Auch dieses Mal gab es keinen Muskelkater


Publiziert von ralfzurich , 22. Mai 2023 um 22:23.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:23 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Corvatsch-Sella-Gruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1430 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pontresina, dann Kutsche zum Hotel Roseg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Furtschellasbahn
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna Coaz

A. kam mit der Idee, den gesamten Grat zwischen Corvatsch und Il Chapütschin zu begehen. Ich antwortete mit sehr defensivem Erwartungsmanagement: Nach den *Erfahrungen drei Wochen zuvor war ich skeptisch, dass es gleich noch weiter nach oben auf über 3400m gehen sollte. Zudem wären reichlich Kletterpassagen zu bewältigen. Ich schlug vor, die Tour mit dem Chapütschin zu beginnen und an der Fuorcla Fex-Roseg zu entscheiden, ob wir Richtung Furtschellas absteigen oder doch weiter klettern bis zum Corvatsch.

In der Fuorcla angekommen, fand auch A., dass wir absteigen könnten. Die Kletterei vom Chapütschin bis dort hin zieht sich. Zugegeben: Allein wäre A. deutlich schneller gewesen. 30 Jahre Altersunterschied wirken sich aus. Zudem war er von einigen Touren im Wallis deutlich besser an die Höhe akklimatisiert als ich.

Am Ende gab also ich das Bier aus. Nein, nicht wegen dem Unterschied in der Geschwindigkeit, sondern wegen einem anderen, gröberen Missverständnis. Aus der SBB App hatte ich verstanden: Wir können ab der Furtschellas Bergstation die Seilbahn nehmen. Missverständnis. Ich hatte die Angaben der App falsch interpretiert. Die Bergstation ist nur im Winter geöffnet. Im Sommer geht die Seilbahn nur bis zur Mittelstation. Das stellte A. fest, als er ab Lej Sgrischus schon bis zur Bergstation aufgestiegen war. 80Hm rauf und runter für die Katz. Müde wie meine Beinde dann schon waren, hatte ich diese 80Hm noch gar nicht in Angriff genommen, als er schon wieder runter kam.

Insgesamt war es aber eine wunderbare Tour mit Übernachtung auf einer toll gelegenen Hütte mit sensationeller Aussicht, hervorragendem Essen, und bei grandiosem Wetter. Sehr zu empfehlen.

Die Route - 1. Tag - 650 Hm Aufstieg ab Hotel Roseg Gletscher bis Capanna Coaz, 7.5km, 3.5h

Mit Kutsche ganz entspannt ab Bahnhof Pontresina bis zum Hotel Roseg Gletscher. *Das spart Energie. Grad unterhalb des Hotels eben dem Wanderweg weiss-rot-weiss folgen bis zur Alp Ota Suot. Dort hat es einen Wegweiser. Man hält sich rechts und legt ab hier kompakt die Höhenmeter des Hüttenanstiegs zurück über Margun da l'Alp Ota und P.2362 bis P.2519. Hier treffen unser Aufstieg und der Wanderweg ab der Fuorcla Surlej zusammen. Ab hier geht man im wesentlichen eben die verbleibende Streck bis zur Hütte und hat dabei grandiose Ausblicke auf den im Tal gegenüberliegenden Piz Bernina und den Biancograt, aber leider auch auch auf die grausam geringen Überreste der einstmals stolzen Gletscher der Bernina.

2. Tag - 770 Hm Aufstieg zum Gipfel, diverse Auf und Ab-s bis Fuorcla Fex-Roseg, 150 Hm Gegenanstieg ab Lej Sgrischus, insgesamt 1220 Hm Abstieg, 10km, 8h ohne Pausen

Von der Hütte aus ca. 500m den gestrigen Weg zurück, zweigt unter einer Felswand eine Wegspur nach links oben ab. Dieser folgt man auf eine Gletschermoräne und dort hinauf, wo sich die Spur bei ca. P.2820 verliert. Die Moräne geht über in glatt geschliffenen, aperen Fels, über welchen man sich eher rechts als links haltend aufsteigt bis zum Gletscher Vadret dal Chapütschin. Rechts unterhalb des Gipfels ist klar ein Gendarm zu erkennen. Man visiert über den Gletscher hinweg den tiefsten Punkt an rechts vom Gendarmen und links vom ersten Gegenanstieg in Richtung Piz dal Lej Alv. Steigeisen sind angebracht. Sie helfen auch beim Ausstieg aus dem Gletscher über ca. 20Hm Fels bis auf den Grat. Diese Passage fanden wir etwas heikel, weil wir weder Haken noch Felsköpfe fanden, an welchen man eine Sicherung hätte anbringen können.

Bis hierher 2.5h

Einmal dort angekommen, präsentiert sich der Grat in Richtung Gipfel als Gehgelände. Den Gendarmen umgingen wir über den Vadrettin dal Chapütschin. Auch wenn der Vadrettin zunächst wie ein geschlossenes Schneefeld wirkt, empfehlen wir klar, weiter am Seil zu gehen. Wir waren nämlich ohne unterwegs und staunten nicht schlecht über die eine oder andere Spalte, die wir überquerten und bei welcher später im Abstieg der Schnee schon recht aufgeweicht wirkte. Das Seil also erst ablegen, wenn man nach der Umgehung des Gendarmen zurück im Fels ist. Von dort aus mit dem einen oder anderen Handeinsatz auf den Gipfel.

Bis zum Gipfel 3.5h

Gleicher Weg zurück bis zu dem Punkt, wo man vom Vadret dal Chapütschin zuvor den Grat erreichte. Ab diesem Punkt weiter den felsigen Grat entlang. Es geht mal hinauf, mal hinab, mal im Gehgelände, mal ausgesetzter, häufig unter Einsatz der Hände bis hinüber zum Piz dal Lej Alv und von dort hinab in die Fuorcla Fex Roseg.

Bis in die Fuorcla Fex-Roseg 6h

Der Abstieg bis zum Lej Nair ist im oberen Teil klar erkennbar. In der unteren Hälfte muss man immer wieder mal suchen, wo denn die Wegspur weiter gehen könnte. In der Tendenz hält man sich im unteren Teil eher rechts als links. Und visiert einen Weg an zwischen Lej Nair und Lej Alv. Man umgeht den Lej Nair südlich. Anschliessend sucht man sich Pfade durch die durchsetzte Landschaft bis zum Lej Sgrischus. Ab diesem findet man wieder ordentliche Spuren und Wege.

Ab Ley Sgrischus bis zur Furtschellas Mittelstation gibt es zwei Wege. Beide sind mit Gegenanstiegen verbunden. Wir empfehlen den oberen. Dann hat man den Gegenanstieg früher und mit weniger Höhenmetern (150 statt 200). Nach dem Scheitelpunkt erreicht man bei ca. 2620m einen Aussichtspunkt, zu welchem eine deutliche Wegspur hinführt. Wir wählten anschliessend einen nordwest-seitigen unmarkierten Abstieg durch Wissen, Geröll und Gestrüpp anstelle des markierten südwestseitigen Abstiegs, weil der SW-Abstieg mit weiterem Gegenanstieg verbunden gewesen wäre, nach mittlerweile 10h ein No-Go für meine Beine.

Der weitere Weg zur Furtschellas Mittelstation ist markiert und einfach zu finden.

Insgesamt waren wir 11h unterwegs ab der Hütte. Davon abgezogen 2h Pausen und 1h unnützer Ausflug in Richtung Furtschellas Bergstation ergeben die 8h Gehzeit wie oben angegeben.

Tourengänger: ralfzurich


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