Von Bivio über Juf nach Maloja


Publiziert von Krokus , 28. September 2022 um 21:36.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Avers
Tour Datum:11 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage 16:30
Aufstieg: 2350 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:30,5 Km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bahn bis Tiefencastel, Postauto bis Bivio
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Ab Maloja Posta mit Bus bis St.Moritz, dann Zug Chur-Ziegelbrücke-Rapperswil-Rüti und Bus bis Gibswil
Unterkunftmöglichkeiten:Pension Edelweiss, Juf

Grau ist es und ein kalter Wind bläst, als ich um 9.45 den Bus in Bivio verlasse. Also Handschuhe und Jacke mit Kaputze anziehen. Die ersten 150 Hm geht’s dem Skilift entlang hinauf, dann der Eva da Valletta nach ins schöne Val Baiva. Bis zur Alp Valletta führt ein Natursträsschen, dann ein Bergpfad. Gerade hier beginnt es zu nieseln und hinten im Tal ist alles nur noch grau. Auf der anderen Bachseite stürzt tosend Wasser von den Felsen herunter. Im diffusen Licht hört man die Kuhglocken. Auf der Alp wird gerade das Vieh zusammengetrieben. Alpabfahrt?

Der Weg führt in mässiger Steigung hinauf zum Leg da Columban. Gerade zum rechten Zeitpunkt setzt sich die Sonne durch, die Wolken verziehen sich und der See erstrahlt in schönstem Blau. Die Alpwiesen sind schon herbstlich rot und goldig. Über den Felszacken der Flue sehe ich zwei Bartgeier und zwei Falken. Ein Falke schiesst plötzlich der Erde zu, als es knallt. Und gleich noch einmal. Der Falke fliegt ohne Beute weg und ich sehe Jäger mit ihren Gehilfen, diese mit roten Mützen. Etwa 100 Meter höher oben lauern sie dem Wild auf. Schade, ich dachte, sonntags wird nicht gejagt. Vereinzelt fallen immer noch Schüsse, teils auch weiter entfernt.

Ich wandere weiter Richtung Fuorcla und stehe plötzlich vor einem kleinen herzförmigen Seelein. So ein schönes Stücklein Erde. Hier baue ich ein Steinkind und widme es meiner jüngsten, vor 17 Stunden geborenen Enkelin. Nicht alltäglich, aber man erhält so schöne Nachrichten auch nicht immer auf der Anreise zu einer Wanderung.

In wenigen Minuten, um halb zwei ist die Fuorcla de la Valletta erreicht. Absteigen möchte ich noch nicht, bin aber neugierig auf den auf der Karte mit Punkten dargestellten Weg über die Flue zum Stallerberg. Eine gute Spur ist sichtbar, auch Markierungen. Anfangs geht’s steil hinauf, nach einer halben Stunde ist man oben. Steinmann, elektonisches Gipfelkreuz, tolle Aussicht. Dann geht’s hinunter auf eine Art abfallende Hochebene mit farbigen Felsklötzen, Flechten, Moosen Tümpeln, Seelein, wunderschön. Und immer wieder Markierungen und Steinmänner, auch wenn ich die Spur manchmal verliere.

Um viertel vor drei bin ich auf  dem Stallerberg. Und hier hat es eine Tafel, die den eben begangenen Weg als «Steimännliweg nach Bivio « bezeichnet. Und wenn man schon auf dem Stallerberg ist, darf man die Flüeseen nicht vergessen, sie liegen fast am Wege, also noch dort hinauf. Den obersten spare ich mir aber für ein andermal auf. Hier kann ich endlich Jacke und Handschuhe im Rucksack versenken. Der Wind hat nachgelassen. Ich steige wieder zum Stallerberg ab und weiter auf dem gar nicht trockenen, teils gut berieselten Bergweg hinunter nach Juf. Kurz vor erreichen des Dörfleins knallen wieder Schüsse. Jetzt wird wohl auch noch auf die Murmeltiere geschossen, die den Durst löschen wollen.

Um halb sechs kaufe ich im Kiosk-Restaurant-Laden noch ein Stück Nusstorte für morgen und als Apero ein Eis. Dann begebe ich mich in die Pension Edelweiss, wo schon bald ein feines Nachtessen serviert wird.
 
 
2. Tag, Montag
Da werde ich bestimmt wieder einmal übernachten. Schönes einfaches Zimmer, feines Zmorgebüffet, guter Kaffee. Um 8 bin ich abmarschbereit. Die Kinder der Wirtefamilie sind auch bereit, aber für die Postautofahrt nach Cresta, der wohl höchsten Schweizer Schule.

