Lobhörner Überschreitung


Publiziert von ᴅinu , 7. Juli 2022 um 21:09.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 3 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:10 km

Seit der Skitour auf das Klein Lobhorn fasziniert mich das Lobhorn. Nach der Skitour recherchierte ich nach möglichen Kletterrouten am Gross Lobhorn und wurde sofort fündig.
 
An diesem warmen und sonnigen Wochenende sollte es soweit sein - wir machten uns an die Überschreitung der Lobhörner - für mich zum ersten mal in einer Dreierseilschaft. Da ich mich bestens auf die Route vorbereitet hatte (Topo & Training) kletterte ich auch alle Seillängen vor. Wir haben aufgrund vom Schwierigkeitsgrad (max. 4c) die gesamte Überschreitung mit Tourenschuhen geklettert, was uns jeweils einen guten Vorsprung auf die nachfolgende Seilschaft mit Kletterfinken bescherte. Um nicht die nachfolgenden Seilschaften zu blockieren, fragten wir bereits am Einstieg, ob eine der beiden Zweierseilschaften vorsteigen möchte, was beide auf der Route mehrmals verneinten. Da wir immer dieselbe Vorwärtsstrategie hatten (Selbe Reihenfolge der Personen) und eindeutige Rufzeichen mit zwei verschieden farbigen 50m Seilen (Rot & Blau), gab es keine Verständigungsprobleme auf der Überschreitung und wir kamen gleich effizient vorwärts wie die nachfolgenden zweier Seilschaften (Da sich in der hinteren Seilschaft in der dritten Seillänge gar das Seil einklemmte bekamen wir einen grossen Vorsprung).

Der Aufstieg bis zum Einstieg der Kletterroute entsprach dem Aufstieg welchen wir auch in etwa bei der Skitour gewählt hatten. Entlang vom Wanderweg erreichten wir motiviert den Einstieg von der Lobhorn Überschreitung, welche in einem knackigen 3c startet. Man läuft auf dem Wanderweg beim Erstkontakt mit dem Gross Lobhorn direkt an den Einstieg, die Bohrhacken lachen einem direkt zu. Die Stände bieten jeweils bis zur Zipfelmütze grossräumige Plätze für mehr als eine Seilschaft. Bei der Recherche habe ich viel von Steinschlag gelesen; ja, es hat lose Steine, jedoch nicht mehr als in anderen Mehrseillängen-Routen die ich geklettert bin. Einen Helm zu tragen und beim Vorwärtsgehen vorsichtig zu sein sollte bei jedem Outdoor-Kletterausflug selbstverständlich sein. Die verschiedenen Seillängen sind bis nach der Schlüsselstelle vorbildlich mit Bohrhacken ausgerüstet. Danach wird es magerer.

Nach den Orgelpfeifen hat man den ersten Turm geschafft. Entlang von Pfadspuren kann man zu einer Felszone absteigen, über welche man am kurzen Seil absteigen kann. An der Schlüsselstelle sucht man vergebens einen Stand. Senkrecht klettert man in einem 4c auf einer flachen Felswand mit genügend guten Griffen rund 6 Meter empor. Diese Länge ist extrem gut mit Bohrhacken ausgestattet, danach flacht es zum nahen Stand hinauf ab. Über ein Kamin auf der rechten (nordwestlichen) Seite stiegen wir hinauf - hier sucht man vergebens Bohrhacken. Ich setzte zu Oberst am Felszacken eine Bandschlinge (Siehe Foto). Über Gehgelände folgt man dem Grat, bis ein steiler Pfad kaminähnlich hinunter führt. In der Hälfte von dieser Rinne steigt man entlang guter Griffe zurück auf den Grat wo man im Felsgürtel am Fusse der Zipfelmütze wieder einen Stand findet. Über diesen sanft Überhängenden Felsgürtel erreicht man gut gestuftes Steilgras, über welches man bis zum Fels hinauf steigt. Entlang vom Grat steigt man weiter hinauf, bis man zuletzt auf dem wunderbaren Plateau der Zipfelmütze steht, wo wir dann auch unsere Mittagspause genossen – unglaublich! 

Während der Mittagspause überholte uns eine der Zweierseilschaften, welcher wir dann auch gleich folgten. Von der Zipfelmütze konnten wir dank unseren zwei Seilen in einem Rutsch abseilen. Im gut gestuften Steilgras folgten wir den Pfadspuren um das Eck vom kleinen Lobhorn (Man muss beim kleinen Lobhorn auf dem breiten Grasstreifen um das Eck in die Westwand kraxeln, so wie auf den Topo’s ersichtlich). Eine Möglichkeit zum sichern der Seilschaft fanden wir dort erst am Eck bei einem kleinen Felszacken. An diesem Felszacken sicherte ich dann auch meine Seilschaft im Abstieg zur Eisenkette, welche rund 10-20 Meter weiter unten zu finden ist. Bei der Eisenkette kann man dann auch wieder einen Stand errichten.

Von der Eisenkette führen zwei Routen weiter, wobei der direkte Abstieg zum Gross Lobhorn hinüber eher der mühsamere ist. Am Kleinen Lobhorn (Hat anscheinend denselben Namen wie der Wintergipfel), hat es zwei gute Abseilstellen welche mehr Spass versprechen. Unten angekommen errichteten wir den Stand an einem riesigen Felszacken in der Rinne zwischen Kleinem Lobhorn und Grossen Lobhorn. Anschliessend kletterten wir dem leicht ansteigenden Grat entlang bis wir Kontakt mit dem Grasband hatten, welches einen gut sichtbaren Pfad aufweist. Über das Grasband erreichten wir einen Kamin in einem Fels im Steilgras, über welchen wir kurz darauf einen offiziellen Stand erreicht haben. Von diesem ging es mit angenehm vielen Bohrhacken und einem 4b senkrecht hinauf zum Grat, welcher uns zum Gipfel führte. Am Grat legten wir einzelne Bandschlingen.

Nachdem wir die wunderschöne Aussicht auf dem Gipfel verinnerlicht hatten, machten wir uns auf zur Abseilpiste. Diese besteht aus einzelnen Eisenringen. Wir verwendeten in der Abseilpiste nur noch ein 50m Seil. In der Mitte steigt man über eine gut gestufte Felsformationen zum nächsten Abseilstand hinunter. Wenn man die Topo's welche im Internet verfügbar sind studiert und im Alpinen Gelände gut zurecht kommt, so kommt man in der Überschreitung fliessend vorwärts, wir haben uns kein einziges Mal verstiegen und erreichten die Bergstation wieder frühzeitig. Der Abstieg entsprach bei uns dem Aufstieg, als Alternative lohnt sich sicher der Umweg via Lobhornhütte. Die Tour bietet wunderbare Einblicke in die verschiedenen Türme vom Lobhorn sowie eine super tolle Aussicht auf die Allgegenwärtigen Eiger, Mönch und Jungfrau. Die Überschreitung ist mit Tourenschuhen gut machbar, wenn man der Regel folgt: "Sei mit dem Berg nicht auf Augenhöhe wenn du dir eine Tour auswählst, sei ihm überlegen!"…dazugehörtmindestens eine gute Portion Kletterausbildung und Erfahrung.

Tourengänger: ᴅinu


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Kommentare (2)


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3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2022 um 12:47
Gratulation! Sieht nach einer zu lobenden Tour aus!

Gruss
Adrian

ᴅinu hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2022 um 19:57
Danke Adrian, ja, ich denke das war nicht das letzte Mal wo ich das Lobhorn besuchte ;-)
Grüessli Dinu


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