Heuhütten-Granit continued: Erkundungen rund um die Hohe Schar


Publiziert von Schubi , 2. Juni 2021 um 15:15.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:28 Mai 2021
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 602 m
Abstieg: 602 m
Strecke:9,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hinter der Festhalle Forbach-Langenbrand
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Die Erkundungen kürzlich und *mehrere *Male im Sasbachtal bei Forbach haben mich neugierig gemacht auf die weiteren Hehüttentäler in dieser Ecke. Denn neben der Hütten-Lieblichkeit gibt es dort auch oft im Wald versteckte Granitgruppen zu entdecken, so jedenfalls sagt es mir die Topo-Karte. Nahe beim zu Forbach eingemeindeten Dorf Langenbrand z.B. rauscht der Alte Mühlbach zwischen netten Heuhütten herunter. Direkt oberhalb, am Hang der Hohen Schar (710 m), liegt dann benanntes und namenloses Gestein herum. Also bastele ich mir eine kleine Runde mit Sackgassen-Abstechern zusammen und schau mich mal im Sinne einer Vor-Erkundung um.

Und welche Musik empfehle ich dazu? Nun: für das Ambiente von nicht mehr existierenden Wegen, die in felsigem Gelände enden, hat der famose Bert Kaempfert extra das Stück Stoney End arrangiert.

Ich starte an einem späten Nachmittag vom Parkplatz an der Langenbrander Festhalle und gehe auf dem nordwestlichen Sträßchen um die Kurve in die Höhe. Oben wird's dann zum Wirtschaftsweg und die ersten Heuhütten rücken ins Bild. Ein wirklich beschaulicher Anblick. Es geht den unteren Talgrund des Alten Mühlbachs recht steil bergan und hinten oberhalb sehe ich schon (vermutlich) eines meiner Etappenziele: namenlose Granitfelsen im Hang der Hohen Schar. Nun in den Wald hinein und im Forstweg-Zickzack zum erwähnten ersten Etappenziel. Das letzte Stück geht über einen am Ende fast nimmer sichtbaren aufgelassenen Forstweg, links und rechts tauchen im Wald die ersten Felsen auf. Die Spannung steigt zusammen mit der Höhe der allgegenwärtigen Bromberranken-Stolperfallen und ... jawoll, da eröffnet sich rechterhand im Hang ein lichtes Areal voll mit Granit in jeder Größe und reichlich Totholz dazwischen. Mit so viel hätt ich gar nicht gerechnet. Namen gibt es für diese Felsen keine, aber ist ja auch wurscht. Rechts, links wollsack-verwitterte Türmle, weiter oben auch. Ich steige bissel herum und kraxel hier und da herein ... es ist ein uriges Ambiente, und das Schwierigste ist nicht die Kraxelei, sondern sind die Vegetations-Hindernisse dazwischen ;-) Einiges Reizvolles lasse ich deswegen und aus Zeitgründen erstmal aus.

Jetzt aus dieser Stoney-End-Sackgasse südlich zurück und auf den Forstweg eine Etage tiefer nördlich zum oberen Rippen-Ende des kartenverzeichneten, aber nur weglos erreichbaren Katzenfelsens. Dies Ende ist aber arg zugewuchert und nicht sehr einladend, deswegen direkt zurück und dann steil hoch über einen sehr schönen Pfad auf die Hohe Schar (710 m). Dort oben wurde eine umfangreiche und ansehnliche Grantiformation nahe des höchsten Punkt des Bergs mit Pfädle und Pavillon zugänglich gemacht. Beeindruckende Fern- und Tiefblicke hat man hier, runter ins eben begangene Tal sowie das Murgtal und rüber in die Rheinebene und zu den Vogesen. Wirklich schön ist's hier, deswegen: Zeit für ein Veschper! Ich kraxle noch ein bissle in einfachen Felsen neben dem Pavillon herum, der eindrückliche Rippen-Grat nördlich ist nur was für Könner.

