Piz Umbrail Überschreitung


Publiziert von Erli , 27. Juli 2022 um 22:18.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Val Müstair
Tour Datum:11 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Münstertaler Berge   I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sta. Maria Val Mustair über die 13 km lange, schmale und kurvenreiche Bergstraße auf den Umbrailpass. Dort befinden sich einige Parkplätze kurz vor dem Zollhaus.

Im äußersten Südosten der Schweiz ragen die Berge bis kurz vor das Stilfserjoch; ein Dreitausender, der vom Umbrailpass in relativ kurzer Zeit erreicht werden kann, ist der Piz Umbrail. Mit einem Umweg auf den nördlich gelegenen Piz Chazforà und dem Höhenweg zur Punta di Rims ergibt sich eine lohnende Überschreitung mehrerer Gipfel im Dreitausenderbereich.

Von der Passhöhe unmittelbar vor der Grenze geht nördlich des Schweizer Zollhauses ein Steig in Richtung Piz Umbrail. Man quert beim Aufstieg zwei völlig unterschiedliche geologische Gesteinszonen: Vom Pass geht es zunächst über saftige, blumenreiche Matten, welche auf dem dunkelbraunen Gneis selbst in dieser Höhe gedeihen, der Bergstock des Piz Umbrail besteht hingegen aus hellgrauem Hauptdolomit, der graue Schutthalden ausbildet, die fast keine Vegetation mehr zulassen. Das Gelände wird mit Erreichen der östlichen Bergflanke deutlich alpiner: man quert zunächst über feinen Schutt die Ostflanke, bis man an den felsigen Ostsporn des Piz Umbrail erreicht; das Gelände wird nun steiler, einige Sicherungen helfen über felsiges Gelände hinweg (T 3). Der Steig führt nun über den Nordostgrat weiter zum Gipfel; bei einer Höhe von ca. 2.950m quert man weglos über Blöcke in den breiten Sattel (P. 2902), der nördlich des Piz Umbrail auf den Piz Chazforà zuführt.

Der Aufstieg zum Piz Chazforà erfolgt weglos immer nördlich in gerader Linie auf den Felsgrat zu, dessen höchster Punkt die Dreitausendermarke knapp überragt. Der Gipfel ist mit einem Steinmann markiert. Der untere Teil ist Gehgelände, am ersten Felsabsatz deponiert man am besten die Stöcke und erreicht über mehrere Felsen in leichter Kletterei am Grat entlang den Gipfel (I; T 4+). Vom Grat des Piz Chazforà genießt man einen sehr schönen Blick zurück auf den Aufstiegsweg zum Piz Umbrail, der nach dem Abstieg in den Sattel nun in Angriff genommen wird. 

Nach dem einsamen Piz Chazforà begegnen mir beim Aufstieg zum Piz Umbrail einige Wanderer; über den in Serpentinen angelegten Weg, auf dem sogar einige Mountainbiker abfahren (!), gelangt man rasch zum neuen Gipfelkreuz auf dem Piz Umbrail. Leider ist der Ortler in Wolken gehüllt, Rötlspitze / Piz Cotschen, der Umbrailpass tief unten sowie das Stilfserjoch mit dem Gletscherskigebiet darüber sind jedoch gut zu erkennen. Vom Hauptgipfel leitet ein Weg in südwestlicher Richtung über den Westgipfel und einige Zwischengipfel zur Punta di Rims. An exponierten Stellen sind gelegentlich Sicherungen angebracht, ab und zu geht es im feinen Geröll in die Nordflanke, aber insgesamt übersteigt die Schwierigkeit an keiner Stelle T 3, Trittsicherheit sollte man natürlich haben.

Kurz bevor man die Punta di Rims erreicht, passiert man eine Einsattelung, die als P. 2895 auf der Schweizer Landeskarte verzeichnet ist. Hier sieht man Überreste aus dem 1. Weltkrieg, und eine Pfadspur leitet auf einen Bergkamm, der zu einem südlich gelegenen, markanten Felskopf führt, der in der Landeskarte als P. 2880 eingetragen ist, und den ich der Einfachheit halber als Corn da Rims bezeichne. Über die Bergflanke führen Steigspuren steil hinab zu den Moränen am Fuß der Felsbastion. Mir scheint das eine machbare Variante zu sein, aber zuvor steige ich noch in wenigen Minuten auf die Punta di Rims, auf der ebenfalls Reste aus dem Weltkrieg zu sehen sind. Von höchsten Punkt, den ein kleines Gipfelkreuz ziert, nehme ich einen Blick auf den klassischen Abstieg in die Bocchetta di Forcola (2728m), von der ein markierter Wanderweg relativ eben zurück zum Umbrailpass führt und beschließe, die Variante auszuprobieren. Der Weg über das Corn da Rims ist deutlich kürzer und ohne größere Probleme (T 3-) erreiche ich über den steilen Hang das flache Gelände unterhalb der Felsabbrüche, die vom Piz Umbrail zur Punta die Rims reichen. Gelegentlich sind Steigspuren erkennbar, der Wanderweg ist ohnehin schon von weitem sichtbar, und so treffe ich unschwer etwa 6 Std. nach Aufbruch wieder am Umbrailpass ein.

Das Wetter war durchwachsen, die Ortlergruppe leider die ganze Zeit in den Wolken, aber gleichwohl bleibt die Erinnerung an eine schöne Bergtour mit mehreren Gipfel im Gebiet des Stiflser Jochs. Die Rötlspitze hätte mich bei besserer Sicht noch gereizt, vielleicht beim nächsten Mal! Nach der Rückfahrt vom Umbrailpass über die schmale Straße lohnt noch ein Zwischenstopp in Mustair mit seinem berühmten Kloster. 

Schwierigkeiten und Zeiten:
Umbrailpass - Sattel P. 2902: 1 Std. 45 min. (T 3)
Aufstieg Piz Chazforà und zurück: 30 min. (T 4+; I)
Piz Umbrail - Punta di Rims: 1 Std. 30 min. (T 3)
Abstieg über das Corn da Rims: 45 min. (T 3-)
Rückweg zum Umbrailpass: 1 Std. (T 2)

Tourengänger: Erli


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