Extrem-Bachwandern im Flüebachtobel
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Wie ABoehlen in seinem Bericht schreibt, zählt das Flüebachtal, welches einem Canyon gleich in die Nagelfluh eingefressen ist, zu den unwegsamsten Tälern des Napfberglandes. Dies wollte ich mir mal von Nahem anschauen, und ich wurde nicht enttäuscht!
Das Abenteuer begann beim Gehöft Löchli, dort folgte ich zunächst einem noch schwach erkennbaren Feldweg entlang des Flüebachs. Doch bald entfernte ich mich ganz von der Zivilisation und tauchte ein, in die wilde Welt dieses Napfbachs. Anfänglich war links und rechts des Bachs noch genug Platz, um zügig vorwärts zu kommen. Auch die erste Felsstufe konnte dank schwach ausgeprägten Tritten im Fels ohne grössere Probleme überwunden werden. Aber dann verengt sich die Schlucht zu einem felsigen V. Die etwa 7 Meter lange Stelle liess sich nicht umgehen, die Felsen erheben sich hier bis weit nach oben. Aufgeben wollte ich aber so kurz nach dem Start nicht, also wagte ich einen Versuch, den Abschnitt im Spreizschritt zu meistern: Zu meiner Überraschung funktionierte diese Technik erstaunlich gut, wenn sie auch ziemlich Kraft verlangt. Leider war ich alleine unterwegs, dies hätte bestimmt lustige Fotos gegeben.
Dies war die eigentliche Schlüsselstelle der gesamten Tour, aber auch sonst gab es noch einige knifflige Abschnitte zu überwinden. Bei zwei grossen Stufen musste in die Flanken ausgewichen werden. Insbesondere den zweiten imposanten Wasserfall musste ich ziemlich weiträumig umgehen, es galt ja auch ca. 15m Fallhöhe zu überwinden. Hier erleichterten Wildwechsel das Gehen im rutschigen und abschüssigen Gelände. Auch viel feuchtes und glitschiges Fallholz musste auf der ganzen Strecke mühsam überklettert werden.
Aber entschädigt für die Mühe wird man mit einer unglaublichen Landschaft und Atmosphäre. Imposante Nagelfluhwände, die vom Wasser zu eindrücklichen Kessel geformt wurden. Weicher Sandstein, durch den sich der Bach kunstvoll schlängelt und windet. Die beruhigende Geräuschkulisse mit dem Plätschern und Gurgeln, welche nur selten durch Zivilisationslärm (Flugzeuge) gestört wird.
Ich folgte immer dem Hauptast des Flüebachs und kam so direkt beim Dorfeingang von Menzberg zurück in die Zivilisation. Ich genehmigte mir dort im Restaurant Sperber das günstige Mittagsmenü. Anschliessend marschierte ich auf dem markierten Wanderweg wieder zurück nach Löchli. Hier beim Absteigen wird einem erst bewusst, welche Höhendifferenz man ganz unbemerkt während der Bachwanderung überwunden hat. Für das Bezwingen der Flüebachtobels brauchte ich etwas mehr als drei Stunden, für den Rückweg benötigte ich nicht mal eine Stunde.
Bemerkung: Die Bewertung der Schwierigkeit ist für mich ziemlich schwierig. Meist wird im kiesigen Bachbett oder über Felsen gelaufen, ein knappes T3. An einigen Stellen muss in die felsigen und rutschigen Wände ausgewichen werden. Der Nagelfluhfels ist ziemlich brüchig, jeder Tritt muss gut geprüft werden, die Wanderstöcke leisten hier einen wertvollen Dienst. Ein Ausrutschen ist meist aber nicht fatal, aber einige Prellungen und nasse Kleider wären die Folgen. Nur beim Umgehen des hohen Wasserfalls bewegt man sich im ausgesetzten und steilen Gelände, hier würde ein Ausrutscher mit einem tiefen Fall bestraft. Deshalb bewerte ich die gesamte Tour mit einem T6-.
Die Kletterstellen über die Kaskaden sind meist nicht schwieriger als I. Doch wie ist die Stelle, welche sich nur im Spreizschritt überqueren lässt, zu bewerten? Ich habe mal eine II gegeben.

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