Vordere Lohner via Westgrat


Publiziert von amphibol , 14. September 2021 um 18:53.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:14 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1030 m
Abstieg: 1030 m
Strecke:Lohnerhütte SAC - Westgrat - Vordere Lohner / Zeit und Höhenangaben für Lohnerhütte bis Vordere Lohner
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Adelboden, Margeli
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Engstligenalp, Bergstation
Unterkunftmöglichkeiten:Lohnerhütte SAC
Kartennummer:1:25'000: Gemmi & Adelboden

Lohner via Westgrat

..eine lohnende Tour..

Seit Jahren sprachen TinTin und ich vom Westgrat, der eigentlich eher ein Nordwestgrat und Westgrat ist - doch bisher hat es aus ganz vielen Gründen nie klappen wollen. Aber wer Ausdauer beweist und wo der Wille nicht erlischt, der werde auch mit dem Vordere Lohner und der besagten interessanten Route in rauher Umgebung gesegnet. Der Lohner oder auch Loner (keine Ahnung was hier "richtig" ist?) wird in der alpinen Literatur mehrheitlich als riesiger über 3000m hoher Schutthaufen bezeichnet. Dem ist aber nicht ganz so, insbesondere auf dem oberen Westgrat nicht. Da ist der Fels bombenfest und wirklich sehr anregend zum Ersteigen. Allerdings bestätigen alle Zustiege, auch jene auf den Westgrat diese Umschreibung. Aber das heisst in der Tat nicht, dass man dies generell ablehnen soll.     ;-)


[13.09.2021] Am späten Mittag starteten wir bei der Margelibrücke vor Adelboden frohen Mutes und gemütlich mit dem Ziel Lohnerhütte. Zuerst dem Bunderlebächli folgend gelangten wir zackig über "i de Louwene" in die "Vordere Bunder" wo wir uns eine kleine Pause gönnten. Es war heiss-schwühl und irgendwie war der kommende Wetterumschwung bereits spürbar. Unsere Hoffnung blieb bis zuletzt bestehen, dass der Westgrat am kommenden Tag noch vor der Südwestströmung machbar wäre - da schwörten wir quasi drauf. 
Über den interessanten und vom regenreichen Sommer immer noch sehr feuchten Lohnerweg via Schrybeschreck und über die schönen Bänder, den Zürchertritt und weitere Bänder erreichten wir bald mal die super gemütliche Lohnerhütte. Wir waren alleine und das passte uns gerade so. :-) Genussvoll und gemütlich liessen wir es Abend und Nacht werden und machten uns nach den natürlich selbstgekochten Spaghetti mit Sauce und Reibkäse (die Ausstattung der Hütte lässt keine Wünsche übrig) relativ früh auf den Weg in den gemütlichen oberen Stock um uns dem Schlaf zu widmen. 

[14.09.2021] Pünktlich um 06.00 Uhr starteten wir in dunkelster Dunkelheit entgegen das Mittaghorn, zuerst die "Witi Chumme" querend und danach im Zick-Zack hoch. Der Weg biegt bald mal links ab (markiert mit Schild) und ab ca. 2400, wo man unter einem markanten Fels links und danach steil rechts hoch quert verliert sich der Weg im Geröll, der vor Jahren, als wir schon mal aufs Mittaghorn wanderten noch in gutem Zustand war. Nun halt weglos über viel Geröll auf eine Moräne, diese leicht linkshaltend der Kante hoch steigend. Ab den oberen Felsbändern ist der Weg mit Ketten bestückt, auch wenn es nicht schwierig ist auf den Sattel zwischen Mittaghorn und Westgrat zu gelangen. 07:15 Uhr erreichten wir diesen Sattel und seilten uns am Mittaghorn an.

Der erste Aufschwung fand ich eine der schwierigeren Stellen (weil schuttig, viele Flechten und eher schlechter absicherbar und ausgesetzt). Allerdings findet sich ca. nach 50Hm die erste Sicherungsstange gefolgt von 2 weiteren, welche dann auch ungefähr die Route vorgeben. Hier muss man auch mal etwas links oder wieder rechts traversieren - aber der Fels ist meist ganz passabel (muss aber stetig geprüft werden). In ähnlichem Gelände und auf weiterem Aufschwung bestehen 2 weitere gute Sicherungsstangen. 

