Pcenell einmündet. Den Schlenker bis in Sele/Monti Sella spare ich mir. (T3)

Stetig ansteigend gelange ich alsbald zu den Häusern von Pcenell. Statt weiter bis zur LSB-Station Pientina zu wandern, probiere ich bei 1030müm den Direktabstieg nach Curzutt. Auch hier ist das Trassee meist noch gut sichtbar und die Schwierigkeit beschränkt sich auf das rutschige Laub, sodass meine Microspikes gute Dienste leisten. (T3)

Bei Curzutt reichts gerade ein Billet zu lösen, die Kabine mittels Halteknopf zu stoppen und gemütlich nach Monte Carasso hinunter zu gondeln.


Fazit:

• Die Pfädli haben Suchtpotential. Werde wohl bald wiederkommen.
• Off-Line-Karten mit GPS-Positionierung sind ein wertvolles Back-Up zur traditionellen Kartenarbeit mit Kompass und Höhenmeter oder ist's gar umgekehrt.

(*) Interessant wie sich die Zeiten ändern. In seinem Bericht Im Urwald des Valle di Sementina schreibt ABoehlen im Jahr 2008: "Das Valle di Sementina ist eines jener kaum bekannten, wenig erschlossenen Tessiner Seitentäler ...".

Heute hat alleine der Ponte Tibetano 50 Einträge auf Hikr und bei meiner Wanderung habe ich dort über ein Dutzend Wanderer angetroffen.