Wissberg (2627) & Gross Spannort (3198)


Publiziert von cardamine , 27. Juni 2022 um 23:11.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:17 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-OW 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 3200 m
Strecke:25 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Engelberg Bahnhof - Bus zur Talstation Fürenalpbahn (Parken max. 24 h)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Parkplatz Bründler, nur mit PKW erreichbar (Mautstelle an der Talstation der Fürenalpbahn, 5 CHF)
Unterkunftmöglichkeiten:Spannorthütte SAC (1956 m)

Der Gross Spannort ist eine dieser ausfälligen Gestalten, die ich auch ohne peakfinder immer wieder am Horizont entdecke. Von der Spannorthütte aus betrachtet wirkt diese Felskathedrale noch beeindruckender und vollkommen unnahbar. Umso mehr war ich überrascht, dass der Normalweg viel weniger schwierig war als erwartet. Die Kletterei ist überwiegend II und man kann alle Kletterstufen an eingerichteten Ständen abseilen. Luftig ist die Kletterei auch nicht, da es zwischen den Klettereien immer wieder Geröllfelder gibt. Lediglich die Felsqualität ist nicht so berauschend, wenn mehrere Seilschaften unterwegs sind, besteht erhebliche Steinschlaggefahr. Wir hatten Glück, dass ausser einer Bergführer 3-er Gruppe und zwei Frühstartern an diesem Hitzetag keiner zum Gross Spannort wollte.
Wer am Zustiegstag gerne noch einen Gipfel besteigen möchte, dem empfehle ich den Wissberg.
 
Tag 1: Wissberg (T4-) und Zustieg Spannorthütte via Alpinweg (T4)

Mit der Fürenalpbahn gondelte ich schweissfrei die Steilstufe hinauf zur Fürenalp. Dort deponierte ich die Hochtourenausrüstung im Restaurant und machte mich mit leichtem Gepäck auf den Weg zum Wissberg. Die ersten 400 Höhenmeter geht es recht monoton die steile Kuhweide hoch. Ab 2300 m Höhe beginnt die Geröllzone. Steinmänner leiten gut durch Geröllrinnen und Platten hinauf zum Gipfel. Viel Kraxeln muss man nicht, die einzige Schwierigkeit ist der lebhafte Schotter. Vom Gipfel hat man einen tollen Ausblick, der die Mühe definitiv wert ist!

Nach dem Abstieg zur Fürenalp wandere ich auf dem leicht abfallenden Höhenweg weiter nach Äbnet. Nach Überquerung des Wasserfalls Stäuber verliert man beim Abstieg in die Talsohle leider 130 Meter Höhe. Den in der LK eingezeichnete Alpinsteig habe ich nicht gefunden und bin stattdessen über den Fahrweg abgestiegen. Bei P.1508 finde ich nach etwas Suchen schliesslich blaue Markierungen in der Kuhweide und an der Felswand ein gross angeschriebenes "Spannorthütte T4". Der Weg hat keine Kletterstellen, ist aber sehr steil und die Wegspur ist nicht sehr deutlich. Ich hatte das Gefühl, dass dort mehr Schafe als Menschen unterwegs sind... Mit schwerem Rucksack war dieser 500 Hm Aufstieg eine ziemliche Tortur. Der Weg führt meist ziemlich direkt an der Felswand entlang. Auf ca. 1900 m quert man weg von der Wand und steigt über einen Schotterhang hinunter zur Spannorthütte.
 
Tag 2: Gross Spannort (WS III/WS+ mit Eisklotz)

Die Hälfte der Höhenmeter werden auf dem Alpinweg zur Schlossberghütte vernichtet. Zum Glück ist der Schutthang gefestigter, als er aussieht. Auf der Flachpassage unter dem letzten Steilstück waren noch grosse Altschneefelder, für die es aber keine Steigeisen brauchte. Der letzte Steilaufschwung ist wieder ein rechter Kampf gegen flüchtigen Schutt.

Der Abstieg von der Schlossberglücke auf den Gletscher ist kurz, aber steil. Zum Glück war die Randspalte noch geschlossen, der Übergang könnte hier sonst echt tricky sein. Mit wenig Anstieg wandern wir nun um die Ostflanke des Spannorts herum zum Spannortjoch, wo sich ein kleiner Gletschersee befindet. Zum Einstieg in die Wand muss man einen kurzen Steilhang hoch. Viel Platz hat es am Gletscherrand nicht, mit 7 Leuten war es auf der Kante etwas eng. In der Rinne mit Fixseil steckte leider immer noch ein Eisklotz, weshalb wir das Fixseil nicht nutzten konnten. Die Gruppe mit Bergführer vor uns entschied sich, sich links am Eisblock vorbeizuquetschen und dann über den Block zum Fixseil zu steigen, weshalb wir es ihnen gleichtaten (rechts schien mir mit Bergschuhen ohnehin unmöglich). Es gibt in der linken Wand kleine Tritte, die leider nass waren. Im Vorstieg hätte ich mich das nicht getraut.

Weg zum Gipfel in Kurzform:
- 1. SL (3b ohne Eisklotz): Rinne mit Fixseil und Querung am Fixseil zum 1. Stand
- kurzes steiles Schotter-/Schneefeld bis zur nächsten Wand (2. Stand rechts in der Wand)
- 2. SL (3a): Kamin bis zum 3. Stand
- Ier Stufen Kraxelei
- Mittleres Schuttfeld (oben Bandschlingenstand an Felsblock)
- 3. SL (3b): Rippe und Rissverschneidung bis zum 4. Stand
- Brüchiges Gehgelände/oberes Schuttfeld (T5)
- 4. SL kurze Felswand (3b) vor dem Firnfeld bis zum 5. Stand
- Gipfelfirnfeld

Das Gipfelkreuz steht auf einem Felsblock direkt an der Abbruchkante. Würde mich nicht wundern, wen das irgendwann abstürzt, man kann im Geröllfeld davor schon eine Bruchlinie erkennen. Besser Abstand halten!

Die Rückkehr erledigen wir mit 4-mal abseilen an den bestens eingerichteten Ständen. Lediglich den Bandschlingenstand über dem Schuttfeld lassen wir aus. Den braucht es wohl nur, wenn es eisig ist. Vom Stand mit dem Fixseil seilen wir direkt auf den Gletscher ab (den Stand bei dem grossen Steinmann weiter östlich haben wir nicht gefunden). Das 50 m Seil hat sogar gereicht, um das erste Steilstück auf dem Gletscher noch gesichert abzusteigen. Zurück ging es mit grösserem Abstand zur vergletscherten Ostflanke, dort poltern fröhlich die Steine (auch grosse).

Nach einer erfrischenden Pause im "Spa" der Spannorthütte steigen wir über den Normalweg ab zum Stäfeli, wo es das wohlverdiente Glacé gibt, bevor wir mit Kuhglockengeläut und dem Rauschen der Engelberger Aa zurück zum Parkplatz Bründler wandern. Dort gibt es übrigens einen tollen Kletterfelsen inkl. Tafel mit Topo – vorbildlich ;)

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4 I
19 Jun 22
Nüenchamm Überschreitung · cardamine

Kommentar hinzufügen»