Auf den Bergwiesen liegt Raureif, die Pfützen sind gefroren, wieder sind Handschuhe und Jacke erforderlich. Diese Woche ist keine Jagd. Dem Jufer Rhein entlang geht’s eine halbe Stunde über die Juferalpe bis P 2183. Die nächsten 50 Hm kann man dann schön einlaufen, bevor es auf gutem Bergweg in steilen Kehren hinaufgeht bis 20 Hm unterhalb der Valletta. Handschuhe und Jacke gehören wieder in den Rucksack. Eine interessante Traverse auf und ab führt bis auf die Ebene mit dem kleinen See, wo der Planjent entspringt. Wenig später, um halb elf bin ich auf der Forcelina. Vergebens halte ich Ausschau nach Steinböcken. Letztesmal hatte es hier welche, auch einen Adler. Nochmals ein Blick zurück, da sehe ich im kleinen Seelein ein Haflingerpferchen mit gut gebundener Last den Durst löschen. Es sind die Älplerinnen der Alp Madris, sie kehren heim ins Vinschgau, zu Fuss und mit dem Packrösslein, das die Strapazen sichtlich geniesst. Es hat keine Eisen an den Füssen, sondern Spezialschuhe und geht damit über Felsen und Schutt, als wäre alles eine ebene Wiese. Nach Wegberatungen und Kartenstudium zieht das Trüpplein  weiter, sehr schnell. Bis ich nochmals die Felsen nach Wild abgesucht habe, sind sie verschwunden.

Auch ich mache mich auf den schönen Abstieg, erst über Karrenfelsen, dann Geröll und später Bergwiesen bis zum Lac da Sett, wo sich der Piz Forcellina schön spiegelt. Und dann taucht doch noch ein junges Murmeli auf, lauscht und verschwindet im Bau. Auf dem Septimerpass hat es komischerweise viele Leute, Fussgänger und Biker, aber nur sechs entscheiden sich für den Lunghinpass. Auf halber Strecke mache ich ausgiebig Mittagsrast und bin dann wieder allein unterwegs. Um halb zwei habe ich die Wasserscheide auf dem Pass erreicht. Hier fliessen die Gewässer in drei verschiedene Meere. Wie lange würde wohl eine Kanufahrt auf jedem der drei Flüsse dauern?

Ich steige durch das farbenfrohe Steinmeer hinauf zum Grat mit Blick zum Cengalo und Albignostausee. Beim Abstieg zum Lägh da Lunghin muss ich oft stehen bleiben, denn die Steine faszinieren mich. Orange, oder blaugrün glänzende, kohlschwarze, hellgrüne, schneeweisse. Nach dem See geht es recht steil hinunter. Als ich auf ca 2300 Meter Höhe den jungen Inn überquere, sehe ich neben einem Felsbrocken das Pferdchen wieder. Ich fragte mich noch, warum beim Gepäck auch Zaunpfähle und Litzen sind. Ja, der Hafliger hat eine schöne Weide, ist nicht angebunden und darf fressen, und die Älplerinnen halten inzwischen ihren späten Mittagsschlaf.

Auf unzähligen Kehren erreiche ich P 1944 und die Via Engiadina. Ich entscheide mich für den Abstieg und kleinen Gegenanstieg über Pila, ein sehr farbenfroher und kurzweiliger Weg bis hinunter nach Maloja. Hier würde in wenigen Minuten um 16.11 der Bus nach St.Moritz abfahren. Ich lasse ihn fahren zu Gunsten von Bier und Eis und fahre in einer Stunde nach Hause.

In St.Moritz dürfen die Passagiere das Posti schon auf der Seepromenade verlassen, denn wegen eines Verkehrunfalles rollt beinahe nichts mehr. Zu Fuss reicht die Zeit aber gut auf den Churerzug.
 
 

Tourengänger: Krokus


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Kommentare (2)


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Makubu hat gesagt: Schöne Geschichte ...
Gesendet am 29. September 2022 um 07:30
... und schöne Tour! Gratulation zur Enkelin!

Viele Grüsse, Markus

Krokus hat gesagt: RE:Schöne Geschichte ...
Gesendet am 29. September 2022 um 11:32
Danke, Markus, so was sind ja wirklich herrliche Nachrichten

Viele Grüsse
Ella


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