Murgleiter: Obertsrot-Forbach mit Kraxeleinlagen


Publiziert von quacamozza , 4. Juni 2022 um 20:27.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 2 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 1080 m
Abstieg: 960 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S-Bahn von Karlsruhe oder Freudenstadt
Kartennummer:LGL Nr. 225 "Baden-Baden" 1:25 000

Die Murgleiter ist ein zertifizierter Weitwanderweg im Nordschwarzwald. Die 110 km lange Route führt vom Unimog-Museum Bad Rotenfels in fünf Etappen (bis 2011 waren es von Gernsbach bis Baiersbronn drei Etappen und 68 km) in verschiedenen Höhenlagen entlang der Murg bis auf den Schliffkopf an der Schwarzwaldhochstraße. Aufgrund des Status "Premiumwanderweg" und der Umfragen bei Wanderern, die den Weg regelmäßig als einen der schönsten Wanderwege in Deutschland bewerten, erfreut sich die Tour weiterhin großer Beliebtheit.


Im Gegensatz zu den klassischen Weitwanderwegen des Schwarzwalds Westweg, Mittelweg und Ostweg ist die Murgleiter wesentlich stärker profiliert, das heißt: Es fallen auf jeder der 18-25 km langen Etappen für Nordschwarzwaldverhältnisse erhebliche Höhenunterschiede an, in der Regel um die 1000 Aufwärtshöhenmeter. Dafür ist die Murgleiter ausgesprochen öV-freundlich, da die Etappenziele in Orten mit S-Bahn-Anschluss liegen und diese S-Bahn alle Bahnhöfe entlang des Weges auf einer Linie miteinander verbindet. Eine Ausnahme bildet der Schliffkopf am Ende der Gesamttour. Seit Bestehen der Nationalparklinie Ruhestein-Freudenstadt ist allerdings auch von dort aus eine schnelle Rückkehr ins Murgtal gewährleistet.

Die Zugangswege von den S-Bahn-Stationen bilden die Sprossen, der Fluss und der Weg die Holme - daher der Name Murgleiter.

Eine detaillierte Beschreibung findet man in der kleinen Broschüre "Die Murgleiter - Etappen & Unterkünfte" von der Schwarzwald Tourismus GmbH. Das Heftchen führen tatsächlich viele Wanderer während der Tour mit sich.

Ich verlasse die Murgleiter heute nur an wenigen Stellen:
Der Jägerpfad ist eine interessantere Alternative als der Hauptweg, erfordert aber ab dem Dachsstein ca. 1,5 km zusätzliche Strecke.

Die Hohe Schaar ist zwar wegen fehlender Schartenhöhe nach Südost kein ausgeprägter Gipfel, aber als vorgeschobener Aussichtspunkt über dem Murgtal mit Pavillon ein lohnender Abstecher. Dafür sind 1,7 km mehr zu wandern.

Auf den Wegweisern vor Ort, auf Hinweistafeln und im Netz hat sich vorwiegend die Schreibweise mit doppeltem a durchgesetzt (anders als in der LGL-Karte), so dass ich diese auch hier einführe und als die priorisierte der beiden Versionen vorschlage.

Bemerkenswert sind vor allem die sich um den Pavillon befindlichen Granitfelsen, insbesondere eine scharfe Gratschneide, die sofort ins Auge fällt. Auch wenn mich bei weitem nicht jeder Felsen im Schwarzwald interessiert: In diesem Fall kann ich nicht widerstehen. Es gibt kein Moos, keine feuchte Erde und keine Zeckengefahr, anders als beispielsweise am anspruchsvolleren Rappensteinfelsen. Und im Gegensatz zu entlegenen Waldgebieten oder gar zum Nationalparkbereich ist das Kraxeln hier noch ökologisch vertretbar.

Dieser Hauptfelsen wurde in Vorberichten schon als "Nordrippe" bezeichnet, die "nur etwas für Könner" sei. Letzteres gilt wohl für den teils überhängend vom höchsten Punkt nach Norden abfallenden Abschnitt des Grates. 
Die direkte Route vom Pavillon zum höchsten Punkt ist dagegen erheblich einfacher: Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Beweglichkeit sind natürlich Grundvoraussetzungen, aber nach zwei Zügen im III. Grad (deren Bewältigung im Abstieg freilich noch einen Tick anspruchsvoller ist) kommt nur noch eine kurze II Stelle, dann ist bereits das Ende dieses wunderschönen "Laufsteges" erreicht, und man hat sich den eindrucksvollen Tiefblick ins Murgtal redlich verdient. Am höchsten Punkt dieses Hauptfelsens kommt auch definitiv Gipfelfeeling auf. 


Weitere kleine Kraxelgrate in Wegnähe sind unterhalb der Elsbethhütte, an den Rockertfelsen und am Dachsstein zu finden.

Interessant sind auch die idyllisch gelegenen Heuhüttenwiesen und -tälchen. An der Hohmisswiese und im weiteren Wegverlauf kommt man an einigen dieser für die Murgtalseitentäler typischen Hüttenformationen vorbei.

Nach unzähligen Wanderkilometern in diesem Frühjahr nehme ich heute ein bisschen Tempo raus. Auf dieser zweiten Etappe ist wirklich einiges geboten, so dass sich das Genießen, Schauen, Staunen und Verweilen lohnt. 
Anders noch der Auftakt der Murgleiter, der eher enttäuschend verlief: übermäßig viele Forstwege, selten mal Aussicht, dafür eine große Schleife ums Freibad, eine ungepflegte und immer noch geschlossene Ruine inklusive Gastronomie Alt-Eberstein (haha, Part of the LÄND, das passt), eine gefährliche Straßenüberquerung, der Touri-Hotspot Merkur, ein baufälliges Naturfreundehaus...positiv: der Eberpfad zum Schluss ist ein für Premiumwege standesgemäßer Abschnitt. 

Zum Abschluss des heutigen Tages gönne ich mir die schon mehrere Male verschobene Einkehr ins traditionelle Eiscafé Rizzardini in Gernsbach.
  



Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (2)


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frmat hat gesagt: Da wären...
Gesendet am 4. Juni 2022 um 22:53
...aber noch 19:45 Std. für die übrige der Murgleiter gewesen... Was hast du denn den ganzen restlichen Tag gemacht?

quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 5. Juni 2022 um 15:25
Oh je, ich seh' mich schon dauerwandern...;-)


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