Bike & Hike auf die Kreuzspitze 3082m bei bescheidenem Wetter


Publiziert von Simon_B , 23. August 2021 um 20:22.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:23 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m

Ich glaube, man kann gut mit schwierigen Situationen umgehen, wenn man immer nach dem Krümel Positiven sucht... Der Bergsommer dieses Jahr ist häufig kühl und nass, schlecht für Touren, aber immerhin vielleicht ganz gut für die Gletscher.
Der Wetterbericht sagte heute Sichtbehinderungen durch reichlich Bewölkung  und auch Regenschauer voraus - aber immerhin keine gefährliche Unwettergefahr.

Gegen kurz vor 09:00 bin ich mit meinen NICHT elektrisierten MTB vom Parkplatz Mischbach im besagtem Wettermix gestartet. In der anstrengenden Auffahrt mit einem 14,5 Kilo Enduro mit völlig unzureichender Übersetzung 1:12 kam ich schon ganz schön an die Grenzen - ohne kurze Schiebe - und Standpausen ging es für mich nicht - aber immerhin lugte für einige Minuten auch mal kurz die Sonne durch die Wolken...

Die Ochsenalm erreichte ich dann so gegen 10:30.  Eine Erfahrung, welche ich immer wieder bei Bike & Hike gemacht habe: So sehr die Auffahrt per Rad auch anstrengend war - wenn man dann zu Fuß weiter geht, fängt man muskulär und konditionell fast wieder beim Ausgangslevel an - zumindest tut das Laufen dann erstmal richtig gut. Ein für mich heute optisches Highlight war der kurzzeitig vorhandene Blick zur Regensburger Hütte über den eindrucksvollen Wasserfall. Der Weg zur Hütte war für mich dann vom Nebel dominiert - ging aber zumindest recht zügig von statten. Um nicht auszukühlen, ging ich noch ein Stück weiter Richtung Kreuzspitze, wo ich dann gegen 11:30 eine Pause machte - im wesentlichen ohne Sicht - weder zum Tagesziel, noch in die bestimmt schöne weitere Umgebung.

Beim weiteren Aufstieg drängte sich mir dann heute das Thema Motivation auf. Warum tue ich bestimmte Dinge? Warum schinde ich mich 1900 Höhenmeter hinauf ohne echte Hoffnung auf wenigstens einige tolle Gipfelblicke? Immerhin - ich war auch heute nicht der Einzige.  Meine ersten Gedanke: Muss ich irgendwas kompensieren? Will ich mir auch heute unbedingt beweisen - ich bin noch fit wie Anfang 20? Habe ich die letzten 200 Höhenmeter vor 20 Jahren auch schon so gezittert vor Erschöpfung, bzw. hatte ich da auch schon einen leichten Schwindel vor lauter Anstrengung? Muss ich vielleicht mal zum Therapeuten auf die Couch? Zumindest kenne ich für die Problemchen Erschöpfung und Schwindel ein Mittel: kurz anhalten, durchatmen und weiter... und ich weiß auch: Nach einer Gipfelpause und mit der weniger anstrengenden Abstiegsrichtung erholt sich der Körper erst einmal ganz gut. Und so erreichte ich schließlich nach Passieren der durch die Nässe gar nicht so banalen seilgesicherten Passagen und letzter Blockkletterei schließlich kurz nach 13:00 Uhr den Gipfel - natürlich bei null Sicht und leichtem Schneegriesel. Na dennoch, so ein Gipfelsieg bewirkt bei mir auch bei diesen Verhältnissen ein kleines Glücksgefühl. Den Abstieg begann ich dann nach etwa 10 Minuten - für länger war es mir hier zu ungemütlich. Ich war dann froh, als ich das heikle Gelände hinter mir hatte und mir einen weiteren Motivator für solchen Unsinn überlegte: Cola, Capucchino und ein Kaiserschmarren - das sollte doch auf der Regensburger Hütte zu machen sein. Und so war es dann auch - insbesondere der Kaiserschmarren  war wirklich exzellent! Und er schmeckt eben noch besser, wenn man ganz oben war!!!

Der Rest ist schnell erzählt: Mit dem weiteren Abstieg setzte dann der Regen ein. Alles, was beim Erreichen das Fahrrades noch nicht nass war, war es dann spätestens am Ende der Abfahrt - aber bei diesem Wetter dürfen diese 600 Höhenmeter vernichtenden letzten 15 Minuten als ein weiteres Highlight des Tages gelten...

Fazit:
Bestimmt ne tolle Tour, wenn man tolles Wetter hat. Bei dem heutigen Wetter nur was  für Leute mit übersteigertem Ehrgeiz. Zu den Schwierigkeiten: Bis zum Abzweig Plattenspitze entspannte Bergpfade, danach Moränengelände, gesicherter Steig und schließlich Blockkletterei im Einserbereich. Bei der Nässe heute dachte ich ehrlich auch mal kurz über ein Klettersteigset nach - bei Trockenheit geht es für Geübte aber sicher gut ohne. Noch eine letzte Bemerkung zum Thema MTB: Gleich beim Start überraschte mich ein Bike-Verbots-Schild am breiten Forstweg - trotz der Bewerbung der Tour im Stubai-Tourismus. Nach Rücksprache mit den Leuten von der Hütte wurde das Schild wegen der Zunahme der E-Bikes und auch aus versicherungsrechtlichen Gründen von den Eigentümern (Alm) aufgestellt. Das Befahren ist also wohl zumindest noch geduldet - wenn aber was passiert, ist der Eigentümer raus.


Tourengänger: Simon_B


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