Nun wieder auf besagtem Pfad herab und nördlich in einer Schleife diverse Etagen tiefer, um zum schon erwähnten Katzenfelsen zu kommen. Genauer gesagt an die Stelle, wo er auf der Topo-Karte verzeichnet und damit wohl am prägnantesten geformt ist. GPS hilft dabei und ich entdecke undeutlichen Trittspuren, die vom Forstweg links hoch ins Gehülz gehen. Die Spuren führen aber zu einem Jägerstand. Den lasse ich links liegen und gehe rechts noch ein Stück weiter durchs Unterholz, bevor ich fast schon mit meiner Nase auf die Nase Fels stoße – so dicht ist die Botanik hier leider. Aber wurscht, denn das schaut wirklich nach einem schönen Fund aus: wenn man am Fels rechts vorbei geht und versucht, ihn mal in Gänze anzuschaun, dann ... ja ... staunt man: der Katzenfels hat eine wirklich frappierende Ähnlichkeit mit den kopfförmigen Steinskulpturen auf den Osterinseln! Hmmm ... bin ich beim Wurschteln durchs Gehülz in einen Riss des Zeit-Raum-Kontinuums gefallen und nun ... womöglich gar nicht mehr im Nordschwarzwald?!? Bevor ich diese beunruhigende Frage allzu nahe an mich herantreten lasse beschliesse ich kurzerhand, auch in diese Granitrippe einfach mal hereinzukraxeln. Nicht auf den Hauptfels, aber auf gut gestufte Wollsäcke dahinter. Von dort nochmals einen schönen Blick über das abendliche untere Murgtal.

Inzwischen hat die Blaue Stunde begonnen. Nun zurück zum Weg und nochmals kurz südlich, von da über einen fast vollständig verschwundenen Pfad mit viel Botanik-Kampf den Hang herab bis zu einer Rückegasse und zur Wegspinne am Staubecken des Alten Mühlbachs. Entlang der Heuhütten-Wiesen wieder zurück zum Wagen. Dort quert ein Fuchs meinen Weg, sagt mir Gute Nacht, und schreckt damit einen Bussard auf, der wohl auf einer der Hütten saß und nun träge die Flügel schlagend quer durch mein Bild gleitet. Ein schöner Abschluss dieser Abend-Tour.

Fazit: der Schwarzwald um Forbach begeistert. Gemütliche Heuschopfen, rustikaler Fels – ich komm auf jeden Fall für eine dann längere Rundtour wieder. Ergänzend soll erwähnt sein, dass es hier (wie halt  überall) neben den Fels-Funden auch lange Wegabschnitte auf undramatischen Forstwegen gibt. Nur mach ich davon eher selten Bilder. T4- für Felserkundungen und Wegloses, sonst T2. Die anderen Heuhüttentäler schau ich mir sicher auch mal an. Drum schalten Sie auf diesem Kanal wieder ein, wenn es heißt: do häts ebbesch Heu in de Hütt ... un 's isch weicher, es wie im Granit! (nur zu gern würde ich in so einem Hüttle mal nächtigen ...)

Tourengänger: Schubi


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Kommentare (2)


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WolfgangM hat gesagt:
Gesendet am 5. Juni 2021 um 10:46
Hallo Schubi, schön dass du den Katzenfelsen unterhalb der Hohen Schar im Wald gefunden hast, ich hatte ihn bisher nämlich trotz Suche noch nicht entdeckt.

Für deinen nächsten Besuch kann ich dir noch den Beckenfelsen empfehlen, ca. 1 km nordwestlich der Hohen Schar. Das ist ein nach Westen sehr hoch aufragender Felsen, der auf der Bergzunge nach Norden hin in einigen Vorfelsen ausläuft. Von Osten her kommt man vom Weg aus nahe an den Gipfel und muss nur noch ein kleines Stück leicht hinauf klettern.

Und auf der Bergzunge 1 km südlich der Hohen Schar, direkt bei Langenbrand, gibt es auch noch einige interessante Felsen, die nicht durch Wege erschlossen sind, und die ich bisher nur von weitem gesehen habe und auch noch nicht näher kenne.

Viele Grüße

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juni 2021 um 17:38
Hallo Wolfgang.
Danke für deinen netten Kommentar und die Empfehlngen. Jep, die Rippe auf dem Forkel wollte ich miteinbeziehen, hab ich nu aus Zeitgründen mal weggelassen. In der Tat eine spannende Ecke!
Schönen Gruß, Frank


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