Überschreitung vom Hochstaufen zum Zwiesel


Publiziert von Simon_B , 9. August 2022 um 20:51.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum: 9 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1520 m
Abstieg: 1520 m
Strecke:15 Kilometer

Schon vor 15 Jahren war ich mit meiner damaligen Lebensgefährtin mal auf den Hochstaufen. Damals allerdings im Herbst über den recht einfachen Aufstieg über die Bartlmahd. Da es mir der Berg damals schon sehr angetan hatte und die Überschreitung zum Zwiesel schon zu der Zeit in meinem Kopf rumgeisterte, wollte ich es nun nochmal über andere Wege angehen.

Aufstieg über die Steinerne Jäger - kein Klettersteig! - aber ein Kletter - Steig (T4 I)

Vom Parkplatz in Nonn, wo ich kurz vor 8 startete, führt der Weg schön schattig durch den Bergmischwald zum Buchmahdsattel. Von hier folgt man den noch bewaldeten Kamm nach Westen weiter bergan. Schließlich wird an einem ersten Aussichtspunkt eine Leiter erreicht. Irgendwo hier steht ein Hinweisschild "Klettersteig - nur für Geübte". Wer ab hier aber nun die üblichen Drahtseilpassagen erwartet, wird schwer enttäuscht werden. Die Leiter ist das einzige, was entfernt an einen Klettersteig erinnert. Anschließend führt der Steig durchaus anspruchsvoll und kurzweilig durch die Schrofenflanke des Hochstaufen. Da man hier tatsächlich immer im Bereich zwischen "Steigen" und leichtem "Klettern" unterwegs ist, könnte das genannte Hinweisschild also auch wortwörtlich gemeint sein. Tatsächlich gibt es längere Passagen Einser-Kletterei und durchgehend anspruchsvolles Wandergelände. An einigen Stellen sind sogar nagelneue Kletterhaken in der Route, dessen Zweck ich mir dann aber auch nicht so recht erklären konnte. An senkrechten Passagen ist man nie unterwegs, aber die Steilheit der Schrofenflanke sorgt durchaus auch für ein Kribbeln und würde Fehler auch eher nicht verzeihen. Gegen 11 Uhr erreichte ich schließlich das Reichenhaller Haus, ging jedoch erst einmal zum Gipfel weiter, wo ich die kontrastreiche Aussicht genoss. Im Norden beeindruckend die Ebene des Alpenvorlandes, im Osten Salzburg, im Westen der Chiemsee und im Süden die Berchtesgadener Alpen. Um Kraft zu tanken, gönnte ich mir anschließend im Reichenhaller Haus eine leckere Gulaschsuppe.

Gratüberschreitung Hochstaufen - Mittelstaufen - Zwiesel - eine anstrengende Schippe Extrahöhenmeter!
(T4+, I, Klettersteig B)

Nach verdienter Pause folgte ich nun dem einfacheren Wanderweg nach Westen. Dort wo der Hauptweg dann wieder in die Südflanke führt, zweigt der Klettersteig in Richtung Zwiesel ab, den man nun auch anhand eines ersten Drahtseiles eher als solchen erkennen kann. Die Route führt nun zuerst über den Gipfel des Mittelstaufen und schlängelt sich anschließend am Grat entlang deutlich bergab zur Einschartung der Roßkarscharte auf 1440 Metern. Bis dahin hatte ich lediglich vier Drahtseilpassagen gezählt, dafür gibt es aber einige ungesicherte Passagen, die Aufmerksamkeit und eine hohe Trittsicherheit erfordern. Nach der Einschartung folgen dann zwei oder drei weitere Drahtseilpassagen und steiles Latschen - und Schrofengelände, welches zum Gipfel des Zennokopfes führt - diesen erreichte ich ganz schön geschafft kurz nach 14 Uhr. Hier und am noch etwas höheren Gipfel des Zwiesel genoss ich nun ausgiebig das Panorama in der Nachmittagssonne.

Abstieg über die Zwieselalm mit kleiner Enttäuschung (T3)

Eigentlich war mein Plan, der Tour durch bewusste Entschleunigung einen höheren Genussfaktor zu verpassen. Dies sollte durch ein Gulasch-Mittag am Reichenhaller Haus (wurde germacht) und einer Apfelstrudel-Cappucchino-Pause an der Zwieselalm erreicht werden. Als ich jedoch an der Alm war, musste ich feststellen, dass Montag und Dienstag Ruhetag sind. Gut, es war so gegen 15:30 Uhr - also stieg ich nun zügig weiter ab, da ich hoffte, im ausgeschilderten Gasthaus Listwirt kurz vor dem Parkplatz meinen Appetit zu stillen - aber auch hier musste ich "Heute geschlossen" lesen. Gut - Geld gespart, dass Auto war nun schnell erreicht und in meiner Ferienwohnung gab es dann kalte Cola mit Milka-Tender - auch lecker!

Fazit:
Ich möchte hier zu allererst die konditionellen Anforderungen dieser Runde hervorheben. Den Hochstaufen allleine über steinerne Jäger hoch und die Südflanke runter ist sicher auch schon eine knackige Tour. Man muss sich am Abzweig zum Zwiesel dann bewusst sein, dass dieser Steig nach einigem Bergauf-Bergab erst bis auf 1440 Meter hinunter führt, bevor er nochmal über 300 Höhenmeter zum Zwiesel ansteigt!
Technisch gesehen ist der Aufstieg über die Steinerne Jäger kein Klettersteig, sondern eine gut markierte Kraxelei im ersten Grad - meist leicht ausgesetzt, aber nie über senkrechte Abgründe. Der Steig über den Mittelstaufen zum Zwiesel hat zwar einige Drahtseilpassagen (A und B), aber über weite Strecken gilt auch hier mit ungesicherten Kraxelpassagen klar zu kommen. Da diese Passage nicht so oft begangen scheint (ich begegnete keinen anderen Leuten) liegt mehr loses Geröll und Split herum, so dass nochmal mehr Konzentration verlangt wird. Der Abstieg vom Zwiesel ist dann einfacher und ab ca. 1100 Metern geht es dann entspannt über Forstwege zum Ausgangspunkt.



Tourengänger: Simon_B


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