Finsteraarhorn (4.274 m) - lang ist der Weg


Publiziert von boerscht , 21. September 2021 um 11:43.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:14 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 3100 m
Abstieg: 3100 m
Strecke:42,5 km
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Das Finsteraarhorn ist definitiv einer meiner Traum Gipfelziele in der Schweiz. Ob vom Furkapass, aus dem Berner Oberland oder sogar vom Tessin aus gesehen zeigt sich das Finsteraarhorn immer als eine tolle Berggestalt. Manko sind nur die langen Zustiege und die Abgelegenheit des Bergs. Da braucht es mindestens ein verlängertes Wochenende dafür, was dieses Wochenende endlich klappen sollte.

Tag 1:

Oberaarsee - Oberaarjoch - Studer- / Galmigletscher - Fieschergletscher - Finsteraarhornhütte T3, WS-; 6,5 h:

Nach einer Nacht im Auto am Furkapass gehts früh am Morgen die Mautstraße zum Parkplatz an der Staumauer am Oberaarsee nach hinten. Vorbei auf schönem Wanderweg am rechten Ufer des Oberaarsees geht es zum immer größer werdenden Gletschervorfeld des Oberaargletschers. Schon jetzt ist es ordentlich warm und wir kommen im Aufstieg über den im unteren Bereich aperen Oberaargletscher schon ganz schön ins Schwitzen. Sobald der Schnee beginnt seilen wir an, da der Oberaargletscher im oberen Bereich doch einige große Spalten zu bieten hat, welche nur noch mäßig gut überdeckt sind. Im Oberaarjoch angekommen gibts eine erste, verdiente Pause. Immerhin ist schon einiges an Wegstrecke zurückgelegt. Weiter gehts über den Studergletscher zum Galmigletscher. Die Felsinsel, bzw. Gletscherbruch wird südlich in großem Bogen umgangen. Die Gletscher sind ab hier nun bis zur Finsteraarhornhütte praktisch aper und wir können ohne Seil weiter gehen.
Über den Galmigletscher gehts hinab zum Fieschergletscher. Wirklich eine gigantische Gletscherwelt hier in der Gegend. Leider ist der Fieschergletscher komplett mit Munition zugedeckt. Wirklich krass wie viele Patronenhülsen und sonsitger Militärschrott hier herumliegt. Da muss man echt aufpassen wo man hintritt. Wie wärs denn mal das Militär nützlich einzusetzen und hier eine Aufräumaktion zu starten?
Der Fieschergletscher zieht sich dann bis zur Finsteraarhornhütte noch ordentlich in die Länge. Immer wieder muss der beste Weg zwischen kleineren Spalten gesucht werden oder diese übersprungen werden.
Zum Schluss auf gutem, teils etwas versichertem Weg hinauf zur schön gelegenen Finsteraarhornhütte.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir bei bestem Wetter und Aussicht auf der sonnigen Terrasse der Hütte. Das Hüttenteam ist im Übrigen sehr nett und das Essen super! Auch die Zimmer sind sehr gemütlich, hier lässt es sich definitiv aushalten.

Tag 2:

Finsteraarhornhütte - Finsteraarhorn - Finsteraarhornhütte ZS-, II; 7 h:

Für den Gipfeltag ist bestes Wetter gemeldet, dem Finsteraarhorn steht also nichts im Wege. Frühstück gibt es um 4:30 Uhr, das ist ja sogar noch einigermaßen human. Das Gurtzeug legen wir direkt an der Hütte an, Seil und Steigeisen können jedoch noch im Rucksack bleiben. Als erste starten wir am Morgen an der Hütte über gut markierten und ersichtlichen Weg hinauf in Richtung P.3233. Ab hier verlieren sich die Markierungen und Steinmänner etwas und man sucht sich den besten Weg über etwas glatt geschliffene Platten hinauf zum Gletscher. Dieser ist noch komplett Schneebedeckt, wenn auch nur dünn, also seilen wir uns an und gehen weiter in einem ausholenden Bogen in Richtung Frühstücksplatz. Drei Seilschaften sind uns noch auf den Fersen, es geht heute also sehr gemütlich am Berg zu und man kommt sich auch in der Kletterei nicht in die Quere. Etwas brüchig auf gutem Pfad hinauf zum Frühstücksplatz, welchen wir bei Sonnenaufgang erreichen. Der Übergang auf den Gletscher ist heute problemlos in gutem Trittschnee möglich.
Recht steil gehts nun im Zickzack über den Gletscher hinauf zum Hugisattel. Der Schnee hat zum Glück gut abgestrahlt und trägt bestens. Immer wieder fällt der Blick zurück in Richtung Groß Grünhorn, Wannenhorn und den Berner 4000ern welche im Morgenlicht leuchten.
Am Hugisattel entscheiden wir uns das Seil wegzupacken und den Grat seilfrei zu klettern. Das geht einfach schneller und ist bei den perfekten Verhältnissen heute für uns gut machbar. Die Steigeisen lassen wir jedoch an, da es doch ein paar Stellen mit Schnee, bzw. Eis am Grat gibt. Entweder man steigt direkt am Grat vom Hugisattel aus ein, was dann auch die klettertechnisch schwerste Stelle am Grat ist, oder etwas unterhalb in einfacherem, jedoch brüchigerem Gelände. Wir entscheiden uns für die 2. Variante.
Die weitere Kletterei am Grat hinauf ist herrlich. Bester, trockener Fels welcher nie wirklich stark ausgesetzt ist. Die Schwierigkeiten gehen nicht über II hinaus. Bei der heutigen Aussicht herrlich zu klettern und leider viel zu schnell vorbei. Vor dem Gipfel nochmals etwas Firn, dann stehen wir auf dem Finsteraarhorn!
Die Aussicht vom Gipfel ist umfassend. Die Walliser 4000er, Berner 4000er und die Berner Gletscherwelt sind doch sehr beeindruckend. Menschengemachte Infrastruktur oder gar Städte sind von hier aus keine zu sehen, ist halt doch sehr abgelegen hier.
Im Abstieg zum Hugisattel gilt es vor allem in den Schneebedeckten Passagen nochmals aufzupassen. Auch das Abklettern geht bestens, eine Stelle bei der man hier unbedingt abseilen müsste, fällt uns nicht auf.
Der Firn ist mittlerweile in der Sonne ordentlich weich geworden und bereits im Abstieg zum Frühstücksplatz sinken wir teils bis zum Knie ein. Weiter der Aufstiegsspur folgend nun im T-Shirt wieder hinab zur Finsteraarhornhütte, welche wir perfekt zur Mittagsessenzeit erreichen.

Tag 3:

Finsteraarhornhütte - Fieschergletscher - Galmi- / Studergletscher - Oberaarjoch - Oberaarsee T3, WS-; 5,5 h:


Leider ist für den Tag des Rückwegs von der Hütte zum Oberaarsee recht schlechtes Wetter gemeldet. In der Nacht bis am frühen Morgen gewittert es noch ordentlich, sodass wir nicht wie geplant um 5 Uhr starten können. Das Wetter bessert sich jedoch recht schnell und gegen 7 Uhr machen wir uns an den noch langen Rückweg.
Der Rückweg erfolgt auf gleicher Route wie der Hinweg zur Finsteraarhornhütte über das Oberaarjoch. Der Weg kommt uns unendlich lange vor und zieht sich ordentlich in die Länge. Sollte ich je nochmals zum Finsteraarhorn kommen, dann sicherlich nur mit Ski.
Genau mit Eintreffen der ersten Regentropfen erreichen wir am Mittag wieder den Parkplatz am Oberaarstausee. Perfektes Timing mal wieder.


Tourengänger: boerscht
Communities: Photographie


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