Kurzbericht 

Auf Besuch bei den drei faulen Brüdern...


Publiziert von lorenzo , 23. August 2021 um 10:24.

Region: Welt » Terra Incognita
Tour Datum:21 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1985 m
Abstieg: 1985 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Filzbach, Sporthotel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Restaurant Kerenzerberg
Kartennummer: LK 1134 Walensee, 1154 Spitzmeilen; P. Straub, Alpinführer Glarner Alpen, SAC 2004

Für mich als Berner hat sich mein Glarner Palmares bisher in überschaubaren Grenzen gehalten - die üblichen Gipfel halt, aber nicht einmal der Kärpf ist dabei, geschweige denn der Biferten -, und von den Mürtschen hielt mich bisher die lange Fahrt auf der Autobahn ab. So schob ich das Projekt Jahr um Jahr vor mich hin, bis ich kürzlich im Fahrplan entdeckte, dass Filzbach als valabler Ausgangspunkt in knapp zweieinhalbstündiger Fahrzeit mit Bahn und Bus bereits rund 10min vor 8 Uhr erreichbar ist, und der letzte Bus erst um 21 Uhr abfährt, so dass ich bei einer durchschnittlich angegebenen Überschreitungszeit von 12h genügend Reserve haben würde. Ich studierte zum x-ten Mal den Führer und einige Tourenberichte, wo vor zahlreichen Verhauermöglichkeiten gewarnt wird, und machte mich an meinem ersten Ferientag bei warmem und sonnigem Wetter auf den Weg.
 
Ein erster - klassischer - Verhauer passierte mir beim Troosbödeli, wo ich den Einstieg nach Troos verpasste, so dass ich zu tief querte und dann mühsam über die Husplanggen zum Weg hochsteigen musste. Den tiefblauen Talalpsee unter mit lassend, gelangte ich nach Unter Troos. Auf Troosplanggen erklärte mir der freundliche Älpler, der mit seiner Kollegin die Schafe hinunter trieb, den "findigen" Weg Richtung Stock. Der Riss war noch feucht, ging aber gut, schwieriger fand ich dagegen die feingriffige Wand zum Bös Band. Dieses war zwar nicht schwer, verlangte aber wegen seiner bodenlosen Ausgesetztheit nach einer weiteren nassen Stelle gute Nerven. Der Weiterweg von Norden zum Stock war zwar nicht schwer, erforderte aber wegen dem brüchigen Fels entsprechende Vorsicht. Dann konnte ich endlich aufatmen und vom Gipfel den Tiefblick zum Walensee geniessen. Beim Abstieg durch die brüchige W-Rinne war ich froh, alleine zu sein und niemanden durch losgetretene Steine zu gefährden.

Auf der abwechslungsreichen Querung zum Fulen, bei der in der Tiefe der Spanneggsee und weiter im Südwesten der Klöntalersee ins Bild rückte, holte ich nach dem Kegelkönig das Paar ein, dem ich bei der Jägernase begegnet war, als es zuunterst von der Stock W-Rinne gerade abseilte und mir für den dortigen Abstieg grünes Licht erteilte. Gemeinsam stiegen wir zum Fulen weiter, wo wir Pause machten und die wohl ebenfalls "findige" und schwierig aussehende Route über den N-Grat auf den Ruchen, wo sich ein paar Seilschaften noch im Aufstieg befanden, studierten. Im Südwesten über dem Linthtal ragte der imposante Glärnisch empor, aber der Tödi war zwischen Quellwolken nur undeutlich zu erkennen. Ich verabschiedete mich und stieg über die einfache SE-Flanke, zwei deutsche Aufsteiger kreuzend, zum Sattel zwischen Fulen und Ruchen ab.

Bis vor den zweiten Turm kam ich ohne Seil gut vorwärts, diesen erkletterte ich gesichert, und von seiner Spitze seilte ich in die folgende Scharte ab. Auch den Gendarm überkletterte ich gesichert, dann ging es wieder seilfrei über den letzten Aufschwung und den Gipfelgrat zum Gipfel, wo sich ein anderes Paar gerade im Aufbruch befand. Der Tödi zeigte sich noch immer nicht in vollem Glanz, dafür reihten sich die Churfirsten um so eindrücklicher über dem Walensee. Ich machte nochmals Pause und zog eine Zwischenbilanz: 16 Uhr, das sollte für den drittletzten Bus um 19 Uhr reichen. Entlang dem S-Grat führte ein bequemer Pfad hinunter und auf den langen Geröllstreifen unter dem W-Couloir konnte ich kraftschonend und zeitsparend zur Alp Hummel hinuntersurfen.

Im Laufschritt gelangte ich auf dem Bergweg zurück zum bereits wieder im Schatten liegenden Talalpsee, wo sich letzte Ausflügler auf den Heimweg machten, und ich aus Zeitgründen schweren Herzens auf ein erfrischendes Bad verzichtete, und auf dem Wanderweg noch rechtzeitig für den ins Auge gefasste Bus zurück nach Filzbach. Als ich einem ebenfalls auf die Abfahrt wartenden interessierten Churer auf den Mürtschen zeigend erklärte, wo ich gewesen war, meinte der bloss: "de kasch emel denn schlafa...!" Was ich dann bereits im Zug ab Zürich auch wirklich konnte...

 
Zustieg zur Homatt
Von der Busstation Filzbach, Sporthotel (ca. 715m) auf dem Wanderweg bis zur Talalp (1123m). Nach E über Weide zum Troosbödeli und dem eingezeichneten Weg folgend über Unter Troos (1427m) zur Troosplangge und über diese auf Schafweide nach E hinauf zum Grat S Homatt (1859m), 2h 15min, T3.