Danach wechselt sich das Gelände ab, mal kommt wieder ein Aufschwung, mal eine Gratpassage, mal eine eher leichte Laufpassage. Der Fels ist mehrheitlich in Ordnung, abwechselnd mit einigen Stellen wo man gut daran tut, die Tritte und Griffe zu überprüfen. Es folgen leichte Gratdrehungen, wo man auch mal auf der Kante traversiert und der Grat wird je weiter man steigt auch ausgesetzter. Aber die Felsqualität nimmt stetig zu bis man nach einem nicht all zu hohen Aufschwung auf einmal einen markanten Farbwechsel (von eher bräunlich zu hellem grau) des Fels notiert. Ab hier ist der Grat stellenweise sehr ausgesetzt, aber der Fels ist von bester Qualität und die Absicherung alleine am Fels durch Zacken ist gut machbar. Es wechseln sich dann Passagen mit leichten bis eher schwierigen Abkletterstellen ab, mal ausgesetzt, mal wieder ziemlich einfach. Der Grat ist noch relativ lange und vor der Abseilstelle (ca. 9-12m) wird's nochmals eng. Neben wenigen Bohrhaken am oberen Grat hat es auch nach der Abseilstelle noch einen, was noch hilfreich ist, weil man auf ein schmales und etwas brüchiges Band abseilt. 

Nach der Abseilstelle bleibt der Grat noch luftig, aber es ist nicht mehr weit und wir erreichten immer auf der Gratkante um 10:40 Uhr den Gipfel und freuten uns riesig über den Erfolg und dass wir diese Tour nun in die Tat umsetzen konnten! 

Der Abstieg vom Vordere Lohner ist schnell erzählt. Bei den platteigen Abkletterstellen, die doch ziemlich heikel sind haben wir alles abgeseilt und nach dem letzten Trichter (es hat nach dem Einstieg in den Trichter von oben gesehen links einen Bohrhaken mit Schlinge) folgten wir dem grossen Steinmann (ganz kurzer Aufstieg entlang einer Wand rechterhand) und kletterten nochmals ein kleiner Trichter ab und stiegen dann direkt ins markante oben noch enge unheimlich geröllige Couloir ab (es ist das Dritte von der Engstligenalp-Seite her gesehen). 

Endlich unten führt ein Weg entlang der geschichteten Felsen zum Schedelsgrätli. Trotz Abseilerei haben wir für den Abstieg vom Gipfel nur ca. 1.5h gebraucht (von da noch ca. eine Stunde zur Engstligenalp). 

Bewertung nach SAC-Tourenportal: ZS-3b/5-6h von Lohnerhütte SAC. Zeit- und Höhenangaben oben: Nur Aufstieg Löhnerhütte-Vordere Lohner.  Der Abstieg via Südgrat ist "T6-, II", weil wir aber die schwierigsten Stellen abgeseilt haben, sei das hier nicht in die Bewertung eingeflossen (T5- ist der Zustieg zur Lohnerhütte, sei es von der Bonderalp oder von der Engstligenalp). 

Fazit: Die Tour auf den Vordere Lo(h)ner via Westgrat ist wirklich durchaus lohnend. Das Geröll ist bei weitem nicht so störend, wie man landauf-landab hört. Der obere Teil des Westgrats lädt gar an, einer der besten und wohl festesten Grate des Engstligentals zu sein! Es wurde ca. vor zwei Jahren zudem in die Sicherungen (Stangen & Borhaken) investiert. Zudem ist Einsamkeit und Ruhe an diesem Anstieg auf den Vordere Lo(h)ner gegeben und der Gipfel ist wirklich sehr schön gelegen mit traumhafter Aussicht (auch in den Alpen-Hauptkamm). Es spricht für mich auch gar nichts dagegen, diese Tour eines Tages zu wiederholen. Bei Musse, Zeit und gutem Wetter würde sich als Tourzusatz wohl auch lohnen, den Mittlere Lo(h)ner ebenfalls noch zu besteigen. 

Tourengänger: amphibol, TinTin
Communities: ÖV Touren


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