Paresberg 2396m - Unberührt

Sobald der erste Schnee gefallen ist, wird der Paresberg nicht mehr betreten, anscheinend. Zumindest heute hat ihn außer mir niemand berührt und auch alte Spuren habe ich nicht entdeckt. Die steilen Sonnenhänge sind für Skitouren eher ungünstig und zu Fuß bei Schnee auch nicht  besonders nett. Bis zur Ütia da Rit zieht eine Spur und ein paar Winterwanderer sind unterwegs, um an dem herrlichen Ort Sonne zu tanken. Ich nutze die festgetretene Unterlage, so komme ich ohne zu großen Kraftaufwand bis zur Hütte und die restlichen 400 Höhenmeter werde ich wohl auch mit Schneeauflage schaffen!?
Doch schon die Querung bis zum Paresberg kostet mich Kraft und danach wird es richtig lustig. Eigentlich kenne ich das Steiglein am Westgrat, doch mit der Schneeauflage ist es beinahe unauffindbar geworden und ich habe große Mühe. Begangen wird es im Winter wohl nie, Anhaltspunkte sind nur die abgesägten Äste, sie führen mich immer wieder auf die richtige Linie. Trotzdem sinke ich stellenweise bis zu den Hüften ein, mit einer Hand nach den Latschen greifend ziehe ich mich nach oben und gewinne langsam Höhe.
Was für ein Kraftakt, vor lauter Anstrengung bemerke ich die faszinierend schöne Umgebung nicht. Erst als ich das Latschengestrüpp hinter mir habe, öffnen sich meine Augen für die herrliche durch den unberührten Schnee verzauberte Landschaft. Ich gönne mir eine Erholungspause und atme durch, den Kamm zum Gipfel werde ich auch noch schaffen - im Laufe des Tages. Es braucht nur ein wenig Geduld, weit von meinem gewohnten Gehtempo entfernt stakse ich in Zeitlupe durch den Schnee, die Entdeckung der Langsamkeit.
Am Gipfelkreuz setzte ich mich ermattet nieder und sauge das Ambiente auf. Die Aussicht ist heute spektakulär und die Winterlandschaft um mich herum eindrucksvoll. Auch ich war um diese Jahreszeit noch nicht auf dem Paresberg, man könnte sich daran gewöhnen!? Aber zuerst muss ich wieder hinunter und auch das ist nicht so ganz einfach. Auf dem Westrücken wate ich wieder durch den Schnee, erst im Steilstück flutscht es besser.
Weiter unten im Flachen helfen mir die Tierspuren ein wenig durch den Tiefschnee und später folge ich einer Jägerspur zurück auf den Forstweg. Meine Beine wackeln noch von der Anstrengung des Aufstiegs, hier bin ich froh, dass der Schnee nicht mehr unberührt ist, das hat gewisse Vorteile!
Mein Weihnachtsgeschenk steht jetzt auch fest: Es werden Schneeschuhe sein ;-)