Glarner und Bündner Vorab - Überschreitung von Tschinglen nach Elm


Publiziert von cardamine , 16. Oktober 2021 um 00:00.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:24 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-GR   Segnas-Vorabgruppe 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Glarus - Schwanden - Elm Töniberg (Tschinglenbahn)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Elm, Steinibach - Elm Station (Es gibt keine Busverbindung zur Tschinglenbahn-Talstation, man muss hochlaufen, wenn man mit dem PKW angereist ist.)
Unterkunftmöglichkeiten:Martinsmadhütte (2004 m)

Den ganzen Sommer über hatte ich für diese lange Überschreitung auf einen Tag mit perfekten Wetterverhältnissen gewartet. Gerade rechtzeitig vor dem ersten grossen Schneefall kam endlich der ersehnte klare Herbsttag. Auf der Nordseite hatte es trotzdem etwas Eis und Schnee, weshalb ich die Tour wie im SAC-Portal mit L bewertet habe. Auf der Strecke traf ich an diesem perfekten Tag erstaunlicherweise niemanden - fast 10 Stunden in völliger Einsamkeit unterwegs zu sein war schon ein spezielles Erlebnis.

Von der Bergstation der Tschinglenbahn geht es entlang des Tschinglenbachs los Richtung Martinsmadhütte. Das tiefe Tal mit den Wasserfällen ist wunderschön. Leider verläuft eine Starkstromtrasse mitten durch das Tal. Strom ist ja eine tolle Sache - aber hätte man da nicht einen weniger attraktiven Naturraum verschandeln können?

Ab der verlassenen Martinsmadhütte ist der Weg blau-weiss markiert. Nach einer Wiese geht es gleich zur Sache: Eine 100 Hm lange Wand muss mithilfe von Ketten erkraxelt werden. Die Wand ist stellenweise nass, was es schon einigermassen anspruchsvoll macht. Meiner Meinung nach eher T4+. Auf 2200 m gelange ich auf ein Geröllplateau unterhalb der beeindruckenden Nordwand des Piz Grisch. Die blauen Markierungen leiten über glatte Platten (vermutlich war hier auch mal ein Gletscher) hoch auf das Vorab-Plateau. Auf den Platten gibt es teilweise Haken, die man vermutlich ganz gut gebrauchen kann, wenn es eisig ist. Durch eine breite Rinne gelange ich zum Ausstieg auf das Plateau bei einem Wegweiser. Endlich Sonne! Im Herbst liegt der ganze Aufstieg morgens leider im Schatten. Über die Gletscherschliffplatten geht es den Markierungen nach zum Glarner Vorab. Der Vorabgletscher muss nur noch für ein paar Meter betreten werden. Über die Nordseite kraxele ich ein paar Stufen hoch auf das breite geröllbedeckte Gipfelplateau. Die Stufen waren heute vereist, eine stellenweise heikle Angelegenheit. Den Vorab hatte ich im Winter schon einmal beim Skifahren besucht. Ohne Schnee fand ich die Aussicht heute noch kontrastreicher.

Über den Südhang geht es am Skilift vorbei zum Vorabsattel und wieder aufwärts zum etwas höheren Bündner Vorab. Dort beginnt die lange, unvergleichlich schöne Gratwanderung zum Panixerpass. Die schneebedeckte Querung hinüber zum Westgipfel (P. 2998) hatte mir erst etwas Sorge bereitet, erwies sich aber als viel weniger steil als es vom Vorab aussah. Nach diesem Engpass wird der Grat breiter und bei dem ebenen Untergrund kann man ganz unbeschwert dahinwandern und das Panorama geniessen. An der Crena Martin ist der Schlendrian vorbei, erstmal muss hier an einer Kette abgeklettert werden und dann auf einem schmalen Felsband oberhalb einer Abbruchkante gequert werden. Normalerweise wäre das kein Problem, aber das schmale Band war heute total vereist. Eine Kette gibt es leider nur am Anfang, sodass ich mich heute sehr vorsichtig hindurchtasten musste. Der Abstieg zur Sether Unterkunft ist wieder einfach. Laut dem SAC Tourenportal gäbe es hier einen Direktabstieg zum Häxenseeli. Diese steile Rinne auf der Nordseite schien mir bei den eisigen Verhältnissen aber keine gute Option zu sein. Nach der Hütte steige ich durch eine Rinne hoch auf den Grat und wechselt wieder auf die Sonnenseite. Leider nur kurz, bald führt der Weg wieder auf die Nordseite. Auf einem Band quere ich an ein paar Felsköpfen vorbei - heute alles schneebedeckt, aber immerhin nicht mehr eisig. Vor mir hatte zum Glück schon eine Person schon Spuren hinterlassen, was mich zuversichtlich stimmte, dass die Querung machbar ist. Trotzdem war ich froh, als ich endlich P.2584 erreiche, den "Abzweig" zum Crap Tgietschen/Rotstock.

Dem kurzen Abstecher zum Crap Tgietschen/Rotstock konnte ich nicht widerstehen, genauso wenig wie mein Vorgänger anscheinend. Gelohnt hat es sich allemal. In nordwestlicher Richtung steige ich wieder Richtung Wanderweg ab. Durch etwas unübersichtliches Gelände geht es zum Panixerpass mit der kleinen Selbstversorgerhütte.

Nun wandere ich auf einem rot-weiss markierten Bergwanderweg entspannt durch das lange Tal abwärts. Highlight auf dem Weg ist das schöne Häxenseeli. Der Direktabstieg von der Sether Hütte schaut von dort gar nicht angenehm aus, ich bin froh, dass ich das nicht gemacht habe! Der restliche Abstieg nach Wichlen verläuft dann wieder im Schatten. Schade denn auch dieses Tal mit den Jetzbachfällen ist sehr schön.

Von der nächstgelegenen Bushaltestelle Elm, Büelstafel, geht leider der letzte Bus schon um 15:52 Uhr, weshalb noch einmal 2 km Strecke über Asphalt nach Elm Steinibach hinzukommen. Dort geht die letzte Verbindung um 18:56 Uhr.

Tourengänger: cardamine


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Kommentare (3)


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miCHi_79 hat gesagt:
Gesendet am 16. Oktober 2021 um 18:20
Super Tour! Wir haben sie von der anderen Richtung gemacht und kammen leider ins Wetter, der Abstieg in die Martinsmad war Horror...gesehen haben wir nicht mehr viel, da machen deine Fotos neidisch ;-)
Gruss Michi

cardamine hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Oktober 2021 um 23:09
Schade, dass das gute Wetter nicht noch zwei Tage gehalten hat. Bin froh, dass ich die Wand zur Martinsmadhütte nicht absteigen musste, nass ist das trotz den Ketten heikel. Jedenfalls Respekt, dass ihr das trotz dem Wetter durchgezogen habt!

miCHi_79 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Oktober 2021 um 18:58
Wir hatten wie keine andere Wahl, eine Umkehr wäre auch nicht einfacher geworden. Aber war herausfordernd.
Wir spielten sogar mit dem Gedanken ins kleine Wärterhäuschen im Skigebiet einzubrechen oder einfach den Abstieg über das Skigebiet zu versuchen.


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