Rund um den Seebergsee


Publiziert von Bergamotte , 11. Juni 2022 um 17:14.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 8 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:12.6km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Parkplatz Seeberg (Fahrbewilligung in Zwischenflüh lösen, 10.-)
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthaus Stierenberg / Bergrestaurant Seeberg
Kartennummer:1226 / 1246

Viel zu selten kam ich heuer zum Bergsteigen. Und angesichts des bevorstehenden Niesentreppenlaufs wäre auch diese Woche Zurückhaltung angesagt. Aber ich bin kein Spitzensportler und darf deshalb getrost dem Lustprinzip folgen. Dafür halte ich mich bei den Höhenmetern im Zaum. Hierfür eignet sich diese Grattour über allerhand Gipfel rund um den Seebergsee bestens, denn bei Bedarf kann mit dem Auto hoch ins Zielgebiet gefahren werden.

Wegen dem üblichen Hütedienst starte ich erst um zehn Uhr vom hochgelegenen Parkplatz Seeberg. Das Zeitfenster sollte gerade noch reichen, um der aufziehenden Regenfront zu entgehen. So hat sich die Fahrbewilligung gelohnt, aber jede Woche bräuchte ich dafür nicht eine Zehnernote hinlegen. Das Tagesmotto nehme ich etwas zu wörtlich und marschiere gedankenverloren zum Seebergsee hoch. Dieser Schlenker mit anschliessendem Querfeld-Gegenabstieg wäre selbstredend nicht nötig gewesen. Anschliessend folge ich nur allzu gerne dem inoffiziellen (teils orange markierten) Wanderweg, denn das Gelände nordwestlich vom Girehore ist rauh und am Verganden. Den Abstecher zum Girehore (1987m) selbst kann man machen, muss man aber nicht. Man verlässt hierfür - an ziemlich offensichtlicher Stelle - den Hauptpfad und folgt einer schwachen Spur über den verwachsenen Südgrat. Zurück auf dem Seehore-Weg geht der Untergrund in Karst und Geröll über. Es liegen noch einige (harmlose) Schneefelder, fast schon etwas überraschend in diesem Jahr. Ohne jegliche Schwierigkeiten erreiche ich das Seehore (2281m) mit seinem schönen Blick das Diemtigtal abwärts. Zeit für eine kurze Pause.

Nun folgt der unbestrittene Höhepunkt der Tour, der Übergang zum Fromattgrat. Nach wenigen Metern beginnt die Kraxelei. Trotz Trittspuren und orangen Markierungen ist die Sache durchaus im T5-Bereich anzusiedeln, denn stellenweise ist das Bändchen gar schmal und rechterhand fällt das Gelände senkrecht ab. Bald steht man in einer Scharte, der direkte Weiterweg würde IIIer Kletterei erfordern. Umgekehrt wird hier meist abgeseilt. Alte Fixseile führen ausgesetzt in die SE-Flanke bis zur Stelle, wo die Abseilerei endet. Falls sich jemand angesprochen fühlt: die Fixseile sollten dringend ersetzt werden. Von dort, wo die Seile enden, steigt man noch nicht zurück zum Grat hoch; eine steile Grasrinne ignoriert man also. Stattdessen quert man, nun unversichert, in die nächste Grasrinne. Das ist wenige Meter reichlich ausgesetzt (T6-). Anschliessend die sehr steile Rinne hoch (Trittspuren) zurück zum Grat. Der Grat verliert nun bald sein felsiges Antlitz und geht in harmloses Grasgelände über. Nach einigem Auf und Ab stehe ich schliesslich auf dem Fromattgrat (2171m). Ich denke zurück an März 2021, wo ich hier - auf verletzungsbedingtem Bergentzug - trotz Gipsarm mit Ski zugange war... (*klick).

Der Weiterweg ist gegeben, wie ohnehin der gesamte Routenverlauf auf dieser Rundtour. Über den Graskamm runter zur Alphütte (P. 2057), wo man auf den Bergwanderweg trifft. Im Gubi (1987m) verlässt man ihn bereits wieder, um über den SE-Grat den Chumigalm (2125m) zu gewinnen. Das ist überraschend lohnend. Ich erkenne eine alte Markierung und schwache Wegspuren. Oder sind es Wildwechsel? Es darf auch geklettert werden falls gewünscht (II). Die steilen Felspassagen sind jedoch durch die Grasflanken umgehbar, dann T4. Oben öffnet sich erstmals der Blick ins Simmental, Zeit für ein zweites Päuschen. Gemäss Regenradar ist die Front bloss noch eine Stunde entfernt, der Blick nach Westen scheint mir etwas mehr Zeit zu geben.

Also fertig getrödelt und ran an den Nordkamm, welcher sich alsbald in einen NW- und einen NE-Arm verzweigt. Es gibt hier allerhand Varianten. Am einfachsten die Augstchumi runter, um dann bei passender Gelegenheit via Ostflanke in den Muntiggrabe abzusteigen. Kurze Zeit folge ich nun dem Wanderweg nach Norden, um bald wieder weglos die Westflanke zum Muntiggalm (2077m) hochzusteigen. Im steilen Hang mit seinem Gras bin ich um die Stöcke froh. Der Himmel hat sich mittlerweile verdunkelt. 

Das Geisshöri (2044m) befindet sich bereits in Griffweite und der Übergang entpuppt sich als anregender Gratspass (T4). Dank einer Wegspur (Wildwechsel?) stört der Bewuchs kaum. Auf der Nordseite dann die recht steile Grasflanke runter ins Pässchen, wo man auf den Wanderweg trifft. In wenigen Minuten ist der Seebergsee (1831m) erreicht, wo ich mir trotz der unauffälligen Aussentemperatur ein Bad nicht nehmen lasse. Eine tolle Regenerationsmassnahme für Geist und Körper! Wer mag, schaut im Anschluss im Bergrestaurant Seebergsee vorbei, ich kehre direkt zum Ausgangspunkt zurück.


Zeiten (kum)
0:40  Girehore
1:15  Seehore
1:55  Fromattgrat
2:20  Chumigalm
3:00  Muntiggalm
3:15  Geisshöri
3:30  Parkplatz

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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