Fläscher Berg - weit mehr als der Regitzer Spitz


Publiziert von countryboy , 24. Oktober 2021 um 23:37.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:18 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:ca. 17km: Fläsch - Mozentobel - Heidenkopf - Diebsloch - Leiterli - P. 878 - Guschaspitz - Regitzer Spitz - Breitegg - Vorder Ochsenberg - Matluschkopf - Halda - Sauweid (Fläsch)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW (ÖV: Postauto) nach Fläsch, öffentlicher Parkplatz
Kartennummer:online Kartenausschnitt 1:20'000

Howdy

Eine herbstliche 2 bis 3 Tageswanderung auf mittlerer Höhe (1800-3000m) hätte es werden sollen, aber der erste Oktoberschnee und das allgemein verbreitete Saisonende der SAC-Hütten (17.10.) wollten es irgendwie anders. In stundenlanger Sucharbeit tat sich zwar die eine oder andere Option auf, nur um sich dann durch a.o. vorgezogenes Saisonende oder für mich schlecht gelegene Ruhetage wieder in Luft aufzulösen. Schliesslich kapitulierte ich und entschied mich für eine sichere Variante mit Glücksgefühlgarantie: eine Wanderung über den Fläscher Berg inkl. Übernachtung und gediegenem Abendessen in der Bündner Herrschaft. Wer vor dem Ableben noch berggängig ist und einen letzten Wunsch frei hat, dem oder der kann ich dieses Programm wärmstens empfehlen.

Um ca. 9 Uhr starte ich beim grossen Parkplatz in der südwestlichen Ecke Fläschs (Parkplatz Steigstrasse) und spaziere erst mal durchs pittoreske Weinbaudörfli. Anstatt durch die Weinberge aufwärts bleibe ich nahe der Talebene und gehe immer weiter bis zum Naturraum Rheinau-Ellstein, einem der letzten naturnahen Landschaftsräume entlang des Alpenrheins. Dass dieses Gebiet in der Vergangenheit auch militärische Relevanz hatte, offenbart sich dem aufmerksamen Beobachter schnell. Gelegentlich zweigt dann ein Bergwanderweg Richtung Mozentobel rechts ab. Hier wird die morgendliche Kühle schnell vom inneren Ofen übertroffen, der mit jedem Höhenmeter an Heizenergie gewinnt. Wer sich von Rutschgefahr ohne Festhaltemöglichkeit einschüchtern lässt, wird an der Tobelquerung, einer Art Couloir auf mittlerer Höhe, eher weniger Freude haben. Ein "Weg" ist je nach Witterung der vorangegangenen Tage da oder eben auch nicht. Heute waren es jedenfalls nur gerade ein paar Trittspuren. Abgesehen davon ist der Aufstieg aber problemlos und der Ausstieg ins sonnige Elltal macht richtig Freude. Ganz besonders schön ist erst mal ein Abstecher auf den Heidenkopf, dann runter ins Diebsloch und Richtung Ellhorn, wobei ich angesichts der noch vor mir liegenden Strecke auf den kompletten Aufstieg aufs Ellhorn verzichtet habe. Es schadet sowieso nicht, jeweils einen grauen Flecken auf der Landkarte für einen nächsten Besuch aufzubewahren. Macht die Wiederkehr reizvoller. Apropos Elltal, Ellhorn... Ellas (und Herberts) Wahrzeichen auf dem Heidenkopf habe ich auch gefunden. ;-)

Nach dem Besuch im Diebsloch und etwas Herumstrielens in Richtung Ellhorn mache ich mich auf den Weg zurück und folge kurz dem Wanderweg ins tiefere Elltal, zweige dann aber rechts ab und gewinne in einem langgezogenen Zacken "süferli" an Höhe. So gelange ich nach einiger Zeit auch zur Abzweigung, die dann via Leiterliweg auf die auf rund 900m gelegene Lida-Ebene führt. Im Gegensatz zur letzten Fläscher Berg-Wanderung gehe ich nicht direttissima auf den Guschaspitz, sondern folge zuerst dem Alpweg, leicht abwärts, dann dem Forstweg, leicht aufwärts und schliesslich wieder recht direkt auf selbst gewählter Wiesen-Wald-Route auf den Guschaspitz. Auch hier gibt es wieder allerhand Militärisches zu entdecken, heute für die Landesverteidigung nicht mehr relevant, aber nicht minder beeindruckend. Anschliessend immer der südwestlichen Abbruchkante folgend erst mal abwärts und dann wieder bis hinauf auf den Regitzer Spitz. Hier bin ich dann erwartungsgemäss nicht mehr alleine. Die Aussicht und der imposante Tiefblick werden dadurch aber nicht getrübt. Der Mittagsvesper ist bescheiden: Etwas Brot und Nussschoggi und als salzige Abrundung der Wanderklassiker schlechthin: Minipic. Im Hinterkopf schlummert ohnehin schon die Vorfreude auf DIE Tagesbelohnung, das Abendessen.

Nach dem Regitzer Spitz stelle ich mich und meinen Beinbeugeapparat auf den Abstieg ein. Bis Vorder Ochsenberg ist alles sehr vertraut und auch die Gelenke meckern noch nicht. Der Weg vorbei an der frei stehenden Militärfestung ebenfalls. Jedoch geht es dieses Mal weder direkt hinunter nach Fläsch, noch abwärts nach St. Luzisteig. Diesmal erkunde ich noch den Matluschkopf, was nochmal mit einem Gegenanstieg verbunden ist, der sich irgendwie strenger als erwartet anfühlt. Eigentlich keine grosse Sache, aber es ist alles streng, wenn man innerlich nur noch auf Abstieg eingestellt ist. Auch der Matluschkopf hat seinen Reiz, jedoch ist die Aussicht - zumindest in den "blättrigen" Jahreszeiten - eher eine Jagd nach kleinen Sichtfenstern im Wald. Vom Matluschkopf führt dann ein relativ frisch unterhaltenes Waldwegli hinunter zur Steigstrasse. Dieser Abstieg fährt dann eher noch etwas hinter die Kniescheiben. Ich überquere die Strasse und das daneben liegende Bachbett und anschliessend geht's nochmal durch etwas Wald und über Wiesen und schliesslich - nochmals quer durch Fläsch - zurück zum Parkplatz, wo ich viertel vor fünf wieder eintreffe.

Normalerweise stünde jetzt noch die unbeliebte Rückfahrt an, aber diesmal sind's nur 5min Fahrt ins Hotel, etwas Ausruhen, duschen (ausnahmsweise bis zur völligen Verrunzelung) und lukullischer Genuss im Alten Torkel in Jenins.

Bereit für den Gang durch die Himmelspforte ;-)
countryboy

Tourengänger: countryboy


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Kommentare (1)


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Krokus hat gesagt:
Gesendet am 26. Oktober 2021 um 19:28
Hallo Yves, so schön, dass du unsere Lieblingstour auch genossen hast. Ich finde diesen Berg immer noch traumhaft, auch nach vielen Besuchen. Vielleicht habe ich diesen Berg auch lieben gelernt, weil ich schon als Sechsjährige mit meinem Vater diese Tour, allerdings ohne Leiterli, gemacht habe.
Wünsche dir noch eine schöne Zeit, bevor es definitiv einwintert. H.G Ella


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