Piz Popèna 3152m - Das volle Programm?


Publiziert von georgb , 18. Juli 2022 um 11:49.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:17 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m

Laut Führer braucht es für den Piz Popèna das volle Programm mit Seil, Pickel und Steigeisen. Das heißt, es braucht auch die steigeisenfesten Bergschuhe, die bequemen Trailrunner bleiben heute zuhause. Mit schwer bepackten Rucksäcken und den klobigen Tretern trotten wir dem Popenasattel entgegen und der Blick öffnet sich auf die beeindruckende Ostwand, stark!
Der Popena ist offensichtlich ins allgemeine Interesse gerückt, es finden sich deutliche Begehungsspuren und viele neue Steinmänner, die Ideallinie ist kaum noch zu verfehlen, die Zeiten haben sich geändert seit Bergteufels Besteigung ecco.
Nach zweieinhalb Stunden stehen wir am unteren Band und queren der legendären Schneerinne entgegen, für die wir das schwere Equipment mitgeschleppt haben. Doch als wir vor ihr stehen, verspüren wir irgendwie keine Lust auf Steigeisen und Pickel, sondern folgen den Steinmännern links davon. Im 2er Gelände gewinnen wir parallel zur Schneerinne Höhe und tragen unsere Eisausrüstung im und am Rucksack mit.
Die Schneerinne wäre eigentlich noch mit Steigeisen begehbar gewesen, aber früher oder später wird sie sowieso nicht mehr machbar sein und die Felsrippe links davon wird Normalweg werden. Einen letzten Schneekontakt gibt es trotzdem noch, wir queren über den obersten Teil der Rinne und ich deponiere den Pickel und die Steigeisen. Unter den heutigen Bedingungen war beides unnötig und die Leichtbergschuhe hätten locker gereicht. Manuel hat seinen Stolz und trägt das volle Programm weiter bis zum Gipfel!?
Es folgt das obere Band, aufsteigend und etwas schottrig, es lohnt sich, statt des Pickels die Stöcke hierher mitzunehmen! Am Ende des Bandes soll es früher eine zweite Schneerinne gegeben haben, heute ist von Schnee keine Spur mehr. Stattdessen beginnt hier eine knackige Kletterstrecke, anhaltend im 2. Grad bis zum Gipfel. Im Zickzack gewinnen wir Höhe, man hat die Ideallinie inzwischen mit Steinmännern gut markiert, das hilft uns enorm!
Irgendwann treffen wir auf einen ausgewaschenen Kamin und folgen ihm ein Stück. Hier ist die einzige IIIer Stelle der Tour, der Rest übersteigt unseres Erachtens nie den oberen 2. Grat. Wir queren mit Blick auf einen Abseilstand aus dem Kamin nach links und die nächste 2er Wand wartet. Langsam schwinden meine Kräfte, gut, dass jetzt der finale Südgrat auftaucht, das Ende ist in Sicht. Eine letzte ausgesetzte Rippe und das Gipfelkreuz erscheint.
Was für ein herrlicher Berg, wir sind begeistert. Manuel spendiert eine Honigmelone und meine Kräfte kehren langsam wieder zurück. Die braucht es auch für den langen Abstieg, die Tritte müssen gut gesetzt werden und es zieht sich enorm. Die eingerichteten Abseilstellen nutzen wir nicht und klettern alles ab, mit Hilfe der vielen Steinmänner finden wir leicht die beste Linie. Nur am IIIer Kamin denken wir kurz über das Seil nach, aber für langes Umrüsten haben wir keinen Geist und wursteln uns mit Hand und Fuß durch die Engstelle.
Die Schwierigkeiten lassen kaum nach, immer wieder sind 2er Rippen abzuklettern und ein wenig Schotter liegt herum, es ist ein langer Weg bis auf das obere Band. Zwei Vorgänger sind mit Steigeisen in der Schneerinne abgestiegen, wir nehmen unseren Aufstiegsweg daneben und klettern nocheinmal im 2er Gelände ab. Erst jetzt setzt Entspannung ein, das untere Band ist im Vergleich ein Spaziergang und der Schotter ins Popenatal lässt sich fast mit Genuss abfahren.
Ein grandioses Ambiente, die ersten Gämsen pfeifen nebenan, wir fühlen uns wie im Paradies. Da tun selbst die gut 50 Höhenmeter Gegenanstieg zum Popenasattel nicht mehr weh. Ausgelaugt, aber zufrieden, wackeln wir hinunter zur Malga Misurina und lassen uns auf der Terrasse nieder. Das Bier zischt, ein starker Bergtag geht zu Ende, der Piz Popèna hat uns sein volles Programm geboten.

Tourengänger: Manuel, georgb


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Kommentare (2)


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Stefan_F hat gesagt:
Gesendet am 19. Juli 2022 um 09:31
Ich grautilere euch Beiden! Eine tolle Tour, die uch auch irgendwann nochmal machen werde. Der Bericht macht jetzt schon große Lust auf meinen Dolomitenbesuch im September. Hoffentlich sieht man sich!

beste Grüße

georgb hat gesagt:
Gesendet am 19. Juli 2022 um 18:51
Da steht ja noch was aus :-)


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