Stock
Aufstieg über das Bös Band: vom Grat S Homatt (1859m) nach S und über den Schrofenhang von Wäsen E der Stocklochwand zu einer Grasschulter (ca. 2100m). Nach SW über ein Geröllfeld zu einer Grasrippe und auf dieser nach SE auf den Grat. Westlich um einen ersten Gratturm und über den nächsten (II) und auf der E-Seite eine Grasflanke querend zu einem Felsriegel. Diesem entlang leicht nach SE absteigend zu einem Riss und durch diesen hinauf (10m, III, Hk, Bh) zu den Grattürmen. Durch einen Kessel auf dem schwarzen Schieferband der Schwarzschnuer in einem Bogen nach S und W horizontal zur Geröllterrasse des Schussplatz. Durch einen weiteren Geröllkessel horizontal nach S und durch eine Runse hinauf zur Jägernase (bis hier Pfadspuren und Steinmänner). Über eine 20m hohe kompakte Felswand (IV, Bh) zum Bös Band. Auf diesem nach N zur Bös Nase (ausgesetzt, III, Bh, einzementierte Hk) und weiter nach E zum N-Kamin (weisser Pfeil). Durch diesen hinauf, dann links der N-Rippe über brüchige Stufen (II-III) zum E-Grat und über diesen in Kürze zum Gipfel (2389m), 1h 45min, ZS.

Abstieg nach W: vom Gipfel (2389m) auf der W-Seite zuerst N, dann S ausholend durch ein brüchige, von leichten Felsen durchsetze Rinne hinunter und zuletzt an Bh-Ständen 2x20m Abseilen S vom Fingerriss zurück zur Jägernase, 15min, WS.

Fulen
Aufstieg von N: von der Jägernase über leichte Felsen hinunter zu einem Geröllband und auf diesem horizontal (Pfadspuren, Steinmänner) unter den Flühen zu einer Verzweigung, wo man nicht rechts einem absteigenden markanten Band folgt, sondern links über eine gestufte Rampe (Steinmänner) aufsteigt. Weiter zum Kegelkönig, zwischen diesem und der Felswand hindurch, und zu einem Felsriegel, der durch eine Kaminrinne erstiegen wird. Durch eine brüchige Runse (II) nach SE zum braunen Gipfelplateau ("Härdöpfelacher") und über dieses und den NE-Grat aus hellem Kalk (II) auf den Gipfel (2410m), 1h 15min, L.

Abstieg SE-Flanke: zuerst in der SE-Flanke, weiter unten auf dem SSE-Grat über leichte Felsen und Schrofen (Pfadspuren, Steinmänner) zum Sattel ca. 2300m zwischen Fulen und Ruchen, 15min, T5.

Ruchen
Aufstieg N-Grat: vom Sattel ca. 2300m zwischen Fulen und Ruchen durch eine Geröllrinne nach W absteigen und auf einem Geröllband zu einer markanten Scharte W vom Grat. Über eine feingriffige Platte (IV) in eine Rinne und durch diese und einen Kamin (III-IV) zurück zum Grat. Auf einem Grasband ansteigend (ausgesetzt, III, Bh) E um den nächsten Turm und über die N-Kante auf den folgenden Turm (III, Bh), von dessen Gipfel (Schlingen) 15m in die nächste Scharte abgeseilt werden kann. E durch eine kurze Schrofenrinne unter einen Gendarm mit einer scharfen Gipfelplatte, der von E nach W über überklettert wird (III, Bh, Knotenschlinge für Abstieg, ev. 10m Abseilen). Von der folgenden Scharte durch eine gestufte Kaminrinne (III) hinauf und über den Gipfelgrat, einige Zacken überkletternd (III) oder E oder W umgehend auf den Gipfel (2440m), 2h, S.

Abstieg S-Grat: vom Gipfel (2440m) zuerst W, dann E und zuletzt auf dem Grat zur Scharte vor dem markanten Gratturm (Pfadspuren). Nach W auf Schrofen (Drahtseil, Pfadspuren) über die oberste Steilstufe hinunter, dann durch das Couloir auf Schrofen, Geröll und Gras (Pfadspuren, Steinmänner) bis ca. 1850m. Nun nach NW, weiter Geröllrinnen zum Abrutschen ausnutzend, hinunter nach Hummel (ca. 1575m und 1559m), 1h, T6.

Rückweg über Spanneggsee, Hinter Tal und Talalpsee
Von Hummel (ca. 1575m und 1559m) auf dem Bergweg E am Spanneggsee (1424m) vorbei zum Sattel ca. 1485m, über die Steilstufe hinunter und durch das Hinter Tal und entlang dem Talalpsee (1084m) zurück zur Talalp (1123m). Auf dem Wanderweg zurück zur Busstation Filzbach, Sporthotel (ca. 715m), 1h 30min, T2.

Verhältnisse: sonnig mit Quellwolken und warm. Gras morgens feucht, dann trocken, Fels schattseitig z.T. feucht, sonst trocken.

Material: übliche Kletterausrüstung mit 50m Einfachseil, 5 Express und 3 Schlingen. Zusätzlich ev. ein Kk-Set und 3 kleine und mittlere Friends (nicht gebraucht).

Fahrplan: 8 Uhr Filzbach, Sporthotel, 10.15 Homatt, 12 Uhr Stock, 13.15 Fulen, 15.45 Ruchen, 17 Uhr Hummel, 18.30 retour. 

Tourengänger: lorenzo


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